Sklavenpack (Eine Domina erzählt)
Unterwerfungs-Kram, obwohl er a) noch nicht einmal wusste, ob ich weiblich und b), ob ich wirklich dominant war.
Ich tippte also weiter. Eine Domina ist hochnäsig, oder nicht?
Der arrogante Schreibstil kam an.
Begeisterung auf allen Seiten.
»Ich will Sie kennenlernen.«
Nein, das war dann doch ein bisschen zu nah. Kreuzchen oben rechts - und tschüs.
Nichtsdestotrotz – die ganze Geschichte gärte weiter.
Ich fuhr in einen Sexshop und kaufte eine Peitsche. Aus schwarzem Leder mit Nieten und sechzig Zentimeter langen Riemen.
Mein Mann grinste breit, als er das Gerät sah.
Ich schlug testweise ein Kissen. Versuchte einen Punkt zu treffen. Das klappte überhaupt nicht. In dem Moment, wo ich den Arm mit der Peitsche hob, fielen die Lederstreifen in alle Richtungen auseinander. Mit diesem Gestrüpp in der Hand traf frau nicht einmal einen Elefantenarsch.
Trotzdem musste der Angetraute am Abend den Po hinhalten für erste Tests. Ich wollte guten Willen zeigen. Dass ich ein echtes Hinterteil vor mir hatte, statt eines Kissens, verunsicherte mich dann doch. Ein Desaster. Die Riemen der Peitsche landeten überall, nur nicht auf seinem Hinterteil.
»Du hast absolut kein Talent für so etwas«, war sein Kommentar, der jegliche vielleicht aufkeimende Freude im Keim erstickte.
»Okay, wenn du meinst!«
Die Peitsche flog auf den Schlafzimmerschrank. Und dort blieb sie, bis ... zwei Jahre später eine dominante Hand sie hervorholte, abstaubte, kürzer schnitt und benutzte.
Aber ich greife vor.
Von diesem Zeitpunkt an beobachtete ich mich selbst. Wie reagierte ich? Machte es mir Spaß meinen Mitmenschen Befehle zu erteilen? Eigentlich nicht. Mochte ich es, wenn andere leiden?
Auch nicht so wirklich. Aber ich fühlte – da ist etwas. Ich merkte, es steckt irgendetwas in mir, von dem ich nicht wusste, was es war. Es wollte raus. Dazu kam: Sex ist eintönig. Nicht, dass mein Mann und ich uns nicht attraktiv fanden, es war jedoch immer wieder das Gleiche. Mal von vorne, mal von hinten.
Wir hatten bereits Jahre zuvor versucht, Abhilfe zu schaffen.
Problem Nummer eins: langweilige Stellungen. Wer kannte sich damit aus? Das Kamasutra. Ein Blick ins Buch war natürlich anregend, aber wir beschlossen, dass wir keine indischen Akrobaten sind, sondern eher zur Kategorie der übergewichtigen Westmenschen gehörten. Deshalb ersparten wir uns die Zerrungen, Verrenkungen und die Stunden im Wartezimmer des Orthopäden und folgten den Ratschlägen des Kamasutras klugerweise nicht.
Nächster Versuch: Hilfsmittel. Wir bestellten einige Artikel, die einen nimmer endenden Orgasmus versprachen. Als wir gespannt das diskret verschickte Paket öffneten, entpuppten sich die Liebeskugeln als stinkende, rosa Plastikbällchen an einer Schnur, die sich nur widerwillig in diverse weibliche und männliche Körperöffnungen erführen ließen, und beim Herausziehen eher Befremdung als Lust auslösten. Danach waren die Dinger so ekelig, dass wir sie mit spitzen Fingern in den Mülleimer beförderten.
Ein Versuch mit Reizwäsche brachte wenig Erfolg, denn in der aus spitzenbesetzten Strippen bestehende Chinaware sah ich aus wie eine drittklassige Straßenhure. Außerdem riss von den Strumpfhaltern sofort einer ab. Von erotischem Prickeln keine Spur.
Also gingen mein Mann und ich zur Tagesordnung über. Normaler Kuschelsex – nicht sonderlich aufregend, aber befriedigend.
Jedoch die Sache mit den Schlägen gärte weiter und wurmte mich insgeheim. Es rumorte ein Jahr – zwei Jahre.
In dieser Zeit setzte ich die Chats mit den vermeintlich devoten Männern fort.
Erstaunlich was es für unterschiedliche Phantasien im BDSM- und Fetisch-Bereich gab. Ich entwickelte mich zur regelrechten SM-Interviewerin und wurde selbst immer neugieriger.
Ich gab mir einen Ruck und vereinbarte ein Treffen mit »sklave43_BN«. Erst einmal ganz vorsichtig – im Café.
Auf dem Weg dorthin war mir vor lauter Aufregung richtiggehend schlecht. Ich hatte verdammte Angst vor meiner eigenen Courage. Außerdem – was zog frau als Domina an? Ein Blick ins Internet gab den entscheidenden Tipp. Die dominante Dame trägt schwarz. Sehr gut. Denn diese Farbe macht bekanntlich schlank. Also stöckelte ich in einem dunklen Hosenanzug zum Treffpunkt. Ausgesprochen dominant.
Nur – wer nicht kam, war mein Date.
Eine weitere Verabredung, zwei Wochen später, mit einem der angeblich devoten Online-Bekannten, endete ebenfalls mit drei von mir einsam und
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