Sklaverei
geht … So weiß sie, wie sie die Beine breit zu machen hat, wenn ich wiederkomme.« »Thommo« vergewaltigt das Mädchen nur deshalb nicht anal, weil in der Tür ein Mann steht, den er als »großen und starken Gorilla« beschreibt.
Befürworter einer Reglementierung erklären uns, nicht alle erwachsenen Prostituierten seien Opfer, die keine eigenen Entscheidungen treffen können. Das stimmt natürlich, doch Somaly Mam hält dem entgegen:
Für die postmodernen Feministinnen und Fürsprecherinnen der Prostitution ist es an sich schon eine Beleidigung, von der Verwundbarkeit der Frauen zu sprechen. Umso wichtiger ist es, klarzumachen, dass wir aufgrund unserer Verwundbarkeit nicht etwa schwach und dumm sind. Vielmehr werden wir versklavt, weil andere Menschen kein Mitgefühl für die Situation haben, in die uns die Gesellschaft versetzt hat. Die Prostitution hat nichts mit Freiheit zu tun. Es heißt, die Prostitution sei ein Tausch von Lust gegen Geld, aber das ist eine Verzerrung der Wirklichkeit, mit der die Schutzlosigkeit der Frauen verdeckt wird.
In meinen Interviews stellte ich fest, dass die Mehrheit der Frauen in der Prostitution an ihrer persönlichen Reifung gehindert wird. Viele verspüren ein gewisses Gefühl der Macht, weil sie sich an ihren Klienten rächen können: Sie machen sich über sie lustig – natürlich nicht in deren Anwesenheit – und gewinnen auf diese Weise ein falsches Gefühl der Kontrolle. Gelegentlich sind genau sie es, die den phallozentrischen Diskurs aufrechterhalten: »Was soll's, wenn ich eine Macha bin? Das ist meine Entscheidung«, sagte mir eine der Frauen. Die Gewalt gegen Prostituierte ist bestens dokumentiert und belegt die absolute Ungleichheit zwischen den Frauen und ihren Klienten; obwohl sie nicht unbedingt Opfer des Menschenhandels sein müssen, sind sie auf der symbolischen Ebene trotzdem Sklavinnen.
Bei Kindern ist der Fall anders. Viele Kinder, die sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen werden, sind der Ansicht, »so ist das Leben, dazu wird man geboren«, wie sie mir in Interviews sagten. In vielen Dörfern und Städten leben zwei oder drei Generationen von Frauen und Männern, die sexuell ausgebeutet wurden und nun das wiederholen, was sie gelernt haben. In unserem phantastischen globalen Dorf leben Heerscharen von Erwachsenen, die es für vollkommen normal halten, andere Menschen sexuell zu versklaven und von der systematischen Ausbeutung ihrer Körper zu leben.
Wer es sich leichtmachen will und den Statistiken glaubt, der kann versuchen, zwischen Erwachsenen und Minderjährigen im Sexgewerbe zu unterscheiden. In der Realität ist dies praktisch unmöglich. In den Pornoringen, die ich untersucht habe, lebten 22 -jährige Frauen neben vierjährigen Mädchen. Sie wurden von den Zuhältern manipuliert, aufeinander aufzupassen und einander zu hassen, einander zu bewundern und zu beneiden. Genauso habe ich Bordelle besucht, in denen Frauen ihre Töchter aufzogen und die Töchter die Arbeit ihrer Mütter aus nächster Nähe miterlebten. In Tokio habe ich gesehen, wie an einer Straßenecke Mädchen im Lolita-Outfit stehen und an der nächsten erwachsene Frauen im Geisha-Kostüm warten. Und in New York habe ich 28 -jährige thailändische »Masseusen« kennengelernt, die unter den Augen ihres Chefs frisch eingetroffene 14 -Jährige einweisen. Wer behauptet oder glauben möchte, dass sich die sexuelle Ausbeutung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern fein säuberlich trennen lässt, der kann in einer Felduntersuchung sein blaues Wunder erleben.
Wenn ich höre, wie Befürworter der Prostitution behaupten, es ginge darum, den Frauen »die Kontrolle über ihren Körper zurückzugeben«, dann erinnere ich mich an die leeren Blicke der Mädchen, die nie eine Entscheidung treffen konnten. Irgendetwas sagt mir, dass die Legalisierung einer derart verabscheuenswürdigen Tätigkeit in einer von Ungleichheit geprägten Welt am Ende nur den Tätern nutzt und nicht den Opfern.
Die Rolle des Mannes
Die Sklaverei und vor allem die Sexsklaverei ist eine der großen Herausforderungen des 21 . Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um ein hochkomplexes Phänomen.
Viele Prostituierte sind der Ansicht, dass ihre Tätigkeit das Einzige ist, was ihnen die Welt zu bieten hat. Deshalb müssen wir diesen Frauen Möglichkeiten auf eine menschenwürdige Arbeit eröffnen und ihr Recht auf eine Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse wie soziale Sicherheit, Wohnraum und
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