Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
unterscheiden. Sein Zögern ließ dem Tier jedoch Zeit für eine angemessene Begrüßung. Die passenden Formel, die Menschen dafür gebrauchten, hatte er sich eingeprägt: „Seid gegrüßt!“
Irians Schwert sank zu Boden. Skiria fasste rasch nach dem Kleid und hielt es vor ihren Körper, um sich notdürftig damit zu bedecken. Ramin beobachtete erstaunt, wie sie umständlich aufstand, rücklings auf einen dicken Eichenstamm zutappte und dahinter aus seinem Blickfeld entschwand. Etwas beunruhigt versuchte er zu erkennen, was hinter dem Baum geschah, doch Skiria verbarg sich geschickt vor seinen Blicken. Als sie schließlich wieder hervortrat, erkannte der Drache, dass ihr Körper jetzt wieder von Stoff bedeckt war.
Endlich stand Skiria vor ihm und tätschelte zärtlich seine Schuppenhaut.
„Ramin, mein Freund! Wie schön, dich wiederzusehen.“
Ramin wirkte ebenso erfreut und wollte eben stolz über seine Flugerfolge berichten, als Skiria ihm ins Wort fiel und ihn nach Gwendol fragte.
„Ich habe niemals auch nur einen Menschen getroffen“, erklärte er betrübt. Verzweifelt wandte sich Skiria an Irian: „Wo mag der Junge nur sein?“
„Es ist bald dunkel. Wir sollten wieder zurückgehen, bevor die Stadttore geschlossen werden. Vielleicht hat sich Gwendol ja in der Zwischenzeit eines Besseren besonnen und wartet in der Schenke auf uns.“
Traurig erkannte Ramin, dass ein erneuter Abschied bevorstand.
„Wann kommt ihr wieder?“
Skiria konnte ihm keine genaue Antwort geben, beschloss jedoch für sich, Hazaar ein wenig zu drängen. Schließlich warteten am Drachenberg wichtige Aufgaben auf sie.
Erschöpft von den Ereignissen des Tages trafen sie im „Feurigen Drachen“ ein. Als Irian die Tür zu seinem Zimmer aufstieß, fand er Janus und, zu seinem Erstaunen, auch Hazaar in ungewohnter Einträchtigkeit vor. Er schien sie bei einer ernsthaften Unterredung gestört zu haben. Während Hazaar finster drein blickte, wirkte Janus verstört.
„Es ist etwas Schlimmes geschehen“, eröffnete Janus ihm und erzählte von Rabanus’ grausamen Schicksal.
Entsetzt verfolgte Irian seinen Bericht.
„Wer kann so etwas getan haben? Habt ihr etwa einen Verdacht, großer Hazaar?“
Ernst richtete der Angesprochene seinen Blick auf ihn und ließ sich mit der Antwort reichlich Zeit.
„Möglicherweise“, sprach er schließlich und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen.
Ungehalten sprang Janus auf.
„Was soll das denn nun heißen? Wer glaubst du, ist es gewesen?“
Einen Augenblick lang dachte Irian, sein Kamerad wollte auf Hazaar losgehen und ihn würgen, bis er mehr verriet, doch Janus blieb mit zornig funkelnden Augen stehen und sah dem Magier nach, der, ohne weitere Informationen preiszugeben, aus der Kammer entschwand und geräuschlos die Tür hinter sich schloss.
Sehr früh am Morgen, die Zimmer der Schenke lagen noch im Dunkeln, erwachte Skiria durch heftiges Klopfen an ihrer Zimmertür. Starr vor Schreck richtete sich auf und wünschte sich plötzlich, die schnarchende Agata läge wieder in dem Bett neben ihr.
„Wer ist da?“, hauchte sie ängstlich.
Umgeben von völliger Finsternis schlüpfte Skiria aus dem Bett und erwog für einen kurzen Moment, sich zu verstecken. Doch dann erkannte sie erleichtert die gedehnte Stimme Hazaars.
„Es wird Zeit, Skiria. Wir brechen auf.“
Sie riss die Tür auf.
„Wir brechen auf? Jetzt gleich?“
Der Zauberer legte den Zeigefinger auf seine Lippen.
„Wir sollten niemanden aufwecken. Mach’ dich bereit! Wir warten unten.“
Damit wandte er sich ab und schritt mit raschelnden Gewändern auf die Treppe zu.
Als Skiria ein wenig später aus der Schenke trat, erhellte bereits ein blasser Streifen den fernen Horizont. Irian stand reisefertig vor der Tür und zog Skiria sogleich an sich, als gälte es, ihr Schutz vor Banditen zu gewähren. Gemeinsam mit Janus hatte er beschlossen, Skiria nichts von Rabanus’ Tod zu erzählen, damit sie sich nicht unnötig sorgte.
„Wo ist Janus?“, erkundigte sich Skiria. Irian grinste.
„Er hat noch etwas zu erledigen.“
Doch bereits nach kurzer Zeit stieß Janus zu ihnen.
„Ich musste mich noch verabschieden“, erklärte er seiner Schwester.
Skiria merkte, dass ihm der Abschied von der Stadt und dem Mädchen, für das er schwärmte, schwerfiel.
„Warum bleibst du nicht einfach hier? Irian, Hazaar und Ramin sind doch bei mir.“
Doch Janus schüttelte entschlossen den Kopf.
„Ich möchte mit
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