Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Stelle.«
13
Gerard Serrano reiste ohne viel Aufhebens in die Vereinigten Staaten zurück.
Es dauerte einen Tag, bis die Gerüchteküche in Gang kam. Er konnte seine Angestellten mithilfe der Überwachungstechnik im Aufenthaltsraum und in den Umkleiden belauschen. Den Ruf, nichts dem Zufall zu überlassen, hatte er zu Recht. Wenn er nicht ganz genau Bescheid wusste, was sich in seinem Herrschaftsbereich abspielte – oder anbahnte – , dann hatte er sich die Folgen selbst zuzuschreiben.
Er setzte sich in seinen Ledersessel am Schreibtisch, schaltete den Computer an und gab das Passwort ein. Dieses bewahrte er nicht irgendwo schriftlich auf, es hatte keinen persönlichen Bezug, den jemand erraten könnte, und er änderte es wöchentlich. Serrano hielt sich selbst zugute, ein vorsichtiger, methodischer Mensch zu sein.
Schmunzelnd rief er die Übertragung aus dem Pausenraum auf. Zwei Sicherheitsleute, deren Namen er nicht parat hatte, saßen an einem Tisch vor den Resten einer Fast-Food-Mahlzeit. Zuerst unterhielten sie sich über ihre letzte Schicht, erwähnten ein älteres Ehepaar, das versucht hatte, abzuhauen, ohne fürs Frühstücksbuffet zu bezahlen. Serrano schüttelte den Kopf, das war wirklich seine geringste Sorge.
Während die beiden tratschten wie Mädchen, schaute er in ihre Personalakten: Rick Calloway und Dave Brody, beide Ende zwanzig, beide Faulenzer ohne Ambitionen. Calloway war ein großer schlaksiger Typ und Dave in jeder Hinsicht Durchschnitt. Gerade als Serrano sich zu langweilen begann und sich mit dringenderen Angelegenheiten befassen wollte, wechselten sie das Thema.
Dave beugte sich über seine Cheeseburgerschachtel. »Hast du’s schon gehört?«
»Was?« Calloway stocherte in seinen Fritten, die kalt und ekelig aussahen, selbst auf dem körnigen Monitorbild.
»Das über Wayne, Mann. Er ist nicht mit dem Boss zurückgekommen.«
Rick war offenbar nicht so blöd, wie er aussah, denn er sagte: »Scheiße. Er hat’s rausgekriegt – «
»Auf jeden Fall!«, meinte Dave.
Sein Kollege ballte die Fäuste. »Du meinst, er weiß auch über uns Bescheid?«
Ah, interessant. Es war also Teamarbeit gewesen. Serrano trommelte mit den Fingern auf seinen Mahagonischreibtisch und überlegte.
»Nee, Mann. Dann hätte er uns nach Schweden eingeladen und irgendwo überm großen Teich aus dem Flieger gestoßen.«
Calloway wirkte nervös. »Ich weiß ja nicht. Vielleicht sollten wir uns verpissen. Ist zu gefährlich, hier weiter zu arbeiten. Man weiß nie, was passieren kann.«
»Ach Quatsch. Ist doch ein klasse Job. Wo kannst du schon auf der Arbeit so ’ne ruhige Kugel schieben? Solange nichts brennt, ist es doch cool hier.«
Serrano kniff die Augen zusammen. Er bezahlte Brody also fürs Herumstehen? Er würde Foster anweisen, ihn grün und blau zu schlagen wie eine billige Hure, wenn er den Loser mal nicht gleich umbringen ließ. Das musste er sich noch überlegen.
»Ich sag dir, Dave, wenn du schlau bist, haust du ab. Serrano führt den Laden doch, als wär er Don Corleone. Er glaubt, er kann jemanden verschwinden lassen und keiner stellt ihm Fragen. Mann, denk drüber nach. Genau das hat er gemacht.«
Brody zuckte mit den Schultern. »Wir sind doch nicht im Wilden Westen. Vegas ist auch nicht mehr wie früher. Die Bullen sind heutzutage überall … Die Stadt wird nicht mehr von Gangstern regiert. Ich bin nicht so blöd und setz mich mit ihm in ein Flugzeug, und ich pass auf mich auf. Wird schon gut gehen.«
»Wenn du meinst.« Calloway klang nicht überzeugt. »Ich glaub, es ist Zeit, dass ich mal wieder meine Ma in Kissimmee besuche.«
Dave schüttelte den Kopf. »Weichei.«
Kurz darauf verließen sie den Pausenraum, ohne ihren Müll wegzuräumen. Das machte Serrano nicht wirklich etwas aus, aber es ärgerte ihn, dass solche Idioten unter seinen Angestellten waren. Sie hatten die Aufgabe, für Sicherheit zu sorgen. Wäre Foster nicht da, um sie zu beaufsichtigen, würden sie wahrscheinlich die Touristen mit Serranos Geld abhauen lassen.
»Das ist das Problem«, sagte er laut, als Foster ins Büro kam.
»Was?«
Beunruhigenderweise wusste der Sicherheitschef immer genau, wann er gebraucht wurde. Heute trug er einen tadellosen grauen Nadelstreifenanzug, der Serrano an die Gangsterfilme der Dreißiger Jahre erinnerte. Nur der Filzhut und eine Maschinenpistole fehlten. Es ärgerte Serrano, dass seine Anzüge nicht so gut saßen, er hatte in seiner Jugend zu viel geschuftet und so einen
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