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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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unverwandtem Blick. Doch dann heftete der Meister von New Orleans seine Augen auf mich. »Was wissen Sie denn von der Zeremonie ?«
    Ich zuckte die Achseln. Diese Frage gedachte ich nicht zu beantworten. Eine Lüge würde er riechen. Die Wahrheit würde er nicht glauben. Oder er würde sie glauben und auf die Idee kommen, dass es sehr praktisch wäre, einen Skinwalker als Blutsklaven zu haben. Ich war nicht erpicht darauf, gegen ihn zu kämpfen. Nicht jetzt. Wenn ich mich auf einen Kampf Pflock gegen Fangzähne einließ, dann nur mit Kettenkragen, Nietenklamotten und reichlich Vorbereitungszeit.
    »Also « , sagte ich. »Zurück zu unserer Ausgangsfrage. Was haben Sie mit einem von Katies Mädels vor? Haben Sie eine Verabredung mit ihr? Wird sie für ihre Dienste bezahlt? Oder wollen Sie das dunkle Recht der Könige geltend machen? Denn meiner Meinung nach wird das nicht mehr lange ziehen .«
    Plötzlich schien Leo mich amüsant zu finden. Er lachte leise, gab Tom die Dokumente zurück und setzte sich auf die Ledercouch, dorthin, wo ich eben gesessen hatte. Er breitete die Arme über die Rückenpolster, eine ausladende Geste. Der Gutsherr auf seinem Landsitz. »Und warum sollten sich meine Rechte ändern ?«
    »Ganz einfach. Die Gesetzgebung der Vereinigten Staaten prüft bereits das Bürgerrecht, die Sklavereiklauseln und die Interpretation gesetzlicher Regelungen im Hinblick auf eine verlängerte Lebensdauer. Früher oder später kommen auch ›die Rechte des Meisters‹ unter die Lupe .« Ich zeichnete mit den Fingern kleine Anführungszeichen in die Luft, um sicherzugehen, dass er meinen Sarkasmus nicht überhörte. »Und werden abgeschafft, genau wie das dunkle Recht der Könige. Daran besteht kein Zweifel .« Leo sah mich aufmerksam an, ohne zu blinzeln. Sein Mund lächelte, aber seine Augen starrten Unheil verkündend wie die einer Schlange vor dem Zubeißen.
    Schlangengift macht Beast nichts aus , erinnerte sie mich unbekümmert.
    »Ihr Vamps macht eure Geschäfte noch wie vor tausend Jahren « , fuhr ich fort. »Es wäre ein kluger Schachzug, diese Gepflogenheiten mal zu überdenken. Und Reformwillen zu demonstrieren, damit der Gesetzgeber sieht, dass Sie bereit sind, sich anzupassen, wenn die Zeiten sich ändern .«
    »Die Bezeichnung ›Vamp‹ ist beleidigend « , sagte Leo.
    »Gewöhnen Sie sich dran .« Aus allem, was ich gesagt hatte, pickte er sich dieses eine Wort heraus? Ich stellte seine gesamte Machtstruktur infrage, und er war entrüstet, dass ich ihn ›Vamp‹ nannte? Ich warf dem Troll einen Blick zu. »Ich hab zu tun. Bis später, Troll .«
    Er nickte, eine knappe Geste wie ein Erschauern.
    Ich war schon halb durch die Tür, als Leo sagte: »Mein Auftrag für Ipsita ist kein willkürlicher Befehl .« Mit den Händen auf dem Türknauf blieb ich stehen, drehte mich jedoch nicht um. »Ich zahle ihr ihre übliche Provision, plus Trinkgeld, im Voraus, so wie ich es mit Katie vereinbart habe. Ich benötige eine Begleiterin für eine Veranstaltung heute Abend .«
    Ich nickte und überlegte, was ich erwidern sollte. Schließlich entschied ich mich für: »Danke, dass Sie mir das gesagt haben. Das weiß ich zu schätzen .« Dann drückte ich mich mit den Zehen ab und schlenderte zur Hintertür.
    »Sie dürfen sich zurückziehen .« Die Worte trieben mir hinterher.
    Der Gutsherr musste unbedingt das letzte Wort haben. Aber ich hätte schwören können, dass er lachte.

22
    Alles, was ich wollte
    Ich rief Molly an, doch ich wurde an ihre Mailbox weitergeleitet und hinterließ eine Nachricht. Dann checkte ich gelangweilt meine E-Mails und stöberte im Internet nach Klatsch und Tratsch über die hiesige Society, fand auch einige Seiten mit Nachrichten zur Lokal- und Landespolitik. Dabei erfuhr ich, dass Anna heute Abend bei einer Veranstaltung im Marriott im French Quarter erwartet wurde. Ich nahm den Stadtplan zur Hand, maß die Entfernungen aus, machte Notizen und hoffte, dass es Beast gelingen würde, Anna nach Hause zu folgen oder dahin, wo sie die Nacht zu verbringen gedachte.
    Anschließend machte ich ein Nickerchen. Um Mitternacht erwachte ich und zog mich aus. Es war Zeit, dass ich mehr über die Frau erfuhr, die mit Rick und dem Leberfresser schlief. Und die zudem in das verwickelt war, was immer in Leos Club vor sich ging. Ich fragte mich, ob Leo davon wusste. Ich hätte ihn fragen oder ihm von dem Treffen erzählen können, das ich beobachtet hatte. Doch das war riskant, zumal ich ihn gerade

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