Sklaverei
Migration und Flucht haben Millionen von Menschen ihre Ausweisdokumente verloren, sei es in Bosnien, Georgien, Kambodscha, Birma, dem Kongo, Guatemala, El Salvador oder Nicaragua, um nur einige wenige Länder zu nennen. Es gibt unzählige Kriminelle, die den Migranten falsche oder gefälschte Ausweisdokumente anbieten und sie damit auf den Kreuzweg der Sklaverei führen. Weibliche Kriegsflüchtlinge, die zum Teil unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, werden von europäischen Verbrechernetzwerken verschleppt, die sich auf den Kauf und Verkauf von Frauen aus Krisen- und Konfliktgebieten spezialisiert haben. In diesen Kriegen werden häufig auch Kinder verschleppt und zum Militärdienst gezwungen. Allein im Jahr 2009 wurden in zwölf Ländern mehrere tausend Kinder von Regierungs- und Rebellenarmeen rekrutiert. Auch die Zahl der Mädchen, die zum Militärdienst gezwungen werden, hat beträchtlich zugenommen; viele von ihnen werden außerdem als Sexsklavinnen missbraucht, wie dies etwa im Kongo geschieht.
Solange sich die Gesetzgeber in aller Welt weigern, offen über die wahre Natur des Sexgewerbes in all seinen Ausformungen zu sprechen, wächst der Sklavenmarkt immer weiter. Was für die einen ein Delikt oder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, ist für andere ein lukratives Geschäft. Der Betreiber einer Bar in Mexiko, die dreimal wegen Prostitution von Kindern im Alter von 12 und 13 Jahren geschlossen und dreimal dank seines politischen Einflusses wieder geöffnet wurde, erklärt dies so: »Es ist ein Unternehmen, ein Unternehmen, ein Unternehmen … verdammt nochmal, hört auf zu nerven.«
Der Schmuggel von Menschen ohne Ausweisdokumente verdient eine offene internationale Diskussion. Unklare Gesetze und befristete Arbeitserlaubnisse – die den Arbeitnehmern sämtliche Rechte rauben – müssen überarbeitet werden, genau wie die Antikorruptionskampagnen unter Mitarbeitern der Einwanderungsbehörden. Prostituierte müssen entkriminalisiert, und die Kunden und Betreiber von Etablissements, in denen die Zwangsprostitution gefördert wird, müssen bestraft werden.
In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten stößt man in den Medien immer wieder auf Nachrichten über die Befreiung von Opfern des Menschenhandels, vor allem aus der Prostitution und der Kinderpornographie. Doch oft handelt es sich dabei um nicht mehr als ein medienwirksames Spektakel, das den Zuschauern einen Schauer über den Rücken jagt und ihnen den Eindruck vermittelt, der Menschenhandel sei ein Einzelfall, der nichts mit ihrem Leben zu tun hat.
Verschiedentlich manipulieren die Polizeikräfte die Medien und die Gesellschaft, indem sie ihre Razzien in Bordellen als Befreiungsaktionen präsentieren. In Wirklichkeit geht es der Polizei nicht um den Schutz der Menschenrechte, sondern um die Verhaftung und Ausweisung der Opfer.
In den Vereinigten Staaten, in Mexiko, Spanien, Frankreich und zahlreichen anderen Nationen behandelt die Polizei die Opfer wie Verbrecher und tritt ihre Rechte mit Füßen. Obwohl sich dieser Zustand allmählich ändert, sollte man immer genau hinsehen, ob Polizeikräfte aus ihrer Doppelmoral und ihren frauenfeindlichen Vorurteilen heraus handeln oder ob sie tatsächlich eine entsprechende Ausbildung erhalten haben und korrekt vorgehen. Ohne eine solche Ausbildung bleibt der Kampf gegen den Menschenhandel aussichtslos. [26]
Solange sich kein politischer Wille für ein Verbot der Prostitution findet, können die Behörden zumindest verschiedene Maßnahmen ergreifen, um den Menschenhandel zu bekämpfen:
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Untersuchung des Geschäftsgebarens verdächtiger Bordelle, Bars oder Modellagenturen. (Wenn schon ich als Nicht-Expertin die Geldwäsche erkennen kann, dann können die Experten der Ermittlungsbehörden dies sicher noch sehr viel besser.)
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Einschleusen von Ermittlern in die Pornoproduktion; es ist bemerkenswert, wie viele Frauen und Minderjährige in dieser Branche ausgebeutet werden.
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Registrierung von Polizeibeamten, die in ihrer Freizeit Bordelle und Striptease-Lokale aufsuchen. Diese Beamten fühlen sich dem Sexgewerbe oft stärker verpflichtet als ihrem Arbeitgeber. Die Menschenhändler versuchen ihrerseits, diese Beamten als besondere Kunden zu gewinnen und sie zu ihren natürlichen Komplizen zu machen.
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Bestrafung von gehobenen Staatsbediensteten, die Bordelle aufsuchen. Werden Angehörige von Polizei, Armee, gewählte Volksvertreter oder Staatssekretäre dabei
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