Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Positionen, die Show konnte also beginnen.
Sie durften sich den Türen, auf denen »Privat« stand, nicht allzu zielstrebig nähern, mussten sich jedoch beeilen, damit Kyras gestohlenes Talent nicht vorzeitig verpuffte. Und Reyes kannte sich zwar ein wenig mit Sicherheitssystemen aus, war aber nicht Apex; es gäbe also keine Erfolgsgarantie. So kostete es ihn einige Selbstbeherrschung, um auf kleinen Umwegen durch den Kasinobetrieb zu schlendern.
Zweimal stoppte er an einem Spielautomaten, um Münzen einzuwerfen, während Kyra ebenso fasziniert wie angewidert neben ihm stehen blieb, als hätte sie den Laden nicht schon hundert Mal gesehen. Fast glaubte er selbst schon, sie wäre eine Touristin aus Minnesota.
Um sie herum klingelte und blitzte es. Das Silver Lady war auffällig laut und grell, sodass man zwangsläufig verrückt werden musste, wenn man zu viel Zeit dort verbrachte. Reyes sehnte sich insgeheim nach einem stillen Ort, aber er würde diese verdammte Sache mit durchziehen. Das war er Kyra schuldig.
Wie aufs Stichwort fing Apex an, Unruhe zu stiften. Zuerst pöbelte er nur ein bisschen herum, sodass die Sicherheitsleute im hinteren Teil des Saals es ignorierten. Nach und nach steigerte er sich jedoch, und die Wachmänner waren gezwungen einzuschreiten. Sowie sie durchgriffen, nahm Reyes Kyra bei der Hand und zog sie Richtung Flügeltür, durch die man in jenen Teil des Kasinos gelangte, der nicht öffentlich zugänglich war.
Alles verlief reibungslos. Ohne die bulligen Anzugträger konnten sie einfach passieren, da die Angestellten nur ihren Dienstausweis durch das Schloss ziehen brauchten. Aber die Sicherheitsbestimmungen würden sich verschärfen, je weiter sie ins Gebäude vordrangen. Kyra verhielt sich ruhig und konzentrierte sich vollends auf ihre Aufgabe. Sie liefen den Flur entlang, bis sie vor einigen Stahltüren standen.
Ihre erste Herausforderung stellte ein elektronisches Türschloss dar. Reyes blickte sie fragend an und war überrascht, als sie ihm antwortete.
»Das schaffe ich schon«, sagte sie und hebelte das Panel auf.
Keine dreißig Sekunden später leuchtete ein grünes Lämpchen auf, und während Reyes die Tür öffnete, verschloss sie die Abdeckung wieder, sodass auf den ersten flüchtigen Blick nichts auffallen würde.
Hinter der Tür waren nun eilige Schritte zu hören: noch mehr Sicherheitsleute. Reyes fragte sich flüchtig, was Apex im Saal wohl gerade veranstaltete. Aber er hatte für das kleine Ablenkungsmanöver gut bezahlt, und bei einem Kerl wie Serrano machten die Jungs gern Ärger. Kyra sah sich hastig nach einem Versteck um, fand jedoch lediglich eine abgeschlossene Tür vor.
»Ich hab keinen Dietrich dabei. Mist … Gib mir deine Kreditkarte!«, drängte sie.
Er gab ihr seine American Express, die sie eilig in den Türspalt schob, während die Schritte immer näher kamen. Jede Sekunde konnten die Wachmänner um die Ecke biegen und die Eindringlinge entdecken. Als das Schloss schließlich aufschnappte, drängte Reyes Kyra durch die Tür, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was sie dahinter erwarten würde. Er wollte vermeiden, gleich zu Beginn ihrer Operation Leute ausschalten zu müssen. Sobald sie Leichen hinterließen, würde es schwierig werden, ihren kleinen Besuch weiterhin geheim zu halten. Und womöglich erwartete sie dann im obersten Stockwerk gleich eine ganze Armee an Sicherheitspersonal. Außerdem hatte er grundsätzlich ein Problem damit, einfache Angestellte zu töten, die nur ihren Job machten.
»Gute Arbeit«, sagte er leise und hörte einen Augenblick später die Verstärkung vorbeilaufen.
Reyes drehte sich um und sah, dass sie in einem Lagerraum gelandet waren. Es gab Stühle, Tische, Decken und Gläser … eben alles, was Restaurants brauchten, um ihren Bestand wieder aufzufüllen. Er kam ins Grübeln. Vielleicht –
»Sie sind weg. Gehen wir weiter?«
Reyes ignorierte ihre Frage, öffnete verschiedene Kartons und durchwühlte sie. In der dritten Kiste wurde er fündig. Er hob ein graues Kleid heraus, das ungefähr Kyras Größe hatte, und warf es ihr zu. Für sich selbst musste er länger suchen, fand jedoch schließlich eine Uniform, die aussah, als könnte sie passen. Wahrscheinlich war sie von einem Collegesportler während seines Ferienjobs getragen worden. Dem Geruch nach zu urteilen, war das Zeug nicht gereinigt worden, aber sie konnten es sich nicht leisten, wählerisch zu sein.
»Zieh dich um«, sagte er knapp.
Sie widersprach nicht,
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