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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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steile Schräge bildete, auf der sich Gwendol nur mit Mühe halten konnte. Beinahe drohte er, hintenüber zu fallen, doch bevor dies geschah, hatte Ramin sein Hinterteil hochgewuchtet. Er entfaltete seine Flügel zur vollen Spannweite und erinnerte nun ein wenig an eine überdimensionierte Fledermaus. Leicht wippten die Schwingen auf und ab. Sie schienen zu funktionieren.
    Ramin visierte den gegenüberliegenden Waldrand, um abzuschätzen, ob diese Strecke genügend Anlauf zuließ. Dann rannte er los. Heftig Flügel schlagend versuchte er, schnell an Geschwindigkeit zu gewinnen. Ungestüm polterten seine trampelnden Schritte über den Erdengrund.
     

    Gwendols entsetztes Kreischen hallte über die Lichtung, als er auf dem Rücken des Drachen kräftig durchgerüttelt wurde. Die Bäume rückten näher, doch Ramin hoffte, über deren Wipfel hinweg segeln zu können. Erschrocken erkannte der Knabe, dass sie direkt auf die erhabenen Tannen zurasten, ohne dass Ramin sein Tempo verringerte. Wenn er nicht bald abhob, würden sie mit voller Wucht gegen die Hindernisse prallen, die nun schon bedrohlich nahe vor ihnen aufragten. Immer rasanter glitt der Boden unter Ramins Füßen weg. Doch trotz aller Bemühungen gelang es ihm nicht, seinen massigen Leib auch nur ein wenig in die Luft zu katapultieren.
    Als die Stämme nur noch eine Drachenhalslänge entfernt lagen, schlug Ramin, so gewandt es die gewichtige Masse seines Körpers zuließ, einen scharfen Haken nach rechts und bremste danach jäh ab. Tannennadeln peitschten Gwendol ins Gesicht, als er über Ramins Flanke hinweg abgeworfen wurde. Stöhnend lag er am Boden, als das Tier zum Stillstand kam.
    „Ich bin ein bisschen aus der Übung“, verteidigte sich Ramin kleinlaut, während sich Gwendol mühsam wieder aufrappelte und seinen schmerzenden Arm hielt.
    „Ich hätte tot sein können! Kannst du nicht besser aufpassen?“ rief er anklagend.
    Verlegen scharrte Ramin mit einer Klaue. Hojomor hatte das Schauspiel verwundert beobachtet. Sollte es seine Schwester etwa versäumt haben, ihren Sohn im Fliegen zu unterrichten? Es wirkte nicht gerade, als sei Ramin diese Fortbewegungsart geläufig. Doch es half nichts. Wollte Ramin zum Schloss, so musste er es einfach schaffen. Der Onkel versuchte, seinem Neffen zu ermutigen: „Du musst es noch einmal versuchen. Schlage noch schneller mit deinen Schwingen, dann wird es gewiss gelingen!“
    Ramin nahm sich den Rat seines Onkels zu Herzen, ließ den murrenden Gwendol erneut aufsteigen, lief los und wedelte dabei mit den Flügeln, als gälte es, einen Sturmwind dadurch zu erzeugen. Der Knabe duckte sich dicht an den Drachen, als sich Ramin abdrückte und ein Stück weit aufwärts stieg, nur um dann gleich wieder zum Erdboden zurückzukehren. Seine Klauen berührten das Gras jedoch nur kurz, bevor sie sich erneut abstießen. Stück für Stück stieg das Tier empor, mühselig zwar, doch gerade noch rechtzeitig, um eine Kollision mit den Stämmen zu vermeiden.
    Die Spitzen der Tannen kitzelten Ramins Bauch, als er über ihre Wipfel hinwegflog. Schließlich spürte Ramin den kühlen Luftzug des Windes unter seinem Leib, der die Schwingen aufblähte und dafür sorgte, dass er sich völlig bewegungslos eine Weile tragen lassen konnte, bevor weitere Flügelschläge nötig waren, um nicht an Höhe zu verlieren. Gwendol hatte sich wieder aufgerichtet und sah noch einmal zurück.
    Weit unter sich sah er Hojomor auf der Lichtung stehen, der sie mit einem lang gezogenen Heulen verabschiedete. Bald schrumpfte seine Größe auf die eines winzigen Punktes zusammen, der sich gerade noch erkennbar von der Waldwiese abhob.
     
    Ramin schwebte scheinbar mühelos in der Luft, ein für ihn bislang unbekanntes Territorium. Doch das Fliegen kostete große Kraft. Der Wind frischte unvermittelt auf und richtete sich nun gegen ihn. Angestrengt stemmte sich Ramin gegen die Gewalten der Natur. Einige Raben gesellten sich zu ihnen, begleiteten sie auf ihrem Flug und schienen sich nicht weiter über das fremdartige Flugobjekt zu wundern, das ihr elegantes Gleiten scheinbar nicht beherrschte, sondern eher schwerfällig wirkte.
    Gwendol gefiel die ungewöhnliche Reise immer mehr. Er bemerkte nichts von der Strapaze, die Ramin durchstehen musste und war so begeistert, dass er jede Vorsicht vergaß. Zuerst löste er eine, dann die zweite Hand von Ramins Rückenkamm und streckte die Arme nach oben. Er konnte kaum glauben, dass er tatsächlich auf einem fliegenden

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