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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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lange, bis er wieder senkrecht war.“
    Paula pfiff durch die Zähne. „Den hast
du geschafft? Alle Achtung! Friedhelm Kröse wird gefürchtet. Er ist stark und
außerdem heimtückisch. Achim Taschke ist flink und heimtückisch. In der Baubude
kann ich nicht schlafen. Dort kriege ich Alpträume. Wie ich neulich dort
poofte, träumte ich, daß ich nur 15 Kämpfe gewonnen hätte — und alle anderen
verloren.“
    „Gräßlich!“
    Paula nickte: „Ich hau mich wieder
hin.“ Sie machte kehrt und trollte sich zurück zu ihrer Lagerstatt, blieb
jedoch nach zwei Schritten stehen. „Was ich euch noch sagen wollte: Seid vorsichtig!“
    „Immer!“ rief Tim. „Aber weshalb?“
    „Hier ist es in letzter Zeit nicht
geheuer.“
    „Gespenster?“
    „Weiß nicht. Es ist so, daß plötzlich
Typen verschwinden. Solche von uns, Wolkenschieber.“
    Tim wußte, daß Wolkenschieber eine
Insider-Bezeichnung (Insider = Eingeweihter ) ist für
Landstreicher — ein Wort aus alter Zeit, als man darunter die Gesamtheit der
Fahrenden, der Nicht-Seßhaften also, verstand. Damals waren das: Seiltänzer,
Kesselflicker, Handpuppen-Spieler, Hausierer, Bettler, herumziehende Diebe, auch
Wallfahrer.
    „Aha“, sagte Tim und erinnerte sich an
das, was er von Gaby gehört hatte.
    „Vor allem Jugendliche werden über
Nacht wie vom Erdboden verschluckt“, erklärte Paula ihre Warnung. „Ich entsinne
mich an Franz-Otto Kehrtzsamma. Der war erst 14. Vor zwei Monaten tauchte er
hier auf. Ich habe ein bißchen drauf geachtet, daß die anderen ihn nicht
rumschubsen. Franz-Otto sagte, er wolle hier bleiben bis zum Sommer.
Mindestens. Eines Abends haben wir verabredet, am nächsten Tag die Pfarrhäuser
abzuklappern. Wegen neuer Klamotten für Franz-Otto. Aber der Junge kam nicht.
Ich habe ihn gesucht, aber er war verschwunden. Nie wieder ist er aufgetaucht.
Und das liegt mindestens vier Wochen zurück, nein, fünf.“
    „Du meinst, ihm ist was zugestoßen?“
    „Freiwillig ist er nicht abgehauen. Er
hing an mir.“
    „Auch sonst hat niemand ihn gesehen?“
    „Theo Weber, der Schrumpfkopf, sagte,
er hätte gesehen, wie Franz-Otto in die Baubude gegangen sei, die ihr jetzt
belegt habt. Damals war’s noch lau nachts, daß niemand sonst das Quartier für
sich beanspruchte. Nach Mitternacht — sagt Theo — habe er dann einen Schrei
gehört. In oder bei der Baubude. Aber Theo hat sich nicht darum gekümmert.“
    „Und außer Franz-Otto gingen noch
andere verschütt?“
    „Es waren noch zwei. Im Spätsommer. Aber
die kannte ich nicht so genau. Daß die von heute auf morgen abhanden kamen,
fiel mir erst im Nachhinein auf. Die Namen weiß ich nicht mehr.“
    „Vielen Dank für die Warnung“, sagte
Tim. „Wir werden aufpassen. Bevor wir hier die Platte putzen ( Weggehen ),
sagen wir dir Bescheid.“
    Paula verzog sich hinter ihre Kisten.
    Tim konnte das nicht sehen, hörte aber,
wie sie polterte.
    Er und Klößchen sockten den Kai entlang
zu ihrer Baubude.
    „Es wird immer ungemütlicher, Tim. Was Paula
da sagt, läßt doch die Vermutung zu, daß in unserer Baubude was passiert ist.
Vielleicht ein Mord. Und der Täter hat den toten Franz-Otto dann in den Fluß
geworfen.“
    Tim schüttelte den Kopf. „Ein Toter
wird irgendwo angeschwemmt.“
    „Na und? Vielleicht wurde er. Paula
liest bestimmt nicht jeden Tag Zeitung. Und unsereins achtet doch auf solche
Meldungen. wenig. Dich interessieren die großen zeitgeschichtlichen Ereignisse.
Ich lese nur die Witze. Wie leicht kann man da Franz-Ottos Leiche übersehen.“
    „Du hast recht, Willi. Wir werden Herrn
Glockner fragen.“
    Sie erreichten die Baubude.
    Niemand war drin.
    Gegen die lausige Kälte draußen, dachte
Tim, ist es hier direkt heimelig.
    Sie setzten sich auf die
Karton-Unterlage, hörten, wie der Fluß gurgelte und der Wind um die Ecken
heulte.
    Nach einer Weile sank Klößchen nach
hinten und schlief ein.

11. Schnelles Lösegeld
     
    Oswald Müller, Carolines Stiefvater,
stand in der Diele des Hauses und sah auf seine Uhr.
    Es wurde Zeit für den Anruf.
    Wohl war ihm nicht, dem Kidnapper. Aber
er dachte an seine Zukunft. Die halbe Million war das Mindeste, was er
brauchte. Petra Dalmig hatte zwar ihren unermeßlich reichen Bruder. Aber Oswald
wollte nicht ständig mit leeren Händen dastehen. Mit 500 000 DM im Sparstrumpf
würde er sich wohler fühlen. Dann konnte er Petra was bieten — eventuell sogar
eine Existenz ( Unterhalts-Grundlage ) für sich gründen. Er dachte an

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