Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
stattgefunden. Hilflos tappte Gwendol hinterdrein.
Gierig sog Ramin den unwiderstehlichen Duft ein. Unwillkürlich setzten sich seine Pranken in Bewegung und lenkten ihn der Fährte nach bis in die Nähe der Stadtmauern. Hier musste es sein. Ganz stark nahm Ramin nun den Appetit anregenden Geruch wahr und bereitete sich auf einen kleinen Kampf vor, den selbstverständlich er gewinnen würde.
„Es wirkt tatsächlich“, tönte eine männliche Stimme hinter ihm.
Ramin sprang vor Schreck ein Stück zur Seite, als könne er sich dadurch vor dem Sprecher verstecken. Wie war es möglich, dass er keinen Menschen gewittert hatte? Die übermäßige Konzentration auf den Troll musste wohl seine Sinne verwirrt haben. Ramin bereitete sich auf eine Flucht vor. Zu ärgerlich, dass dadurch nun dem Leckerbissen genug Zeit blieb, das Weite zu suchen.
„Ramin, hier sind wir!“
Verblüfft bemerkte er, dass sich sogar mehrere anscheinend geruchlose Menschen in seiner Nähe befanden, denn diese Worte stammten eindeutig aus einem weiblichen Mund. Da erkannte er sie endlich.
„Skiria!“, rief er hocherfreut, doch seine Freude verwandelte sich bereits im nächsten Augenblick in Sorge, weilte doch im näheren Umkreis ein menschenfressendes Ungetüm.
„Gib Acht!“, warnte Ramin seine Freundin.
Sie stand neben einem Pferd, das gegen die riesige Gestalt des Drachen sehr zierlich erschien. Dahinter entdeckte er Irian, Janus und den Zauberer Hazaar. „Irgendwo hier hält sich ein Troll auf. Geht besser in Deckung!“, ordnete Ramin sicherheitshalber an, doch seltsamerweise löste diese Aufforderung bloß Gelächter aus.
Skiria erlöste ihn schließlich aus der wunderlichen Situation und erzählte von dem Drachensilber, das sie auf den umliegenden Ästen verteilt hatten. Enttäuscht schnupperte Ramin an den besagten Stellen und leckte wenigstens ein bisschen daran, bevor er sich damit abfand, keinen Trollbraten verspeisen zu dürfen. Dann besah er sich die Menschen und stellte fest, dass sie ein leichtes Gepäck mit sich führten, als sei ihr Aufenthalt in der Stadt nun beendet.
„Wir ziehen weiter?“, erkundigte sich Ramin hoffnungsfroh. Skiria nickte, während Hazaar bereits wieder getragenen Schrittes voran ging und ihnen den Weg wies.
Gegen Abend wirkte Hazaar zunehmend erschöpfter. Skiria wusste nichts über die Anzahl seiner Lebensjahre, doch sie vermutete, dass Zauberer im Allgemeinen ein hohes Alter erreichten. Die Reise musste ihn, selbst wenn er über magische Kräfte verfügte, übermäßig anstrengen. Sie glaubte sogar zu erkennen, dass seine Beine bei jedem Schritt einzuknicken drohten. Schließlich erreichten sie eine Lichtung, auf der sie anhielten.
„Hier werdet ihr nächtigen“, teilte Hazaar ihnen mit, als schließe er sich selbst davon aus.
Während Skiria, Janus und Irian Feuerholz sammelten, begab sich Ramin auf die Jagd, um ein Abendessen für seine hungrigen Kameraden zu beschaffen. Dankbar sah Skiria ihm nach, während sein gezackter Schwanz im Unterholz verschwand, und hoffte auf einen saftigen Wildschweinbraten.
Als sich Skiria bückte, um einen Ast aufzuheben, sah sie das weiße Gewand Hazaars durch das Gebüsch schimmern. Verstohlen beobachtete Skiria ihn, wie er gedankenversunken an einem Baumstamm lehnte. Die Augen hielt er dabei geschlossen, während sich seine Lippen lautlos bewegten, als führe er einen inneren Dialog mit überirdischen Mächten, eine Art stummes Gebet, aus dem er neue Kraft schöpfte.
Während sie auf die große schlanke Gestalt starrte, wanderten ihre Gedanken zu Gwendol. Sie sorgte sich sehr um ihn und fragte sich, ob sie nicht vor ihrer Abreise noch intensiver nach ihm suchen hätten sollen. Als sie Hazaar während ihres Marsches darauf angesprochen hatte, begnügte sich der Zauberer mit der Auskunft, dass der Junge schon den richtigen Weg beschreiten würde. Diese für ihn typische Antwort ließ Hazaar erneut suspekt erscheinen, genauso wie seine Angewohnheit, nichts über seine Pläne zu verraten. Auch schien er nicht gewillt, seine Zauberkünste allzu oft zu demonstrieren. Trotzdem schenkte Skiria ihm Vertrauen, hatte er doch bereits einmal an ihrer Rettung mitgewirkt, als er sich samt Ramin und Gwendol ins Gebirge versetzte.
Janus bückte sich, um noch einmal die Feuerstelle zu überprüfen. Während er die Scheite zurecht rückte, spürte er plötzlich, dass jemand hinter ihm stand. Langsam drehte er seinen Kopf, um festzustellen, dass
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