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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kleinere über die Geschichte der
Stadt, einen großen feinen Saal für wechselnde Ausstellungen — Künstler aus
ganz Europa dürfen hier vorführen, was sie unter Kunst verstehen — und die
sogenannte Abendländische Sammlung: Gemälde, Gemälde, Gemälde.
    Für die heutige Fete im
Ausstellungssaal gab es einen doppelten Grund. Zum einen sollte die feierliche
Eröffnung des Museums nachgeholt werden — nach neuneinhalb Monaten reger
Betriebsamkeit. Zum anderen war es gelungen, den bedeutenden niederländischen
Maler Humpert van Strichl zu einer Ausstellung herzuholen. Er hatte über 200
Gemälde seiner Stilrichtung ‚gegenstandslos und ohne Farbe’ mitgebracht. Wie es
in den Vorbesprechungen der Presse hieß, versprach man sich davon eine starke
,Einflußnahme auf den Zeitgeist’.
    Und wir, dachte Tim amüsiert — während
er dicht hinter Plegel zum Portal des Euro-Museums eilte — , sind dabei. Weil
Caroline ihrem Großvater fünf Einladungskarten abgeluchst hat.
    Caroline von Färber ist eine
Klassenkameradin der TKKG-Bande — und Friedrich-Etzel ihr Großvater: ein
steinreicher, ehemaliger Bierbrauer, nunmehr 81 Jahre alt, nicht ganz gesund,
aber total der Malerei zugeneigt. Freilich — er selbst nahm nie einen Pinsel in
die Hand, doch er sammelte Bilder. In seiner Villa ,Am Hang 1 an den
östlichen Hügeln über der Stadt hingen bedeutende Gemälde. Vier davon —
vermutlich die besten — hatte Etzel dem Euro-Museum als Leihgabe überlassen.
Wie die TKKG-Bande von Caroline wußte, handelte es sich um sogenannte Alte
Meister. Und zwar um Gemälde von Cornelis van Dalem, Claudio Coello, Cranach d.
Ä. (dem Älteren) und Francois Lemoyne.
    Wie diese vier Kunstwerke aussahen,
wußte die TKKG-Bande inzwischen genau. Sie waren in dem erst kürzlich
erschienenen Museums-Führer abgebildet. Keine anderen Seiten hatten die vier
Freunde so oft aufgeschlagen. Tim fühlte sich imstande, die vier Bilder unter tausenden
gleichartiger herauszufinden. Die TKKG-Freunde stimmten darin überein, daß
besonders der Dalem nach ihrem Geschmack war — mit seiner von üppiger
Vegetation überwucherten, düsteren Ruinen-Landschaft. Geschaffen hatte er das
großartige Gemälde um 1560.
    Friedrich-Etzel von Färber war also
Gönner. Da verstand es sich von selbst, daß der Museums-Direktor Kuno Leckler
ihn einlud. Aber nicht nur ihn, wen Etzel mitbringen wollte an Freunden und
Bekannten, der war willkommen. Etzel erhielt 20 Einladungskarten, in die man
nur noch die Namen eintragen mußte.
    Fünfzehn durfte er für sich verwenden,
fünf wurden ihm abgeknöpft von Caroline, seinem Liebling. Daß sie die
TKKG-Bande eingeladen hat, war selbstverständlich für sie, denn schließlich
gehörten die vier zu ihren besten Freunden, denen sie — besonders Tim und
Klößchen — eine Menge schuldete. Etzel sah das nicht anders, und so kam die
Einladung zustande.
    „Meinst du wirklich“, flüsterte Gaby
ihrem Freund zu, „daß der einen Anschlag auf irgendwelche Bilder plant? Wozu
soll das gut sein?“
    „Frag das einen Bekloppten. Wenn der
zum Bildersturm ansetzt, hat er eine starke Begründung. Der eine haßt Gemälde
grundsätzlich. Der andere meint, die Menschheit müsse mehr Musik hören und
werde nur abgelenkt durch die Bilder-Beglotzung. Der dritte will durch seinen
Vernichtungsakt auf soziales Elend aufmerksam machen. Beknackt sind sie alle.
Und der Schaden ist meistens unermeßlich.“
    „Den Plegel behalten wir im Auge.“
    „Ich überlege, ob wir ihn entwaffnen.“
    „Du meinst, ihm das Fläschchen
abnehmen?“

    Tim nickte. Er legte einen Schritt zu, denn
Plegel eilte auf dünnen Storchenbeinen die breite Freitreppe zum Glas-Portal
des Euro-Museums hinauf — einem eher häßlichen Betonwürfel von beträchtlichen
Ausmaßen.
    Als Standort für das Museum hatte man
einen ehemaligen Klein-Friedhof im Stadtteil Mögghage gewählt, also ein
Randgebiet der Großstadt. Der kleine Gottesacker war stillgelegt seit 1944.
Damals hatten ihn Bomben während eines Fliegerangriffs verwüstet. Danach wurden
die Gräber nicht mehr in Betrieb genommen, das Gelände galt aber immer noch als
Friedhof.
    Hinter der TKKG-Bande schloß sich das
Portal. Das Foyer empfing alle Eintretenden mit grellem Licht und freundlicher
Wärme. Ein paar Dutzend Geladene rotteten sich vor der Garderobe zusammen. Ein
jeder wollte seinen Mantel loswerden.
    Nanu, dachte Tim. Da kenn ich ja fast
jedes Gesicht!
    Das meinte er wörtlich, denn namentlich
war ihm

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