Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
entlang, während der Schweiß auf meinem Rücken trocknete.
Am besten jagte ich als Beast, aber ich wollte keine Zeit verlieren, indem ich zurückfuhr, um mich zu wandeln. Zu Hause fiel es mir am wenigsten schwer, selbst wenn dieses Zuhause nur vorübergehend gemietet war. Aber auch in Menschengestalt waren meine Sinne besser als die normaler Menschen, denn fast ein Jahrhundert hatte ich als Beast gelebt. So konnte ich auch von Mischas Sattel aus recht zuverlässig einer Duftspur folgen. Und es war gut, wenn ich einen Anfangspunkt hatte.
Ich steuerte den verlassenen Wohnblock an, wo ich erst vor ein paar Tagen einen jungen Rogue erlegt hatte. Mittlerweile war das Gebäude wieder bewohnt – ob von den rechtmäßigen Besitzern, Mietern oder Hausbesetzern wusste ich nicht, und es war mir auch egal. Ich hoffte nur, dass Derek recht hatte und ich nicht erschossen würde, weil man mich für einen Eindringling hielt.
Mit brummendem Motor fuhr ich langsam durch die Gasse an den seitlichen Teil des Gebäudes vor, stellte den Motor aus und schlich mich nach hinten. Ada hatte den Blutgeruch fortgewaschen, aber unter dem Geruch von Dünger, Gras und Samen, Kindern und kleinem Hund witterte ich noch immer das scharfe Vampirblut. Ich sah mich noch ein wenig um, bis ich sicher sein konnte, dass ich mir den Geruch eingeprägt hatte, und folgte dann der Fährte zurück zu der Stelle, wo Derek und seine Jungs den Schöpfer der Frau getötet hatten, einen Jungen im Teenager-Alter, den jemand gewandelt und dann einfach frei herumlaufen gelassen hatte – den Rogue, der eine Freundin von mir angegriffen und schwer verletzt zurückgelassen hatte. Hier war der Geruch stärker, denn ein wenig Vampblut war an die Backsteinwand gespritzt, hoch hinauf bis an eine Stelle, die vor dem Regen geschützt war. Dicht an der Wand, unter der Dachrinne, atmete ich den Geruch auf Katzenart durch Nase und Mund ein.
Und ich witterte noch einen anderen Vampir, ganz schwach nur. Den Schöpfer des Teenager-Rogues. Das letzte Mal, als ich hier gewesen war, hatte ich nicht danach gesucht, da war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, am Leben zu bleiben. Und der Geruch kam mir bekannt vor, auf eine »Das habe ich schon mal gerochen«-Art – oder auf eine »Ich habe seine kleine Schwester gerochen«-Art.
Nach einigen langen, tiefen Atemzügen, um die ungleichen chemischen Substanzen und Pheromone in meinem Geruchsgedächtnis zu speichern, ging ich zurück zu Mischa, startete sie und begann, die Fährte zurückzuverfolgen. Ich rechnete damit, dass es schwierig sein würde, weil der Regen die Witterung stark verwaschen hatte, aber der junge Rogue war diesen Weg mehrmals gekommen und gegangen, und sein Geruch war an Bäumen und auf Veranden, Stellen, wo der Regen nicht hinkam. Ich kam nur langsam voran, aber schließlich verließ ich das Ghetto in Richtung Lake Pontchartrain.
Ich brauchte mehr als zwei Stunden, um dem Weg des männlichen Rogues zu folgen, bis er schließlich von der Filmore Avenue abzweigte, in eine waldige Gegend in der Nähe eines Sumpfes, einem Park mitten in New Orleans. Als ich ihn zu umfahren begann, begriff ich, dass der Park gar nicht so weit von meinem Ausgangspunkt im Ghetto entfernt war, doch das Gelände war so weitläufig, dass Beast sich gleich zu Hause fühlte. Ich hatte nichts von seiner Existenz gewusst, obwohl der Park den Gerüchen von Bäumen, Wasser und vielen Menschen nach zu schließen riesig war. Der Sturm hatte Äste auf die Wege geworfen und die Schilder heruntergerissen, aber schließlich fand ich eines, auf dem stand, dass er – nicht sehr einfallsreich – New Orleans City Park hieß.
Ich stellte Mischa ab und folgte meiner Nase über den vollgesogenen Boden eines Weges in ein Gebiet, das laut Schild Couturié Forest hieß. Hier waren die Bäume höher und älter, und ihre Äste bogen sich über den Weg, schützend und wachsam wie Wächter. Aber sicher bildete ich mir das nur ein.
Immer weiter der alten Fährte folgend, umging ich die heruntergefallenen Äste und das verwehte Gehölz auf den Wegen. Während ich durch den Wald wanderte, verstummten auch noch die wenigen Geräusche der Stadt, die nach dem Sturm wieder zum Leben erwacht war, bis ich nur noch das Auftreffen schwerer Regentropfen, das nasse Wispern des Windes in den Ästen über mir und das Knirschen von Zweigen und Schmatzen von Blättern und nasser Erde unter meinen Stiefeln hörte. Ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit durchzog den Boden und
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