Sklaverei
Gesundheit sichern. Sie müssen die Kontrolle über ihren Körper und ihre Sexualität zurückerhalten, sie müssen sich frei entscheiden können und dürfen nicht unter dem Zwang stehen, sich um des Überlebens willen als Ware verkaufen zu lassen. Genauso müssen jedoch Männer eine neue Beziehung zu ihrer Sexualität sowie zu Frauen und Männern finden, die nicht von Pornographie, Frauenfeindlichkeit und Gewalt bestimmt werden.
Es gibt nur wenige Männer, die sich im Kampf gegen den Menschenhandel und die Gewalt gegen Frauen engagieren oder die für eine menschlichere, weniger verdinglichte und verdinglichende Männlichkeit eintreten. Demgegenüber wächst die Zahl der Kunden der Kinderpornographie und der Zwangsprostitution von Minderjährigen. Offenbar suchen sich Männer immer jüngere Frauen, weil diese sich nicht wehren und leicht zur Prostitution gezwungen werden können. Trotzdem, so Victor Malarek, »werden die Konsumenten der Prostitution in den meisten Untersuchungen und Darstellungen dieser menschlichen Tragödie vergessen«.
Warum regt sich niemand über die sogenannte gesellige Prostitution auf, wie sie ein Ratgeber der renommierten Zeitschrift
The Economist
nennt? Der Ratgeber empfiehlt amerikanischen und europäischen Managern, sich auf ihren Geschäftsreisen an die landesüblichen Gepflogenheiten zu halten und zum Abschluss eines Vertrags mit ihren Geschäftspartnern ein Bordell oder eine Striptease-Bar zu besuchen. Es ist schön und gut, dass sich ausländische Unternehmer an die Sitten des Gastlandes halten, doch in diesem Fall tragen sie dazu bei, die Nachfrage nach Prostituierten anzukurbeln.
Welche konkreten Maßnahmen lassen sich also angesichts dieses verbreiteten Phänomens treffen?
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Unternehmen sollten Verhaltensregeln aufstellen, die es ihren Mitarbeitern untersagen, einen Abschluss in einem Bordell zu tätigen oder Bordellbesuche als Spesen abzurechnen.
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Unternehmen, vor allem im Tourismussektor, sollten ihren Mitarbeitern jährlich Kurse anbieten, in denen die Auswirkungen des Menschenhandels und der Prostitution auf die Gesellschaften der Zielländer dargestellt werden.
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Unternehmen sollten Organisationen unterstützen, die Jungen zu einer gewaltlosen Männlichkeit erziehen.
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Jeder soll sich frei entscheiden können, doch jeder sollte sich auch bewusst sein, dass er mit dem Konsum der Pornographie in Printmedien, dem Fernsehen oder dem Internet mit großer Wahrscheinlichkeit Menschenhändler unterstützt.
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Zeitungen und Zeitschriften sollten ihre Praxis ändern, in Leitartikeln gegen die Sexsklaverei zu wettern und ein paar Seiten weiter Anzeigen zur Prostitution zu verkaufen.
Staatliche Verantwortung
Obwohl wir dank der neuen Technologien angeblich im Kommunikationszeitalter leben, bleiben Millionen von Sklavinnen ausgeschlossen, ihre Stimme wird weder von der Weltöffentlichkeit noch von ihren Regierungen gehört. Die meisten dieser Opfer kommen aus armen Dörfern in weniger arme Städte (beziehungsweise werden dorthin verschleppt) und aus Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit in wohlhabendere Länder. In der Regel kennen die Opfer ihre Rechte nicht und haben keine legalen Ausweisdokumente.
Nach Schätzungen von UNICEF sind in Lateinamerika und der Karibik 18 Prozent der Kinder unter fünf Jahren nicht ordnungsgemäß im Geburtenregister verzeichnet. In Brasilien haben 25 Millionen Menschen keine Geburtsurkunde. In den vergangenen Jahren wurden in Kolumbien geschätzte drei Millionen Neugeborene nicht gemeldet. In den ländlichen Gebieten des mexikanischen Bundesstaates Chiapas haben schätzungsweise 25 000 Kinder von Ureinwohnern keine Geburtsurkunde. Im südlichen Afrika ist der Anteil der nichtregistrierten Bevölkerung noch höher als in Lateinamerika.
Wer kein Ausweisdokument vorlegen kann, hat kein Anrecht auf Sozialleistungen, kann nicht vor einer Behörde vorstellig werden oder vor einem Gericht aussagen, kein formales Beschäftigungsverhältnis eingehen, keinen Kredit beantragen und kein Erbe antreten. Wird diese Person in eine Stadt verschleppt, ist sie nicht in der Lage, sich auszuweisen, und ihre Verwandten sind nicht in der Lage, sie zu suchen. Sie ist auf Gedeih und Verderb ihren Entführern ausgeliefert, denn wenn sie sich widersetzt, wird sie auf der Straße ausgesetzt, kommt ins Gefängnis oder kehrt in die Armut zurück, aus der sie kommt und die sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hat.
Auch durch die kriegsbedingte
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