Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
hätte, dass damit so viel Geld zu machen ist, wäre ich schon vor Jahren in die Lehre gegangen«, meinte Rey träge.
Ihr Gewissen meldete sich. Sie sollte ihn warnen, dass es für ihn ohne sie nicht so glatt laufen und das Geld nicht so fließen würde. Doch dann müsste sie ihm Dinge eröffnen, die sie für sich behalten wollte. Schlimmer noch, für ihn würde es vielleicht klingen, als wollte sie ihn überzeugen, immer bei ihr zu bleiben.
»Es ist besser als ehrliche Arbeit«, pflichtete sie ihm bei.
»Können wir heute Abend mal freimachen?«
Kyra sah ihn überrascht an. Einerseits konnte sie es sich leisten, andererseits wollte sie das Vegas-Geld nicht anzapfen, ehe sie in North Dakota wären und sie einen Plan hätte, was sie mit dem Geld machen würde. Wenn sie mit großen Summen Bargeld hantierte, fiele sie nur auf und Serranos Schlägertypen stünden im Handumdrehen auf der Matte. Es war das Beste, wenn sie weiterlebte wie bisher. Außerdem gab es da noch den Spaßfaktor. Kyra mochte ihre tägliche Arbeit.
»Klar«, sagte sie und versuchte, nicht enttäuscht zu klingen. Es war normal, dass er einmal freihaben wollte. »Mach so richtig einen drauf.«
Sie sah sich in dem schäbigen Motelzimmer um, das wie tausend andere war, in denen sie schon geschlafen hatte: winzig, vollgestellt, mit einer geblümten Tagesdecke aus Polyester in grellen Farben, langweiligen Drucken an der Wand und billigen Möbeln, gegen die ein Tapeziertisch geradezu solide erschien. Und es roch immer ein bisschen muffig. Sie hatte gelernt, lieber nicht hinter das Bett oder den Nachttisch zu sehen. In diesem Zimmer stand noch nicht einmal eine Kaffeemaschine. Also würde es keine Instantnudeln zum Abendessen geben.
Früher hätte sie sich über solche Dinge keine Gedanken gemacht, doch dann war sie sechs Monate lang mit Gerard Serrano zusammen gewesen, in denen er sie mit teuren Dingen in nobler Umgebung verwöhnt hatte. Auch das ist mir von dem Scheißkerl vermiest worden , dachte sie wütend. Zwar machte es ihr noch Spaß, von einem Ort zum anderen zu fahren, aber sie vermisste den schönen Schmuck und die Whirlpools, in denen sie ihren Kummer aufgeweicht hatte. Mit Geld konnte man sich vielleicht kein glückliches Leben kaufen, aber es machte Trauer erträglicher.
Kyra dachte daran, wie Rey bepackt mit schweren Einkaufstüten anderthalb Meilen zu Fuß gegangen war, nur um ihr ein gutes Abendessen vorzusetzen. Das hatte noch nie jemand für sie getan. Bis dahin war ihr nicht einmal klar gewesen, dass sie sich darüber freuen würde. Und jetzt, verdammter Mist, überlegte sie, ob seine kleinen freundlichen Gesten etwas zu bedeuten hatten. Er sah nicht aus wie der fürsorgliche Typ, eher wie jemand, der Frauen die Kehle durchschnitt und sie einfach liegen ließ. Andererseits konnte man ihrer Erfahrung nach nicht immer nach dem äußeren Eindruck gehen. Ihr Vater hatte sich als Erforscher der menschlichen Natur bezeichnet und sie war bei ihm in die Lehre gegangen.
»Was hast du?« Die Frage verblüffte sie und seine Geste noch mehr. Er fasste ihr über den Haufen Geldscheine hinweg unters Kinn.
Sie wollte zurückweichen, aber der Kontakt löste nur eine ganz schwache Reaktion aus. Es fühlte sich sonderbar an, fast wie ein Kurzschluss.
»Nichts«, antwortete sie rasch. Wie demütigend. Falls er merkte, dass sie etwas für ihn übrig hatte – na gut, dass sie ihn sexuell gesehen umwerfend fand – , würde sie vor Scham sterben. Kyra zwang sich zu lächeln. »Siehst du? Alles bestens.«
»Du denkst, ich will rausgehen, um eine aufzureißen.« Eine Feststellung, keine Frage.
Sie versuchte es mit einem Witz. »Hast du etwa nicht ständig Bedarf?«
Er seufzte. »Offenbar habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich meinte, ob wir den Abend freimachen könnten, wir beide, zusammen.«
Der Satz traf sie wie ein Faustschlag. Sie fühlte sich schwindlig und atemlos. »Ich verstehe nicht. Ich weiß nicht, was du von mir willst.«
»Du weißt genau, was ich von dir will.«
»Du hast es schon bekommen«, protestierte sie. »Verdammt, Rey. Ich bin doch kein Fastfood … auf das man nach zwei Stunden schon wieder Hunger hat.«
Sein Verhalten war ihr unverständlich, es entsprach so gar nicht den Regeln, nach denen sie lebte. Ihrer Erfahrung nach war ein warmer Körper wie der andere, austauschbar. Das Können variierte, aber mit ausreichend Fantasie konnte bei ihr jeder seinen Zweck erfüllen. Tja, und angesichts ihres Lebensstils
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