Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
los? Kayla sank in die weichen Rückenkissen des weißen Sofas und starrte nachdenklich vor sich hin.
„Warum bist du plötzlich nett zu mir?“
„Ich hab mir Sorgen gemacht, als du nicht nach Hause gekommen bist, nach deiner Schicht. Ich meine, du arbeitest in einer miesen Gegend in einer verruchten Bikerbar und …“
„Moment mal. Du hast mich all die Wochen wie Scheiße behandelt, als wäre ich hier nur geduldet und ein lästiges Anhängsel deines Lovers. Und jetzt soll ich dir glauben, dass du dich um mich sorgst?“
Kayla lächelte bitter und nickte.
„Ich weiß, ich bin eine Kröte. Ich kann unheimlich zickig sein. Du warst auch nicht gerade nett zu mir. Okay, vergiss es, das soll keine Entschuldigung sein. Ich bin selbst aus einer Kleinstadt. Meine Mutter hat uns verlassen, als ich gerade dreizehn war und meine kleine Schwester vier. Mein Vater war ein Spieler und Säufer. Ich musste die Schule abbrechen, weil es niemanden gab, der sich um Sally kümmern konnte. Ich fing an, zu arbeiten, mich um den Haushalt und um sie zu kümmern. Mir war wichtig, dass sie etwas aus sich macht und aus diesem verdammten Nest rauskommt.“
Sie zuckte mit den Schultern ohne Devin anzusehen.
„Mit siebzehn bekam sie ein Vollstipendium und kam aufs College. Oh Mann, sie war verdammt clever …“
Ein Glänzen huschte über ihren stolzen Gesichtsausdruck, doch dann verfinsterte sich ihre Miene. Kayla schüttelte den Kopf, als wollte sie die düsteren Gedanken abwerfen.
„Nun ja, ich kam mit großen Erwartungen in die Großstadt. Aber ohne Schulabschluss und kaum Bildung hast du schlechte Karten. Ich wollte immer Mode machen, Designs, ein eigenes Label. Versuch mal, mit einem Kellnerinnenjob eine Modeschule zu bezahlen.“
Devin betrachtete die hübsche Blondine neben sich, griff wie automatisch nach ihrer zitternden Hand.
„Ich kann mir vorstellen, wie das klingt. Im Grunde haben die Lästermäuler recht. Ich bin eine Edelnutte, weil ich mich von reichen Kerlen aushalten lasse, die sich mit hübschen, dummen Mädchen schmücken. Aber ich habe einen Traum.“
„Und Colin ist nett zu dir, oder?“
Endlich sah Kayla sie an. Was Devin darin las, gefiel ihr nicht.
„Oder?“
Das bittere Lachen aus Kaylas Kehle klang kalt und besaß einen Schuss Ekel.
„Ich weiß, du liebst ihn, er ist dein Bruder. Ich glaube, du kennst ihn nicht wirklich. Colin ist genauso ein Arschloch wie all die anderen Geschäftsmänner. Sie würden über Leichen gehen, wenn es ihnen Profit einbrächte.“
Devin starrte sie an. Die Blondine drückte sanft ihre Hände und nickte.
„Vielleicht war er früher anders, Devin. Er ist nicht mehr der liebe, nette Bruder, glaub mir.“
„Aber warum bleibst du bei ihm?“
„Es klingt billig, aber er ist reich, Devin. Und er hat mir einen Antrag gemacht. Mein Traum rückt in greifbare Nähe, und mein Aussehen hat ein Verfallsdatum.“
Sie atmete tief durch, um die Tränen zu unterdrücken, die ihr deutlich in den Augen standen. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben, doch das Lächeln wirkte unecht.
„Und jetzt schaffen wir dich erst einmal zu meinem Arzt. Der soll sich dein Bein ansehen.“
Devin wollte nachhaken, aber sie spürte, dass Kayla nicht weiter darüber sprechen wollte. Hatte sich ihr Bruder so sehr verändert? Der Stich in ihrem Herzen bestätigte es, doch ihr Verstand begriff nicht, wie das passieren konnte.
Nach dem Arztbesuch fuhr Kayla sie zu Geckos Bar. Der Besitzer glaubte sicherlich, sie hätte ihren Job an den Nagel gehängt. Devin stieg langsam aus dem Wagen, humpelte ein paar Schritte auf der Gehhilfe, die Kaylas Arzt ihr verschrieben hatte. Laut bellend krachte der Pitbull des Nachbargrundstückes gegen das Eisentor. Kayla stand Furcht in den Augen.
„Himmel, was für eine Bestie.“
„Ach, das ist Momo, sie ist in Wirklichkeit total lieb und verschmust.“
Devin näherte sich dem Tor, und Momo verstummte, richtete die hellbraune Nase in den Wind und wich zurück.
„Hey, Süße, komm her.“
Die Hündin duckte sich, legte ihre Ohren an und schlich mit eingekniffener Rute weiter rückwärts.
„Was ist los mit dir? Momo, na komm her.“
Devin sah zu, wie der rote Pitbull sich blitzschnell umdrehte und davonrannte. Sie hob resignierend ihre freie Hand und schüttelte den Kopf. Sonst hatte Momo es kaum erwarten können, sich beknuddeln und streicheln zu lassen.
„Vielleicht hatte sie Angst vor der Krücke.“
„Vielleicht ist sie auch nur ein
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