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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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ihm folgte die Frau, die ich schon im Royal Mojo Blues Club gesehen hatte. Gemächlich, mühelos, langsam wie normale Menschen kamen sie die letzten drei Stufen hoch. Die Frau blieb auf dem Absatz stehen. Ihr langer Rock schwang um ihre Füße. Antoine stand vor ihr, die Dreadlocks zurückgebunden, einen neugierigen Ausdruck im Gesicht. Er trug Turnschuhe, ein am Kragen offenes Button-down-Hemd und abgewetzte Jeans. An seinem Gürtel hing ungefähr ein halbes Dutzend scharfe Messer mit Stahlklingen und grünen Steingriffen. Seine Kochmesser . Ich hätte gern gekichert, doch dazu fehlte mir die Luft. Mein Sichtfeld verengte sich bereits, ein Zeichen von Sauerstoffmangel. Ich brauchte Luft. Schnell. Ich warf einen Blick auf den Leberfresser. Sein Gesicht war kreidebleich, die Augen loderten vor Wut.
    Antoine zog ein Messer vom Gürtel und ging langsam auf den Rogue zu, der immer noch das schöne Gesicht von Leos Sohn hatte. Doch seine Haut begann sich unter der Energie von Antoines wyrd zu wellen, ebenso wie die Wände und die Luft. Der Rogue wurde müde; er konnte sich nicht mehr konzentrieren und verlor die Kontrolle. Der Geruch der Verwesung wurde immer stärker. Seine Schädelknochen nahmen eine seltsame Form an, halb Mensch, halb Katze. Das Fell war ein Flickwerk aus Kupfer, Oliv und Gelbbraun auf kränklich gelber, mit Pusteln übersäter Haut. Sein Kopfhaar wechselte von blond zu braun und schließlich schwarz mit ein paar kleinen Büscheln Fell darin. Seine Zellen – die Schlange in seinem Gewebe – wollten zurück in ihre Cherokee-Gestalt und suchten nach dem ursprünglichen Muster, während all sein Trachten und seine Wut seinen Körper in andere Gestalt zu zwingen versuchte.
    Seine Haut wurde immer dunkler, das Haar schwarz und lang. Die Augen, eben noch so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten, nahmen einen weicheren, gelblichen Ton an, ähnlich wie meine. Kniend starrte er mich mit diesen mir so vertrauten Augen an. Wieder blitzte Erkennen darin auf. Er sah Beast in mir, so nahe an der Oberfläche, dass ich sie kaum noch zügeln konnte. Mühsam tat er einen Atemzug, so rau, als müsse er Klebstoff in die Lungen ziehen.
    Antoine glitt gemächlich durch die in der Luft zitternden kinetischen Energien. Er kniete sich neben Immanuel, ein Knie auf dem Teppich, dicht vor meinem Gesicht. Ich konnte die ausgefranste Naht seiner Jeans sehen und dahinter die beiden Männer.
    In diesem Moment machte es Klick in meinem Kopf. Der Rogue hatte geplant, Leo zu entmachten, indem er Grégoires Körper und Geld nutzte, um Land für seinen neuen Clan zu beschaffen. Er war es, der für den Unfrieden zwischen den Clans verantwortlich war. Wie schon gesagt: Wie hatte ich nur so dumm sein können?
    »Wir hatten dich schon im Verdacht « , sagte Antoine. Immanuels Blick zuckte zu mir. »Aber dann, als der Arceneau-Clan anfing, Land aufzukaufen, glaubten wir, es sei die Mithranerin, die kleine Dominique, die den Clan übernehmen oder einen eigenen Clan gründen wollte und dafür ihr Jagdrevier erweiterte .«
    Antoine wechselte seine Position und versperrte mir damit die Sicht. Er drehte mir den Rücken zu und stand jetzt in Reichweite der ausgestreckten Krallen des Rogue. »Oder, so dachten wir uns, es könnte sein, dass der Blutmeister der Arceneaus dahintersteckt, eh? Du hast uns das glauben gemacht, ja? ›Er bereist Europa‹, das war nur ein Trick, ja? Du hast ihn hier irgendwo versteckt, gefesselt mit Silber, nicht wahr ?« Er lachte leise über das, was er in Immanuels Miene sah. »Und dann ist Anna zu uns gekommen. Und sie hat uns gesagt, dass du komisch wirst … «
    Der Rogue, der Leberfresser, zuckte mit einer Kralle. Nur ganz leicht. Sofort wurde das Amulett in meiner Hand heiß, glühend heiß. Oh, Mist. Die Amulette . Sie reagierten auf meine Angst und Antoines Zauber. Sie waren geschaffen, um mich zu schützen, und ganz offensichtlich hatte mindestens eins von ihnen eine Gefahr für mich wahrgenommen und versuchte darauf zu reagieren. Das Brennen in meiner Handfläche wurde stärker. Ich wollte schreien und konnte nicht. Erst als sich Brandblasen auf meiner Haut bildeten, brachte ich ein leises, fast unhörbares Keuchen heraus.
    Keiner von beiden blickte in meine Richtung. Antoine streckte die Hand aus, um einen Finger auf die Kralle des Rogue zu legen. »Ich weiß nicht, was du bist, aber du bist nicht Immanuel. Immanuel, den gibt es nicht mehr, vielleicht schon seit Jahrzehnten. Du hast seinen Körper gestohlen,

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