Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
gut riechender Creme eingerieben und die Augenbrauen gezupft. Schon beim nächsten Wandel wäre alles wieder dahin, deswegen machte ich mir nur selten die Mühe. Aber wenn, dann war es ein richtig gutes Gefühl. Während ich mich schön machte, wehte der Duft langsam gegarter Steaks unter der Tür herein, und mein Magen knurrte vor Hunger.
Ich flocht mein hüftlanges Haar und warf den nassen Zopf auf den Rücken. Nachdem ich in Jeans und T-Shirt geschlüpft war, wanderte ich durch das Haus. Ein Männerlachen ließ mich in der Eingangshalle innehalten. Bruiser? Nein. Rick LaFleur. Und Angelina.
Molly war oben, ich hörte, wie sie in Babysprache murmelte, und fragte mich, warum sie Rick mit Angelina allein gelassen hatte. Dann roch ich eine schmutzige Windel, und ich wusste, was passiert war.
Ich bewegte mich so leise, wie es typisch für meine Art ist, und blieb vor der offenen Küchentür stehen. Rick hielt den Kopf abgewandt, sodass er mich nicht sehen konnte, und ich nahm mir Zeit, ihn zu mustern. Seit seiner Verletzung war er nicht mehr hier gewesen. Er war zwar noch blass, sah aber gut aus, wie er jetzt so in der Küche saß, eine von Angelinas Puppen im Arm. Angelina stand gegen die Lehne seines Stuhls gelehnt.
»Und ich habe eine mit roten Haaren, Martha, und eine mit blonden, das ist Rachael, sie trägt ein langes Kleid wie eine Prinzessin, und dann noch zwei braunhaarige Puppen, Sally und Mary, aber Ka Nvsita ist meine Lieblingspuppe, weil Tante Jane sie mir geschenkt hat, und weil sie schwarzes Haar wie Tante Jane hat und Indianerin ist.«
»Außerdem sieht sie Tante Jane ein bisschen ähnlich«, sagte Rick.
»Hm-hm. Die echte Tante Jane ist Tscherki, und ihre Haut ist brauner, aber sie hat Narben und gelbe Augen, und Ka Nvsita nicht. Ich werde den Weihnachtsmann diesen Winter um noch eine Tscherki-Puppe bitten, aber eigentlich gibt es den Weihnachtsmann gar nicht. Wusstest du das?«, flüsterte sie, von der Puppe zu dem Cop sehend. »Das ist ein Geheimnis. Ich weiß viele Geheimnisse.«
»Welche zum Beispiel?«, fragte Rick, und er richtete den Blick hinunter auf das kleine Mädchen.
»Namen und so. Und wie man Haferbrei macht. Und wie man einen Ba – «
»Typisch Cop, einem Kind persönliche Fragen zu stellen, es ohne die Anwesenheit der Eltern zu grillen und dabei ganz unschuldig zu klingen«, sagte ich.
Rick sah hoch. Obwohl er ertappt worden war, versuchte er nicht einmal, beschämt zu wirken. »Na, so was«, sagte er und klang ganz und gar nicht zerknirscht. Sein Blick wanderte langsam und gemächlich von meinen Füßen zu dem Goldnugget, der über meinem T-Shirt baumelte, und dann weiter zu meinem Gesicht. »Aber kein Grund neidisch zu sein. Ihre Geheimnisse würde ich auch gern hören. Alle.«
Ich war nicht ganz sicher, ob er flirtete; gut möglich, dass es nur Cop-Humor war, aber er sah mich so vielsagend an, dass es durchaus mehr sein konnte. Frischfleisch , dachte Beast. Ich lachte über ihre Bemerkung, und Rick dachte, ich würde über seine lachen. Angie lachte mit uns, ohne zu verstehen, warum, und tapste aus dem Zimmer.
»Warum sind Sie hier, Rick?« Ich verschränkte die Arme und lehnte mich gegen den Türrahmen.
»Bei mir zu Hause gibt es keinen Strom. Kein Fernsehen. Die Batterien in meinem iPod sind leer. Kein Licht. Keine Elektrizität für den Herd. Ich wusste, dass Sie mit Gas kochen. Deswegen habe ich ein frühes Abendessen mitgebracht.« Er lächelte langsam und zeigte blendend weiße Zähne. »Steak, das in meinem Kühlschrank schlecht wurde. Mit frischem Salat vom Markt und Blumen« – er zeigte auf einen sonderbaren Strauß aus Gänseblümchen und Sonnenblumen in einer Milchkanne – »und gebackene Kartoffeln, die ich von Mario’s geholt habe.« Er zeigte auf einen Thermobehälter neben dem Kühlschrank. »Molly hat die Steaks bereits gewürzt, in Folie gewickelt und in den Ofen getan, zu Ihrem … Dörrfleisch.« Die letzten beiden Worte sprach er mit offensichtlichem Abscheu aus. Anscheinend mochte Rick Trockenfleisch nicht besonders.
»Wie heimelig«, sagte ich und unterdrückte ein Grinsen.
»Hübsche Zehen«, erwiderte er.
Ich sah hinunter und tippte die Zehen in einer fächernden Bewegung auf den Boden. Die Nägel waren mit einem blutroten Lack mit Goldschimmer lackiert. Meine Fingernägel waren klar lackiert und kurz gefeilt. Mein Magen knurrte. Es sah so aus, als hätten wir Gesellschaft beim Dinner.
»Ich dachte, wir könnten einen Tag ausmachen, um an
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