Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
hatte. In seiner Branche zog ein Gefallen den anderen nach sich. Er selbst schuldete Leuten nicht gern etwas, doch diesem Mann hatte er kürzlich einen beträchtlichen Dienst erwiesen.
»Monroe«, sagte er, als die Verbindung zustande kam.
Eine raue Stimme fuhr ihn verärgert an: »Wissen Sie, wie spät es hier ist?«
Da er Monroes Handynummer hatte, wusste er nicht, wo er ihn gerade erreichte, und das war auch gut so. »Nein. Und ich will es auch nicht wissen. Können Sie jemanden für mich überprüfen?«
Es folgte ein Schwall von Flüchen, in den chinesische, türkische und russische Wörter einflossen. Reyes wartete, er hörte Papier rascheln. Schließlich sagte Monroe: »Schießen Sie los, ich bin so weit.«
»Ich brauche alles, was Sie über Kyra Marie Beckwith herausfinden können. Ich habe drei verschiedene Sozialversicherungsnummern, keine Ahnung, welche die richtige ist.« Er gab sie durch.
»Aha, so eine also.«
»Jep. Wie schnell können Sie das erledigen?«
»Kommt drauf an.«
Kurz stieg Ärger in ihm auf. »Worauf?«
»Ob sie im Datennetz Spuren hinterlässt oder es umgeht.«
»Okay«, räumte er ein. »Versuchen Sie einfach Ihr Bestes, so schnell wie möglich. Danach sind wir wegen Prag quitt.«
»Danke«, sagte Monroe, und Reyes konnte hören, dass er lächelte. »Ich bleibe in Kontakt.«
Monroe und er hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Reyes bat nie jemand anderen um Hilfe.
Reyes legte sich zurück aufs Bett und starrte an die Decke. Draußen auf dem Gang brummte eine Neonröhre. Er fragte sich, was Kyra wohl auf der anderen Seite der Wand tat. War sie eine Frau, die sich einfach unter die kalte Dusche stellte?
Und im nächsten Moment brauchte er sich das nicht mehr zu fragen, er wusste es sicher.
Während er das gedämpfte Stöhnen und Rumpeln belauschte, wurde klar, dass sie der selbstgenügsame Typ war. Es hörte sich an, als nähme sie das Bett auseinander. Bei ihr schienen seine Pläne nie aufzugehen.
Oh Mann.
Er erkannte den heiseren Schrei, als sie kam, doch die Bewegungen nebenan wurden nicht langsamer. Reyes hätte am liebsten die Wand eingetreten, um über sie herzufallen, wollte am liebsten auf seinen Auftrag und seinen guten Ruf pfeifen. Er brannte vor Begierde.
Das würde eine lange Nacht werden.
10
»Das ist ziemlich gut gelaufen«, sagte Kyra.
Sie zählte das Geld ein zweites Mal und schob ihm seinen Anteil hin. Normalerweise setzte sie sich nicht mit ihm aufs Bett, auch nicht unter den harmlosesten Umständen, doch in diesem Zimmer befand sich noch nicht einmal ein Beistelltisch samt klapprigem Stuhl. Und irgendwo mussten sie die Beute ja aufteilen.
Seit diesem heißen Kuss gab er den perfekten Partner ab. Sie wusste nicht, was sie von seinem Rückzug halten sollte, vielleicht hatte er beschlossen, die knisternde Spannung zwischen ihnen nicht weiter anzufachen. Das war zweifellos der klügere Kurs.
Ihre Route hatte sie von Texas nach New Mexico geführt. In Louisiana war ihr irgendwann aufgefallen, dass sie der Hitze entkommen wollte, darum schlugen sie langsam die Kurve nach Norden ein. Colorado sollte ganz nett sein, hatte sie gehört, und sie konnte sich nicht erinnern, je irgendwo überwintert zu haben, wo es kalt war. Dort würde zuallerletzt jemand nach ihr suchen. Es war fast genauso gut wie Kanada.
Außerdem würde Mia demnächst eine Stelle in North Dakota annehmen und ihr dann hoffentlich sagen können, was sie mit dem Geld machen sollte. Allein konnte sie nicht außer Landes gelangen, doch sie vertraute niemandem auf der Welt mehr als Mia Sauter. Bei ihrer Flucht aus Vegas war klar gewesen, dass sie eine Zeit lang abwarten müsste, da Mia einen Auftrag in Übersee erledigte. Ein paar Tage zuvor hatte Kyra ihr Handy weggeworfen, um Serrano nicht die Möglichkeit zu geben, sie darüber aufzuspüren.
Immer einen Schritt voraus sein, das ist alles. Nur noch für eine Weile.
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass Serranos Killer sie noch in Vegas erwischen würden, aber es war nötig gewesen, das Risiko einzugehen. Auf keinen Fall hatte sie den Scheißkerl mit dem Mord an ihrem Vater davonkommen lassen wollen. Männer wie er, Männer mit Geld und Macht, glaubten immer, sie könnten sich alles erlauben, ohne für die Folgen geradezustehen. Dass er das Überwachungsvideo erst zwei Tage später gesehen hatte, war ein Glücksfall gewesen. Es hatte ihr einen entscheidenden Vorsprung verschafft.
Seitdem war sie auf der Flucht.
»Wenn ich gewusst
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