Sklaverei
beobachtet, wie sie in Gegenwart von Drogenhändlern Alkohol oder Drogen zu sich nehmen, müssen sie umgehend verhaftet werden. Warum wohl werden die bestehenden Gesetze gegen Zuhälterei, den Betrieb von Bordellen oder den Menschenhandel nicht angewendet?
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Ermittlung der Herkunft der Kinderpornographie, die sich bei Razzien regelmäßig im Besitz von Drogenhändlern und anderen Schmugglern findet.
Die Grundlagenarbeit der Betreuungseinrichtung
Die zahlreichen Zeugenaussagen von ehemaligen Opfern des Menschenhandels gäbe es vermutlich nicht ohne die Arbeit der Anlaufstellen und Betreuungseinrichtungen, die in aller Welt geschaffen wurden. In unmittelbarer Nachbarschaft der Orte des Verbrechens gibt es oft auch sichere Orte, an denen die Opfer übernachten, essen, arbeiten und allmählich ein neues Leben beginnen können.
In einer Unterkunft in Guatemala wurde ich von 43 Mädchen zwischen zwölf und vierzehn Jahren umringt, die ihre Babys auf dem Arm trugen – Produkt der Vergewaltigungen durch die Klienten; die Kleinen waren aus Bordellen an der mexikanischen Grenze befreit worden. Einige der Mädchen zeigten mir ihre Kinder, als wären es Puppen, zu denen sie keinerlei körperliche oder emotionale Beziehung hatten; andere streichelten sie, als seien sie ihr inneres Kind, das allein und verlassen aufwuchs. An der chinesischen Grenze erwachte ich eines Morgens bei 10 Grad unter null in meinem Schlafsack und blickte in die Augen einiger liebevoller Mädchen, die über meine bunten Socken lachten und mit denen ich den leckersten Reis frühstückte, den ich je gegessen habe. In Sri Lanka verbrannte ich zusammen mit einigen indischen Frauen, die nach 20 Jahren in der Prostitution ein neues Leben anfingen, meine Ängste in einem Feuer. In Burkina Faso verbrachte ich eine Nacht bei Kerzenschein mit drei Mädchen, die sich zu mir ins Feldbett kuschelten, damit ich sie umarmte und ihnen Geschichten über die Mädchen in Mexiko erzählte. In Kuba sprach ich mit Frauen, die sich mit Lyrik und Musik aus der Sexsklaverei befreiten. In Japan staunte ich über die emotionale Intelligenz von philippinischen Mädchen, die Malerinnen werden und nie mehr zum Geschlechtsverkehr gezwungen werden wollten. In New York spielte ich Basketball mit sieben jungen Mexikanerinnen, die von ihren Brüdern an einen Menschenhändlerring der Mafia verkauft worden waren. In Mexiko schmierte ich zusammen mit einem Priester Brötchen für 23 Jungen aus Chiapas und El Salvador, die als Arbeitssklaven auf dem Bau gearbeitet hatten; nach einem zwölfstündigen Arbeitstag hatten sie auf dem Boden geschlafen und kaum zu essen bekommen. In Barcelona hörte ich eine eisige Nacht lang Geschichten von afrikanischen Einwanderern, die von einem glücklichen Leben in der Legalität träumten. In Frankreich sprach ich mit sieben jungen Frauen aus China, die aus Bordellen der Pariser Mafia befreit worden waren und davon träumten, eine Schule für freie Mädchen zu gründen, in der Frausein kein Makel war.
Jedes Opfer, das aus der Sklaverei gerettet wurde und seine Rechte als Mensch einfordert, erinnert mich aufs Neue daran, wie groß das Leben ist und wie wichtig es ist, die Freiheit und das Recht jedes Menschen auf seinen eigenen inneren Kompass und seinen eigenen Weg in unserem irdischen Abenteuer zu schützen. Eine gute Betreuungseinrichtung schafft genau das: Sie gibt den Menschen die Möglichkeit, ihr Leben zu betrachten und zu verstehen, eigene Entscheidungen zu treffen, zu verzeihen oder auch nicht und nach vorn zu blicken. Wie eine junge Frau in Schweden zu mir sagte: »Manchmal reicht es, wenn dir jemand in die Augen schaut und dich als gleichberechtigt anerkennt. Wenn dir jemand einen Spiegel vorhält und dir einen geschützten Ort gibt, an dem du dich selbst ansehen kannst und an dem du in dir selbst dich und deinen Weg findest.«
Solange der Menschenhandel nicht ausgerottet ist, sind diese geschützten Räume unerlässlich, vor allem in Ländern mit einem hohen Grad an sexueller Ausbeutung. Die Menschen, die Rettungsaktionen durchführen und Betreuungseinrichtungen leiten, sind wahre Helden. Leider unterstützt die Gesellschaft sie bei der Rehabilitierung der Opfer nicht immer so, wie sie es könnte: Was wir brauchen, sind nicht einzelne Helden, sondern ein kollektives Heldentum.
Welche Organisationen gibt es? [27]
Von den 175 Nationen, die das Protection Project untersuchte, verfügen nur 133 über Anlaufstellen und
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