Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Unterlippe entlang, bis er die Regie übernahm und sie förmlich verschlang, sodass sie glaubte, ihr müsste das Blut in den Adern verdampfen. Wenn sie sich auf seinen Mund konzentrierte, brauchte sie nicht darüber nachzudenken, was sie für ihn empfand. Hier ging es nicht mehr um Sex, es war etwas völlig anderes daraus geworden.
Und damit hatte sie keinerlei Erfahrung.
Er ließ seine Hände über ihren Rücken wandern und zog sie näher zu sich heran. Bei ihm wollte sie sich einkuscheln wie vor einem lodernden Kamin. Sie umfasste seine Schultern und knabberte an seiner Unterlippe, was ihm ein ersticktes Stöhnen entlockte. Er drehte sie auf seinem Schoß zu sich, sodass sie nun rittlings auf ihm saß. Noch nie im Leben hatte sich etwas so gut angefühlt. Probehalber ließ sie ihr Becken kreisen. Selbst durch die Kleidung spürte sie seine Hitze.
Irgendwann ließ er sie los und lehnte den Kopf an die Windschutzscheibe. Schwer atmend sagte er: »Ich bin nicht mit dir hierhergekommen, um Sex auf der Motorhaube zu haben.«
»Das Auto hat eine Rückbank.«
»Ich bin keine sechzehn mehr.« Er zögerte einen Augenblick. »Hab kein Kondom dabei«, gestand er dann.
»Du bist mir vielleicht einer. Null vorbereitet.«
»Ja, leider. Du musst von mir runtergehen, Kyra. Wenn du das geringste Mitgefühl hast, heb den Hintern von mir und setz dich da hin.« Er zeigte neben sich. » Da hin.«
Eine Sekunde lang zog sie in Erwägung, ihn zu quälen, indem sie ganz langsam von ihm herunterglitt. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie die nötige Vernunft aufbrächte, ihn zurückzuhalten, wenn er die Beherrschung verlöre. Die Komplikationen einer Schwangerschaft könnte sie jetzt nicht gebrauchen und eine Geschlechtskrankheit schon gar nicht. Darum tat sie, worum er bat, erhob sich auf die Knie und rückte ohne unnötige Berührungen von ihm weg.
»Ich wusste gar nicht, dass es so toll sein kann«, meinte sie nachdenklich, als sie es sich auf der Decke bequem gemacht hatte.
»Was?« Seine Stimme klang belegt.
»Beim selben Mann zu bleiben. Ich dachte immer, es würde eine alte Gewohnheit werden … langweilig, weißt du? Dass es nichts mehr zu entdecken gäbe, nachdem man es einmal gemacht hat. Aber so ist es gar nicht.«
Er beugte sich zur Seite, ihr entgegen. »Du warst wirklich noch nie zweimal mit demselben zusammen? Hattest noch nie eine Beziehung?«
Na klasse. Jetzt denkt er drüber nach, wie abartig ich bin. Aber ihr war lieber, er befasste sich mit ihrem mangelhaften Sozialverhalten als mit ihrer sonderbaren Begabung. Damit konnte sie besser umgehen.
»Wer viel herumzieht, gewinnt nicht viele Freunde. Und wenn man nicht zur Schule geht, verpasst man die üblichen Etappen der Entwicklung.« Sie zählte sie auf. »Knutschen mit zwölf, Petting mit vierzehn und sich schließlich nach dem Schulball auf dem Rücksitz rumkriegen lassen.« Angesichts seines überraschten Blicks fügte sie hinzu: »Ich kenne die einschlägigen Filme, ich weiß, wie es läuft. Und ich habe nicht sonderlich viel verpasst. Es hat sich nie jemand über meine Klamotten lustig gemacht oder mir gesagt, ich sei zu sonderbar, um Ballkönigin zu werden. Nur Weicheier jammern über ihre ach so schreckliche Kindheit.«
Er betrachtete sie lange. »Du hast dich nie nach etwas anderem gesehnt? Warst es nie leid, ständig herumzuziehen?«
»Was wäre denn die Alternative gewesen?«, fragte sie höhnisch. »Einen Job anzunehmen, der mir zuwider ist und bei dem ich Anweisungen von anderen befolgen muss? Jeder, den ich je kennengelernt habe, der in einem Büro arbeitet, überlegt ständig, wie er da rauskommen könnte. Und weißt du was? Ich brauche das nicht zu überlegen. Warum sollte ich mich für so eine Arbeit interessieren?«
»Das ist ein Argument«, sagte er offenbar nachdenklich.
»Nur weil ich anders lebe, muss es nicht schlechter sein.«
Das hatte ihr Vater zu ihr gesagt, wenn doch einmal Beschwerden von ihr darüber gekommen waren, dass sie schon wieder packten und umzogen, obwohl sie gerade neue Freunde gefunden hatte. Meistens waren es die Kinder von Vagabunden wie ihnen gewesen, trotzdem hatte sie sich gefreut, mit jemandem spielen zu können. Aber nach einiger Zeit hatte sie noch nicht einmal mehr einen Sinn darin gesehen, sich imaginäre Freunde auszudenken. Es war besser, sich der Realität zu stellen und sich damit abzufinden.
Nur mit Mia blieb sie in Kontakt. Anfangs war das wegen der vielen Umzüge noch schwierig, zumal ihr
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