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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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Einfluss schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken, denn er begann schallend zu lachen. Für einen Moment keimte Wut in dem Jungen auf wie Saatgut, das man mit einer wachstumsverstärkenden Substanz begossen hatte. Wenn die Unholde glaubten, ihnen stünde ein harmloses Kind gegenüber, dann täuschten sie sich.
    „Wagt nicht, mich zu verspotten! Mit meinen Zauberkünsten könnte ich euch in wimmelnde Maden verwandeln“, drohte er, den Regeln Hazaars zum Trotz. Um seine Worte eindrucksvoll zu unterstreichen, hob Gwendol einen Arm und schwenkte einen imaginären Zauberstab, doch sein Zauber bewirkte lediglich, dass das Laub eines herabhängenden Astes sich schwarz verfärbte und abfiel.
    Das Kichern verstummte. Während sich die Männer geflüsterte Laute zuraunten, versuchte Gwendol, davonzulaufen, doch der Glatzkopf packte, ohne den Blick von seinem Gesprächspartner zu wenden, den Jungen am Wams und hielt ihn daran fest.
    „Soso, du bist also ein Zauberlehrling“, grinste er.
    „Ja, doch mein Meister hat mich verstoßen. Aber eigentlich bin ich froh darüber, denn ich glaube, er taugte ohnehin nicht viel.“
    „Was hast du angestellt, dass er dies tat? Oder warst du etwa nicht bemüht, seine Weisungen auszuführen?“
    Gwendol überlegte einen Moment, bevor er antwortete: „Nein, nein, ganz und gar nicht. Ich bin sehr talentiert, müsst ihr wissen.“
    Verschwörerisch rückte Gwendols Gesicht näher heran.
    „Zu talentiert für manchen Lehrherrn. Nicht jeder verkraftet eine Begabung, die verspricht, mächtiger als das eigene Können zu werden.“
    Der Junge erntete erneut Gelächter, das an das Wiehern von Pferden erinnerte.
    „Das gefällt mir. Welch ein Zufall, scheint es, dass dir in diesem Augenblick zwei Zauberer gegenüberstehen, die einen Lehrling gut gebrauchen könnten!“
    Um seine Zauberkünste glaubhaft zu demonstrieren, hob einer der Männer kurz die Hand. Mit einem Sprung zur Seite rettete sich Gwendol gerade noch vor der dünnstämmigen Birke, die umfiel, als handele es sich um einen umgemähten Getreidehalm. Während Gwendol begeistert Beifall klatschte, schnippte der andere Magier einige Male mit dem Finger, bis sich der Baum wieder aufrichtete und dort weiterwuchs, wo er seit Jahren seine Wurzeln in die Erde trieb.
    „Das war fantastisch!“, jubelte Gwendol. „Ihr seid wahrlich große Zauberer!“
    „Nun, wenn du eine fundierte Ausbildung wünscht, so folge uns und verhalte dich ruhig!“, sagte der großgewachsene Magier und wirkte dabei, als sei er bereits sicher, dass Gwendol sein Angebot annähme.
    Gwendol konnte solches Glück kaum begreifen. Vor lauter Freude begann er, um die finster dreinblickende Magier herumzuspringen, bis sein neuer Meister streng mahnte: „Ich sagte, verhalte dich ruhig!“
    Gwendol stellte das übermütige Gehopse augenblicklich ein. Seine neuen Meister bereits jetzt zu verärgern, lag ihm fern. Stattdessen trottete er nun brav hinter ihnen her.
    Beinahe eine Stunde verging, ehe sich Gwendol erlaubte, endlich eine Frage zu stellen.
    „Wollt ihr nicht eure Namen verraten? Sagt, wie soll ich euch ansprechen?“
    Der große Mann blieb kurz stehen und raunzte unwirsch: „Am besten gar nicht. Sprich nur, wenn du gefragt wirst!“
    Eingeschüchtert befolgte Gwendol den Befehl des eigentümlichen Magiers. Trotzdem gab es zahlreiche Dinge, die er gerne erfahren hätte. Wie sich wohl die Ausbildung gestaltete? Führten seine Lehrherren ihn zu ihrer Residenz? Wo mochte diese liegen? Solche Überlegungen beschäftigten den Zauberlehrling während ihres Marsches. Je länger Gwendol über diese Fragen nachsann, desto mehr meinte er zu erkennen, dass ihm ein Recht zustand, die Antworten darauf zu wissen. Er musste all seinen Mut zusammennehmen, als er beschloss, die Magier erneut anzusprechen. Doch der Glatzkopf kam ihm zuvor. Gehetzte Blicke auf den anderen Zauberer werfend, nahm er den Zauberlehrling beiseite und begann zu flüstern, als hüte er ein Geheimnis, das sein Kamerad nicht erfahren sollte: „Hör zu! Man nennt mich Andakor und mein Begleiter hört auf den Namen Rutam. Womöglich jagt er dir Angst ein, so wie er mir zu Beginn unserer Bekanntschaft Furcht einflößte. Doch du kannst viel von ihm lernen. Reize ihn nicht, dann wirst du mit ihm auskommen.“
    „Aber warum benimmt er sich so merkwürdig? Und wohin gehen wir eigentlich?“
    Doch Andakor richtete seinen Blick wieder vorwärts und marschierte weiter, als hätte diese kleine Unterredung nie

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