Sklaverei
den Mädchen aus Osteuropa: Die haben mir erzählt, und ich habe es gesehen, dass sie einen Freund brauchen, der auf sie aufpasst, weil es Männer gibt, die sie ausnutzen wollen. Die Männer, die auf sie aufpassen, verlangen dafür keine Gegenleistung; weil die Mädchen solidarisch sind, machen sie den Männern Geschenke, aber die wollen sie oft gar nicht. Diese Freunde werden Zuhälter genannt, aber das sind sie nicht. Viele Mädchen hatten irgendwann keine Lust mehr auf diese Männer und konnten danach nicht mehr auf der Straße arbeiten. Unsere Arbeit hat einen schlechten Ruf bei der Polizei und bei den Nachbarn, die uns beschuldigen, wir würden uns mit Komplizen umgeben und wären gleichbedeutend mit Drogen und Kriminalität, aber das ist falsch. Es ist falsch und absurd. Wir sollten lernen, auf gebildete und kultivierte Art und Weise zusammenzuleben, um die Sexarbeiterinnen in aller Welt in den Alltag zu integrieren.
Laura N., eine Frau, die im spanischen Navarra aus den Händen eines Rings von Menschenhändlern befreit wurde, berichtet dagegen:
In Paraguay haben sie mir gesagt, ich würde als exotische Tänzerin in einer Luxusbar in Madrid auftreten, und wenn Klienten auf mich zukämen, dann könnte ich sie selbst auswählen. Sie haben mich nach Navarra gebracht, und ich musste Sex mit 30 Männern am Tag aushalten. Es war schrecklich, meine Muschi war total geschwollen. Ein Typ hat mir in die Nippel gebissen und mich verletzt. Ein anderer hat mir seinen Penis in den Mund gesteckt, um mich zu ersticken, und hat mich dabei mit seinem Handy fotografiert. Ein anderer hat mich anal vergewaltigt und gesagt, ich weine, weil es mir gefallen hätte. Das Schwein. Ich habe gedacht, in Spanien wäre die Prostitution besser, sie haben mir gesagt, hier würden mich die Klienten respektieren, aber es ist genau wie zu Hause oder in Panama, wo sie mich zuerst hingebracht haben. Sie zahlen, um einen zu erniedrigen.
Millionen von Frauen und Mädchen in den ärmsten Ländern der Welt können ihr Schicksal absehen: Noch größere Armut und noch größerer Hunger, als schon ihre Mütter ertragen mussten. Frauen und Mädchen, die ich in Vietnam interviewte, erzählten mir, alle drei Monate komme eine Frau namens Estrella von den Philippinen mit zwei japanischen Männern – angeblich ihren Cousins – in die Dörfer Dong Tham, An Giang und Kien Giang, um dort junge Frauen anzuwerben und sie nach Thailand, Hongkong, Macau und Kambodscha zu bringen, wo sie als Prostituierte und Zimmermädchen arbeiten sollen. Als ich sie frage, ob sie wüssten, was es bedeute, in Kambodscha als Prostituierte zu arbeiten, sahen sich die Mädchen schweigend an. Schließlich traute sich eine, mir zu antworten. Die 16 -jährige Bi'nh (»Frieden«) erzählte mir: »Estrella sagt uns, in einem Jahr könnten wir viel Geld verdienen und zurückkommen und ein kleines Geschäft aufmachen.« »Warum nur ein Jahr?«, fragte ich. »Weil die Klienten Jungfrauen wollen.« Während ich in meinem Notizbuch mitschreibe, blättere ich zu den Seiten zurück, auf denen ich meine Interviews mit kambodschanischen Polizeibeamten festgehalten hatte. Die hatten mir berichtet, dass sich schätzungsweise 50 000 minderjährige Vietnamesinnen in Kambodscha aufhielten, wo sie als Sexsklavinnen ausgebeutet werden und unter Elendsbedingungen leben. Ein Mädchen von unter zehn Jahren erhält einen Euro, wenn es einem Europäer
Yum-yum
macht, während der Zuhälter 40 Euro kassiert. Befreite Mädchen sagten aus, sie seien gezwungen worden, pro Tag zwischen 15 - und 20 -mal
Yum-yum
zu machen. Ein Zuhälter verdient also rund 600 Euro pro Tag mit einem einzigen Mädchen. Angenommen, er beutet sie nur an fünf Tagen pro Woche aus, dann bedeutet das einen wöchentlichen Verdienst von mindestens 3000 Euro mit jedem Mädchen. An der Ausbeutung von 50 000 minderjährigen Vietnamesinnen in Kambodscha verdienen die Menschenhändler demnach 150 Millionen Euro pro Jahr. Diese Einnahmen teilen sich Barbesitzer, Hoteliers, Taxifahrer, Hotelportiers und Mafiosi, die Schutz verkaufen, sowie Polizeibeamte, die über die Aktionen von Kinderschutzorganisationen informieren. Daneben verdienen auch die Banken und die Wirtschaft der Region kräftig mit.
Martha Lamas lässt bekannte Feministinnen zu Wort kommen, die sich für eine Legalisierung der Prostitution aussprechen, und erklärt dann, warum sie eine Reglementierung befürwortet:
Ich bin überzeugt, dass es einen Markt für die
Weitere Kostenlose Bücher