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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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die Luft, wie oft in einem Wald mit sehr alten Bäumen, wo der Lehmboden reich und fruchtbar ist. Aber darunter lag ein Hauch von etwas Wildem. Und Totem. Ich verließ den Weg und ging in die Nacht hinein.
    Bis ich an eine Vampgrabstätte kam. Ada hatte den Gestank von Vampir, totem Körper und altem Blut zwar fast abgewaschen, aber er war immer noch stark genug, dass die von Beast geschärften Sinne ihn wahrnahmen.
    Die Grabstätte war eine natürliche, runde, von hohen Bäumen umstandene Lichtung von ungefähr drei Metern Durchmesser, über der ein Pesthauch sich überlappender Geruchsmuster lag. Mir stieg der starke, frische Geruch von einem eingeschlagenen Blitz und angesengtem Holz in die Nase, der so sehr dem eines verbrannten magischen Bannes glich, dass ich erst unsicher war, was ich da witterte, bis ich den Baum entdeckte, der sich schwarz, die obere Hälfte weggerissen, gegen den Nachthimmel abzeichnete. Der Blitz hatte eine versengende Spur durch den Boden gezogen.
    Ich stand am Rand der Stätte, die Stiefel bis zu den Knöcheln in Matsch und Laub, und überließ Beast meine Sinnesorgane. Sie erhob sich und lugte durch meine Augen, um die Umgebung zu erfassen. Sofort konnte ich schärfer sehen. Besser hören. Ich sog die Luft durch die Nasenlöcher und über die Zunge ein – flehmen nennt man diese Methode. Ich sah, spürte, hörte, roch, schmeckte den Ort. Für Beast war es zu viel der Sinneseindrücke, sie vermischten sich zu einem multisensorischen Ganzen.
    Nichts bewegte sich außer der Luft. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Als der Wind für einen Moment auffrischte, drangen ein leiser, seufzender Laut und das Prasseln von Regentropfen an mein Ohr. In der Ferne grollte der Donner. Unter dem Duft von durchnässter Erde, Eiche, Ahorn, Bitternuss und Zypresse lag der Gestank von totem, verwesendem Fleisch. Der Kräutergeruch der Vamps. Ein Hauch von Blut, alt und vage, jedoch von dem Regen, den Ada gebracht hatte, beinahe fortgespült. Und eine Spur von Magie, sowohl alter als auch frischer. Hexenmagie. Auf einem Vampfriedhof. Das war seltsam. Denn Vamps und Hexen waren sich eigentlich spinnefeind.
    Als ich näher trat, knirschte etwas unter meinen Stiefeln. Ich bückte mich und hob eine weiße Muschel von dem matschigen Boden auf. Vorsichtig wischte ich die Blätter und Zweige zur Seite, die Ada herangeweht hatte. Am Rand der Lichtung kamen noch mehr Muscheln zum Vorschein. Jetzt erkannte ich auch den perfekt runden Kreis, der aus den kleinen weißen Muscheln gebildet worden war. In seiner Mitte war noch mehr Weiß zu sehen, vermutlich ein Pentagramm, auch wenn ich es, ohne mich auf Hände und Knie niederzulassen, nicht mit Sicherheit sagen konnte.
    Beasts Reaktion zeigte sich in einem Kribbeln auf den Schultern und im Nacken, als würden sich meine Haare aufstellen. Was ich sah, gefiel mir nicht. Es war mir unheimlich.
    Die erbitterte Feindschaft zwischen Vamps und Hexen hatte eine lange Tradition. So wie der Kalte Krieg verband und trennte sie die beiden Arten, ein Krieg, der laut Molly seit Hunderten von Jahren währte, und dessen Ursprung längst vergessen war. Und doch war es Magie, die in der Luft prickelte, den Boden durchzog und das Blut, das den Boden tränkte, energetisch auflud, hier an diesem nasskalten verlassenen Ort, der von allen Seiten von Stadt und Sumpf umgeben war. Die winzigen blauen Funken von Magie schmeckten nach Muskatnuss und summten, als stünden sie unter Strom. Hexenkraft und Verdorbenheit, untrennbar miteinander verknüpft, verwoben, verheddert. Hier war schwarze Magie gewirkt worden. Blutmagie. Ich hielt inne und atmete tief ein, um herauszufinden, welche Art von Blut hier vergossen worden war – Ziege, Huhn … oder Mensch? Aber das Blut war zu alt und der Ort dem Regen des Hurrikans ungeschützt ausgesetzt gewesen, sodass ich keine Einzelheiten wahrnehmen konnte.
    Ich erhob mich, wischte mir die Hände an meiner Jeans ab und musterte die Bäume, die die Lichtung umgaben. Ich erblickte ein Kreuz, das an einen Baum genagelt war, ungefähr ein Meter achtzig über dem Boden. Ein paar Schritte weiter daneben hing ein weiteres Kreuz. Fünf Kreuze zählte ich schließlich, immer dort, wo sich die Spitzen des Pentagramms befanden. Die Kreuze sahen aus, als seien sie aus Silber. Seltsam. Die Spitzen des Pentagramms auf dem Boden zeigten auf die Kreuze an den Bäumen. Ein Vampgrab, an dem Hexen beteiligt gewesen waren. Das ergab keinen Sinn. Ich versuchte, mich zu beruhigen.

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