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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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Während das Mädchen zur Anprobe im Nebenzimmer verschwand, kramte Janus in seinem Tragebeutel nach einer Silbermünze, um den Waldhüter angemessen zu bezahlen, doch der winkte ab.
    „Nehmt es als Geschenk. Ich brauche die Sachen ohnehin nicht mehr.“
    Da trat Skiria durch den Türrahmen, strahlend und stolz, denn sie hatte nie zuvor solch ein Kleid getragen. Janus, Irian und Karol klatschten Beifall, während Agatas Gesicht eine hässliche Grimasse bildete, als böte die beinahe festlich gewandete Skiria einen überaus scheußlichen Anblick. Ottla ließ sich die Füße des Mädchens zeigen und kramte sodann hinter einem Vorhang ein paar Fellstiefel hervor.
    „Die trug früher mein liebes Weib.“
    Er wies auf die Schuhe.
    „Du solltest nicht in Sandalen die Berge besteigen. Sie müssten dir passen.“
    Dankbar nahm Skiria die Gaben an.
    Ottla bat seine Gäste, doch noch ein bisschen zu bleiben, sodass sich alle um den Tisch setzten, um ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten. Doch nach einer Weile drängte Irian zum Aufbruch: „Leider müssen wir nun gehen, denn es liegt ein langer Weg vor uns.“
    Bald darauf verließ die Gruppe Ottlas Hütte, nicht ohne dem Hausherrn, der sie mit frommen Wünschen entließ, noch einmal ausgiebig zu danken.
     

     

     

    Hojomor erholte sich erstaunlich schnell, nachdem er eine große Portion Drachenkraut vertilgt hatte. Bald verwandelte sich das kränkelnde Tier in den alten, freundlichen Drachen zurück, der nun erst gewahrte, dass sich an Ramins Seite statt des Mädchens ein kleiner Junge befand.
    „Was ist geschehen?“, fragte der Onkel nichts Gutes ahnend.
    Mit gesenktem Kopf berichtete ihm sein Neffe von den schrecklichen Vorfällen. Als Hojomor vom Tod seiner Schwester erfuhr, begann er, zunächst zögernd, ein jaulendes Wimmern auszustoßen, das sich nach und nach zu einem heulenden Klagelied steigerte. Hojomors angestimmtes Requiem ließ Ramins Trauer wieder aufflackern, sodass er in höherer Tonlage in den seltsamen, disharmonischen Singsang mit einstimmte. Gwendol fühlte sich sichtbar unwohl in der Nähe der beiden Drachen, deren wehklagendes Ritual ihm reichlich sonderbar vorkam. Er verdrückte sich in die Höhlengänge, um dort Zauberer zu spielen, bis auch der letzte Ton des schauerlichen Geheuls verklungen war.
     

    Bis zum Abend geduldete sich Gwendol, doch dann musste er einfach die Frage stellen, die ihm so am Herzen lag: „Du kennst doch den Zauberer Hazaar, nicht wahr?“
    Für einen Moment erhellte jähe Freude das trauernde Gesicht Hojomors.
    „Aber natürlich. Er hat mir vor sehr langer Zeit einmal einen großen Dienst erwiesen.“
    Hojomor setzte sich auf seine Hinterläufe und schien Wohlgefallen daran zu finden, in Erinnerungen zu schwelgen, über die er nun ausführlich zu berichten gedachte.
    “Ich weiß es noch genau“, fuhr er fort. „Damals war ich ein blutjunger, schneidiger Drache. In einer benachbarten Höhle hauste eine äußerst attraktive Drachendame, die aber leider...“
    „Wo finden wir Hazaars Schloss?“ unterbrach Gwendol Hojomors Redefluss enerviert.
    „Wie?“, stotterte Hojomor, als hätte ihn jemand aus einem schönen Traum wachgerüttelt.
    „Ich möchte wissen, wo Hazaar wohnt. Ist es sehr weit weg?“
    „Nun ja“, erwiderte Hojomor zögernd, „etwa zwei Tagesmärsche.“
    Begeistert sprang der Knabe auf.
    „So nahe? Dann lasst uns keine Zeit verlieren!“
    Ramin beseitigte Hojomors offensichtliche Verwunderung, indem er erläuterte: „Gwendol möchte den Zauberer als Lehrer gewinnen. Und er glaubt, dass Hazaar dabei helfen könnte, Skiria wiederzufinden.“
    „Ein hervorragender Einfall“, befand der Onkel. „Gewiss ist er euch gerne behilflich. Ihr solltet ihn wirklich schnellstens aufsuchen. Leider führen die Drachenwege nicht dorthin, sodass ihr am besten fliegt.“
    Gwendol hielt ob dieser Forderung den Atem an. Eine hohe Erwartung, die der alte Drache scheinbar selbstverständlich fand.
    „Aber das lernt ein jeder Zauberer doch erst am Ende seiner Lehrzeit“, rechtfertigte der Knabe aufgeregt seine vermeintliche Unfähigkeit. „Und mancher sogar nie!“
    „Nein, nein“, beruhigte Hojomor, „Du verstehst das falsch. Ramin wird sich in die Lüfte erheben, und ich bin mir sicher, dass auf seinem Rücken ein Platz für dich frei ist.“
    Bei dem Gedanken, auf einem Drachen zu fliegen, fühlte sich Gwendol äußerst unbehaglich. Zu genau erinnerte er sich an den unfreiwilligen Flug, den er in Ramiras

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