Sklaverei
Betreuungseinrichtungen für die Opfer des Menschenhandels. In 53 Ländern werden diese Einrichtungen von zivilen Hilfsorganisationen geleitet und diese wiederum zu 82 Prozent von Frauen. In 36 Ländern wurden die Institutionen von Bezirksregierungen gegründet und von diesen unterhalten. Nur in 29 Ländern unterstützt der Staat die gemeinnützigen Einrichtungen mit öffentlichen Mitteln: Die privaten Hilfsorganisationen beschaffen 30 bis 60 Prozent der Mittel, der Staat steuert den Rest bei. In vier Ländern verbietet der Staat jegliche Verwendung von Steuergeldern zur Unterstützung von privaten Einrichtungen, und deren Zusammenarbeit mit internationalen Nichtregierungsorganisationen ist nur unter erheblichen politischen und diplomatischen Vorsichtsmaßnahmen möglich. In der Türkei werden beispielsweise die Bordelle vom Staat betrieben, während die gemeinnützigen Hilfsorganisationen zur Befreiung und Betreuung der Opfer kein Geld vom Staat erhalten dürfen. In 17 Ländern verweigert der Staat den Menschenrechtsorganisationen nicht nur die Unterstützung, sondern er verfolgt sie sogar. [28] Auf der ganzen Welt gibt es siebenmal so viele Heime für misshandelte Tiere als für Opfer des Menschenhandels.
Um Menschen in Krisensituationen eine vorübergehende Bleibe bieten zu können, benötigen die privaten Hilfsorganisationen natürlich beträchtliche finanzielle Mittel. Sie beschäftigen Psychologinnen und Physiologinnen, Anwältinnen und Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen und Pflegerinnen, Ärztinnen und Notärztinnen, Sicherheitspersonal und Fahrerinnen, Sekretärinnen und Buchhalterinnen sowie Reinigungs- und Wartungspersonal zur Instandhaltung der Gebäude mit ihren 30 bis 40 Räumen. Die Opfer erhalten drei Mahlzeiten am Tag; die meisten leiden unter gesundheitlichen Problemen infolge einer Mangelernährung und einige außerdem unter Entzugserscheinungen, weil sie von den Menschenhändlern Drogen erhalten haben. Die Medikamente und Nahrungsergänzungsstoffe können eine gewaltige finanzielle Belastung für die Hilfsorganisationen darstellen, vor allem in Entwicklungsländern, in denen humanitäre Hilfe und Spenden weitgehend unbekannt sind. In den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es keine effektive Sozialpolitik, und die zivilen Einrichtungen werden kaum oder gar nicht vom Staat unterstützt. In Mexiko und Guatemala, um nur zwei Fälle zu nennen, müssen sich die gemeinnützigen Organisationen außerdem behördlich registrieren lassen und unterstehen einer strengen staatlichen Aufsicht; als wäre das noch nicht genug, zahlen sie einen Steuersatz von knapp 30 Prozent und damit mehr als viele Unternehmen.
Allgemein lassen sich vier Typen von Betreuungseinrichtungen unterscheiden, die Opfern des Menschenhandels eine Bleibe bieten und sie therapeutisch, juristisch und in Einwanderungsfragen betreuen. Der Grad der Professionalisierung ist höchst unterschiedlich: Einige arbeiten mit ganzheitlichen Modellen und klaren ethischen Grundsätzen, bei anderen handelt es sich um improvisierte Schutzräume, die wie durch ein Wunder überleben; wieder andere missbrauchen die Schutzlosigkeit der Opfer zur religiösen Missionierung.
Betreuungsstätten unter der Leitung von Feministinnen und Überlebenden der Zwangsprostitution
Es gibt Betreuungseinrichtungen, die aus der Lebenserfahrung ihrer Gründerinnen heraus ins Leben gerufen wurden. Die meisten bezogen zu Beginn radikale Positionen und haben im Laufe der Jahre ganzheitliche Modelle entwickelt, die dem Leben der betreuten Frauen eine neue Richtung geben. Sie zeichnen sich durch ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit den Behörden und die Entkriminalisierung der Opfer des Menschenhandels aus. Einige dieser Organisationen sind enttäuscht von den neuen Gesetzen gegen den Menschenhandel, denn sie haben die Feststellung machen müssen, dass die Frauen dadurch nur unerträglichen Verhören und Prozessen ausgesetzt werden, in denen sie selbst die Beweislast tragen und selbst wie Verbrecherinnen behandelt werden. Häufig dokumentieren sie die Fälle der betreuten Opfer ausführlich und bewerten, inwieweit es sinnvoll ist, die Information an Interpol oder eine andere vertrauenswürdige Behörde weiterzugeben, die unabhängige Ermittlungen einleitet.
Zahlreiche Betreuungseinrichtungen, darunter auch die bekanntesten, leiden ständig unter finanziellen Problemen, denn die Nachfrage übersteigt ihre Kapazitäten bei weitem. Die Spezialisten, die in diesen
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