Sklaverei
IOM sie aus einem Morabito [29] befreite, berichteten sie den Mitarbeitern, sie hätten dort gelernt, »Dienerinnen Allahs zu sein und den Herren des Islam zu dienen«. Eine muslimische Aktivistin berichtete, in den Morabitos lernten die Mädchen den Gehorsam und würden später mit erwachsenen Männern zwangsverheiratet, um für diese als Haussklavinnen zu arbeiten.
Religiösen Fanatikern geht es nicht um die Abschaffung der Prostitution, sondern darum, auf den Wagen aufzuspringen und Frauen und Mädchen zu verschleppen, die sie unter anderen Umständen nicht in ihre Gewalt bekommen würden. In einigen Fällen wurden die Opfer Beute von katholischen und protestantischen Priestern, die sie in ihren Kinderheimen sexuell missbrauchten. Auf seiner Irlandreise im Februar 2010 sah sich Papst Benedikt XVI. gezwungen, sich dafür zu entschuldigen, dass katholische Geistliche mehr als 70 Jahre lang Mädchen und Jungen in Waisenhäusern und Schulen sexuell missbraucht hatten. Man darf allerdings nicht alle Einrichtungen über einen Kamm scheren: Beispielsweise leistet der katholische Priester Antonio Urrutia im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua, im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, hervorragende Arbeit und zeichnet sich durch seinen respektvollen Umgang mit Prostituierten aus.
Vorübergehende Abschiebelager
Einige Regierungen haben vorübergehende Abschiebelager eingerichtet. In verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten werden die Opfer dort zwei Wochen lang untergebracht, ehe sie in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Um Asyl zu erhalten, müssen sie beweisen, dass sie Opfer des Menschenhandels waren. Es wäre sinnvoller, wenn die Task Forces der Polizei selbst aktiver gegen die Menschenhändler ermitteln würden.
Betreuungsstätten in widrigen Umständen
Wie wir bereits gesehen haben, nimmt der Menschenhandel sowohl in Ländern mit den korruptesten Behörden als auch in Ländern mit den am weitesten entwickelten Demokratien exponentiell zu. Von den 175 Ländern, die das Protection Project im Jahr 2009 untersuchte, wurde in 67 eine durchgängige Komplizenschaft zwischen Behördenvertretern und Kriminellen dokumentiert, sei es durch direkte Beteiligung, sei es durch Vertuschung. Für die Bestechlichkeit der Behörden, die eigentlich die Hilfsorganisationen unterstützen sollten, gibt es ausreichende Belege. Obwohl die Regierungen die internationalen Vereinbarungen unterzeichnet haben, herrscht in diesen Ländern eine mangelnde Transparenz, die die Korruption der Polizei fördert und die Effizienz der Justiz beeinträchtigt.
Private Hilfsorganisationen stoßen auf eine unüberwindliche Mauer, denn die politischen Systeme der betreffenden Länder verhindern jede wirkliche und direkte politische Beteiligung. Ein ums andere Mal, ob auf den Philippinen oder in Kolumbien, traf ich auf Menschenrechtsorganisationen, die Opfer vor der eigenen Polizei schützen müssen. Ein Blick in die Berichte von Human Rights Watch sagt alles.
Angefangen vom Berater des kambodschanischen Wirtschaftsministers, der ein Mafioso ist, über den japanischen Polizeiminister, der die Yakuza schützt, bis zum mexikanischen Richter, der den Erben des Drogenkartells von Tijuana verpflichtet ist – sie alle sind Teil eines feinmaschigen Spinnennetzes, das die zivilen Hilfsorganisationen am Kampf gegen den Menschenhandel hindern soll. Daher befinden sich viele Betreuungseinrichtungen in einer schwierigen Situation, sie haben kaum Mittel zur Verfügung, müssen horrende Steuersätze bezahlen und werden von Staat und Spendern unter Druck gesetzt, Ergebnisse vorzuweisen.
Ehe staatliche Stellen und Stiftungen zivilen Einrichtungen Geld zur Verfügung stellen, verlangen sie häufig einen professionellen Businessplan, unternehmerische Qualitätskontrolle und einen Nachweis der »wirtschaftlichen Unabhängigkeit«. Dieses absurde kapitalistische Modell verlangt von Hilfsorganisationen, sich als Sozialunternehmer zu betätigen, die vor dem Hintergrund einer schwachen Volkswirtschaft und einer gescheiterten Entwicklungspolitik auch noch Gewinne erwirtschaften sollen. Die Aussichten sind alles andere als ermutigend: Kleine Hilfsorganisationen verfügen nicht über eigene Mittel, und ihre Mitarbeiter riskieren in einem Umfeld der polizeilichen Bestechlichkeit und eines gescheiterten Rechtsstaats ihr Leben. Einige Staaten verabschieden Gesetze gegen Sklaverei und Ausbeutung, die nie zur Anwendung kommen, da dies den Verlust
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