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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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das leise zischte, wo es an das Silber kam. Das Klirren kam nicht, wie ich gedacht hatte, von Armbändern, sondern von der silbernen Kette, die Dominique fesselte.
    Ich kniete mich vor sie hin und musterte sie. Sie war blass und blutleer. Ihre Haut hatte einen leicht gelblichen Ton wie brüchiges Pergament, und unter ihren Augen lagen tiefe bläuliche Ränder. An ihrem Hals entdeckte ich zahlreiche Punkte und Narbengewebe – Spuren wiederholter Bisse eines Vampirs. Er hatte ihr Blut getrunken, und zwar oft, ohne ihr genug Blut zu geben, um sich davon zu erholen. Und er hatte ihr noch Schlimmeres zugefügt … Ich hatte nicht gewusst, dass sich Vampire Knochen brechen konnten. »Das Silber « , sagte ich. »Es vergiftet Sie .«
    »Ja. Misch und drei andere, die ’ier gefangen ge’alten werden .«
    Ich drehte mich auf einem Knie und blickte zurück in den Flur. In jeder Tür stand ein erschöpft aussehender Vamp im Nachtgewand. Ich steckte das Silberkreuz in die Lederjacke. Dominique seufzte erleichtert und ließ den Kopf auf den Blumenteppich sinken. »Nähren denn Ihre menschlichen Diener Sie nicht ?« , fragte ich. »Wo sind die Zwillinge? Warum lassen die Sie nicht einfach frei ?«
    »Unsere jungen Blutdiener wurden ausgesaugt und verschleppt. Isch weiß nischt, ob über’aupt einer überlebt hat. Die, die noch hier sind, sind ihre Eltern oder sogar ihre Urgroßeltern und zu alt zum Kämpfen. Außerdem haben sie Angst, uns zu helfen, Angst, dass ihre Lieben, so sie noch leben, getötet werden. Und solange wir mit Silber in Kontakt sind, können wir uns nischt nähren. Das Gift macht es unmöglisch .« Sie neigte den Kopf, um den Mann auf der anderen Seite des Flurs anzusehen. »Er nimmt so viel. Es gibt nischt genug … « Langsam drehte sie den Kopf und sah mich wieder an. Ein Ausdruck von Leere erschien auf ihrem Gesicht, und ich erkannte eine Mutlosigkeit, so grenzenlos wie der Tod selbst. Abgrundtiefe, gewaltige Verzweiflung. »Es wird nie genug Blut für ihn geben. Nischt einmal das Blut der Mithraner kann ihn zufriedenstellen. Und wenn er mehr von uns nimmt, dann fürschten wir, als Rogue zu erwachen, wie es in den alten Legenden heißt .« Sie schloss die Augen und flüsterte: »Schon jetzt brauchen wir alle viel zu lang, um nach dem Sonnenuntergang wieder zu uns zu kommen .«
    Ich griff nach der Kette an ihrem Fuß. »Ich kann das abnehmen – « Ihr Blick flog von meinem Gesicht zu meinem Hals, und mir brach der Schweiß aus. Sofort wurden die magischen Amulette glühend heiß; sie reagierten auf die Gegenwart eines blutgierigen Vamps. Ich kämpfte gegen den Drang an, ängstlich von ihr abzurücken. »Wenn ich Sie befreie, haben Sie sich dann so weit unter Kontrolle, dass Sie mich nicht angreifen ?«
    Der Mann auf der anderen Flurseite lachte leise. »Wenn Sie sie befreien, wird sie Ihnen mit Wonne die Kehle herausreißen. Wie wir alle .« Er hob witternd die Nase und leckte sich die Lippen. »Ich kenne Ihren Duft von der Party bei Pellissier. Nicht ganz menschlich. Lecker .«
    »Das hat man nun von seiner Freundlichkeit « , sagte ich. Ich stand auf und machte einen Schritt von Dominique weg. »Dann müssen Sie eben warten, bis ich Ihren Blutmeister getötet habe .«
    »Nein !« , sagte Dominique rasch. »Warum wollen Sie Grégoire töten ?«
    Der andere Vamp lachte spöttisch. »Sie irren sich, kleiner ›Nicht-ganz-Mensch‹. Grégoire ist nicht zum Rogue geworden. Nein! Er wird gefangen gehalten, schon seit zwei Monaten oder länger. Er ist wie wir mit Silberketten gefesselt. Noch lebt er, wird aber immer schwächer. Ich spüre seinen Herzschlag, er ist langsam und schwach .«
    »Sie hätten kommen sollen, als isch Sie darum bat « , sagte Dominique. »Sie hätten kommen sollen .«
    Beinahe hörbar machte es Klick in meinem Kopf. Der Rogue nutzte Grégoire als Blutquelle, deshalb hatte Dominique mich auf Leos Party zu sich gebeten. Und wenn sie sich damals nicht getraut hatte, offen mit mir zu sprechen, dann musste der Rogue ganz in der Nähe gewesen sein. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Ich zog das Kreuz aus meiner Jacke. »Wo hält der Rogue Ihren Blutmeister gefangen? Und warum hat er Ihnen Fesseln angelegt – abgesehen davon, dass er so von Ihnen trinken kann? Und vor allem: Wer ist der Rogue ?«
    Der Mann auf der anderen Flurseite lachte. Dominique weinte. Die Vamps in den anderen beiden Türen rasselten mit ihren Ketten. Und Correen kam die Treppe herauf, in der Hand ein

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