Sklaverei
der amerikanischen Soldaten mit Geschlechtskrankheiten infiziert war und ihr Gesundheitszustand die Einsatzfähigkeit der Truppe gefährdete. Die Zuhälter oder Menschenhändler verlangten Bezahlung in Vorkasse und kassierten 15 Yen von den amerikanischen GI s (damals umgerechnet 1 Dollar, nach heutiger Kaufkraft etwa 9 Dollar). Übrigens halten auf den Philippinen, in Kambodscha und Thailand die Familien, die damals durch die Prostitution reich wurden, bis heute das Monopol der Zuhälterei und werden von den Behörden nicht behelligt.
Trotz der Aussagen von Tausenden Frauen, die in Birma, China, Japan, den Philippinen, dem Balkan und anderen Staaten in Europa und Lateinamerika in Militärbordellen zur Prostitution gezwungen wurden, beschäftigen sich nur wenige Experten mit der Rolle der sexuellen Gewalt in der militärischen Ausbildung in aller Welt und vor allem den Auswirkungen für Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten. Obwohl die Sexsklaverei inzwischen ausreichend dokumentiert ist, beispielsweise in einer Studie, die Linda Chávez im Auftrag der Vereinten Nationen durchführte [9] , hört man nach wie vor, die Mädchen und Frauen, die vom Militär zur Prostitution gezwungen werden, prostituierten sich freiwillig, um Geld zu verdienen oder einen Ehemann zu finden.
Im Jahr 2007 übten die Regierungen der Vereinigten Staaten, Kanadas und Großbritanniens sowie die Europäische Union Druck auf die japanische Regierung aus, sich öffentlich bei den Opfern der Militärbordelle zu entschuldigen. Dabei vergaßen sie geflissentlich, die Sexsklaverei und die Vergewaltigungen zu erwähnen, deren sich ihre eigenen Armeen in den Ländern schuldig gemacht hatten, die sie in den vergangenen Jahrhunderten mit Feuer und Schwert erobert hatten. Die Regierungen und Medien haben verständlicherweise kein Interesse daran, öffentlich zu machen, wie die eigenen Armeen die Verschleppung und Versklavung von Frauen betreiben. Zwar haben die Regierungen von 175 Nationen die Konvention der Vereinten Nationen zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer unterzeichnet, doch das hindert sie nicht daran, dieses Übel nicht nur zu dulden, sondern sogar noch massiv zu fördern.
Wie die Wahrheit unter den Teppich gekehrt wird
Genau wie jemand, der beim Hausputz den Dreck unter den Teppich kehrt, damit ihn die Nachbarn nicht sehen, tun die Militärs der Welt alles, um zu verschleiern, dass hinter der Verschleppung und sexuellen Versklavung von Frauen durch ihre Besatzungstruppen auch ein strategisches Interesse steht. Das ändert jedoch nichts an den Tatsachen. Die sexuelle Gewalt war schon immer eine Waffe des Krieges, und im 21 . Jahrhundert haben die Grausamkeit und die Gewalt gegen Frauen neue Dimensionen angenommen. Menschenrechtsexperten fragen daher zu Recht, wie Soldaten im Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen und den Menschenhandel zum Einsatz kommen sollen, wenn sie selbst die Täter und Kunden sind; selbst Blauhelmsoldaten der UN -Friedenstruppen waren an Vergewaltigungen von Frauen beteiligt.
Während des indisch-pakistanischen Krieges wurden Frauen vergewaltigt und als Sexsklavinnen verkauft. Zwei Jahre nach dem Krieg befanden sich noch immer drei Viertel der Opfer in sexueller Gefangenschaft. Viele wurden mit glühenden Eisen gebrandmarkt oder mit Tätowierungen gekennzeichnet, wie einst die afrikanischen Sklaven. [10] Die Frauen konnten nicht nach Hause zurückkehren, weil sie in den Augen ihrer Angehörigen und Nachbarn »beschmutzt« worden waren. Die meisten waren dazu gezwungen, den Rest ihres Lebens als Prostituierte und »Unberührbare« zu verbringen. Ab einem gewissen Alter wurden sie schließlich selbst zu Zuhälterinnen: Aus Opfern wurden Täter, aus Gefolterten Folterer. Dieses Muster wiederholt sich immer wieder.
Für die indischen Sikh war es eine unerträgliche Vorstellung, dass ihre Frauen von Feinden vergewaltigt und geschwängert und auf diese Weise ihr Volk verunreinigt werden könnte. Während die Japaner aus diesem Grund eigene Bordelle für die fremden Besatzungstruppen einrichteten, brachten die Sikh in ländlichen Regionen ihre Frauen lieber um, als sie von Feinden »schänden« zu lassen.
Die sexuelle Gewalt dient dazu, Macht und Herrschaft zu demonstrieren. Daneben ist sie eine Form der Rache, denn die Frauen werden als Besitzgegenstände des Feindes angesehen. In fast allen Kulturen der Welt galten Frauen jahrhundertelang als Besitz der Männer. In
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