Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Gegen normale Leute kann ich mich ganz gut verteidigen, aber da drinnen wird es nur so von Serranos Gorillas wimmeln. Es wird ein Blutbad geben, bis wir zu ihm durchkommen, meinst du nicht auch?«
»Richtig. Wir werden uns durch sie hindurchkämpfen müssen«, stimmte er ihr zu. »Also gut, ich muss aber noch etwas erledigen, bevor wir reingehen. Was schlägst du vor?«
»Wir kümmern uns zuerst um deine Sache.«
Es war vernünftig, zunächst alles Übrige zu erledigen, bevor sie sich das geeignete Talent besorgte, damit möglichst wenig Zeit verging, bis sie am Zielort ankamen. Also fuhren sie zurück zu Reyes’ Wohnung, wozu sie den Bus benutzten, weil Taxen sehr leicht zu verfolgen waren und sie es nicht riskieren durften, von Schlägern aufgehalten zu werden, die noch nicht auf dem neuesten Stand waren. Auf diese Weise dauerte es zwar ein bisschen länger und sie würden unter Zeitdruck geraten, aber Kyra wusste, dass es notwendig war. Es würde keine zweite Chance geben, Mia zu retten.
Im Loft angekommen, schlüpfte Kyra in enge schwarze Trainingshosen, in denen sie viel Bewegungsfreiheit zum Kämpfen hatte, auch wenn diese ansonsten keinerlei Schutz boten. Doch die Panzerwesten waren gerade aus, also würde es so gehen müssen. Ein schwarzes T-Shirt und gleichfarbige Sneakers vervollständigten ihr Outfit. Stiefel hätten zwar mehr Schaden angerichtet, würden sie jedoch auch langsam machen.
Und bei dem, was sie vorhatten, kam es auf Schnelligkeit und gute Reflexe an. Während sie auf Reyes wartete – er kramte in der oberen Etage herum – , warf sie einen Blick ins Telefonbuch und notierte sich eine weitere Adresse. Sie waren fast fertig. Einige Minuten später kam Reyes wieder zu ihr herunter, augenscheinlich mit leeren Händen.
»Hast du, was du brauchst?«
Er klopfte auf seine Jackentasche. »Ja, klar.«
Sie nahmen den Marquis. Es gab nun keinen Grund mehr, sich zu verstecken. Serrano wusste, dass sie kamen, er wollte es sogar. Reyes erklärte ihr, wie sie fahren musste. Es war dunkel, und das Licht der Leuchtreklame erzeugte eine surreale Atmosphäre wie in manchen modernen Gemälden.
Wie sich herausstellte, wollte Reyes etwas aus einem Lager besorgen, das sich auf einem kleinen Grundstück in der Innenstadt, direkt zwischen einem Parkplatz und einem abbruchreifen Gebäude, befand. Reyes besaß einen Schlüssel zum Tor, hinter dem ein Weg zum Lagerhaus führte. Mit einem zweiten Schlüssel öffnete er das Vorhängeschloss einer weiter hinten liegenden Einheit. Kyra war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte, doch sie blickte auf einen Haufen Trödel: Pappschachteln, Kisten mit eingestaubten Büchern und sogar eine Schneiderpuppe. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, er hätte einen Speicher ausgeräumt.
»Was sind das für Sachen?«, fragte sie.
»Zur Tarnung.«
Zielstrebig lief er auf eine Truhe mit Messingbeschlägen zu, über die er einen bunten Orientteppich geworfen hatte. Darin befanden sich haufenweise alte Schmöker aus den 1940er- und 1950er-Jahren. Reyes holte ein Federmesser aus der Tasche und fuhr damit an der Seite der Kiste entlang, woraufhin ein doppelter Boden zum Vorschein kam. Reyes zog einen schwarzen Seesack hervor, drückte die Holzverkleidung wieder an ihren Platz und veränderte die Lage der Bücher, bevor er die Truhe wieder zuklappte und mit dem Teppich bedeckte.
»Dein Waffenversteck«, schloss sie.
Er lächelte flüchtig. »Die gibt es in jeder Stadt, in der ich arbeite. Man kann schließlich nie wissen, wann man sie braucht.«
»Wir werden sie brauchen, zudem kann ich schießen«, fügte Kyra hinzu. »Aber im Haus sollten wir uns nicht nur auf Waffen verlassen, das wäre zu gefährlich.«
Sie deutete sein Schweigen als Zustimmung und lief hinter ihm zum Marquis zurück, den sie in einer Gasse neben dem Lagerhaus geparkt hatten. Für Vegas war es ein verhältnismäßig kühler Abend. Der Wind, der durch die Stadt wehte, roch nach Wüste. Im Licht des Armaturenbretts warf sie noch einmal einen Blick auf die Adresse, die sie sich aufgeschrieben hatte, prägte sich ein, wie sie zu fahren hatte, und ließ den Motor an.
»Wohin fahren wir?«
Kyra antwortete nicht. Sie wollte ihn nicht dabeihaben, wollte nicht, dass er ihr half. Aber sie war auch nicht so dumm, es allein zu versuchen. So sehr es ihr auch missfiel, sie brauchte seine Erfahrung. Aber dies würde das Letzte sein, was sie gemeinsam erledigten. Danach würde sie endlich vergessen dürfen, dass er
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