Sklaverei
abgeschirmten Ort. Doch schon bald nahm der Bedarf zu, da viele der Frauen krank wurden oder angesichts der fortgesetzten Vergewaltigungen unter Erschöpfungszuständen litten. Also ließ die kaiserliche Armee Annoncen in die Zeitung setzen, in denen sie nach Krankenschwestern und Reinigungskräften suchte. Die Frauen, die sich auf diese Stellenanzeigen hin meldeten, wurden in Lager verschleppt und dort zur Sexsklaverei gezwungen. Historikerinnen und Menschenrechtsorganisationen haben die Aussagen von Tausenden von Opfern dokumentiert. Die Mehrheit der Frauen sprach interessanterweise nicht von Vergewaltigungen, sondern von einer sehr viel weitergehenden Gewalt, »einer Art Hass, der in der Penetration mit dem Penis oder anderen Gegenständen zum Ausdruck gebracht wird, aber auch in Worten und Misshandlungen«, wie eine 17 -jährige Frau dies ausdrückte, die im heutigen Mosambik von Soldaten in die Sexsklaverei gezwungen wurde. Die Ärzte, die Frauen in Mosambik und in Ruanda behandelten, sprechen von unbeschreiblichen Misshandlungen, die diese Frauen erdulden mussten. Human Rights Watch ist eine der Organisationen, die an der Dokumentation dieser Fälle beteiligt waren.
Am 17 . April 2007 stießen Yoshimi und Hirofumi Hayashi bei ihren Recherchen auf Dokumente der Tokioter Kriegsverbrecherprozesse, in denen sieben Offiziere der japanischen Militärpolizei Toketai gestanden, Frauen in Bordelle in China, Indochina und Indonesien verschleppt zu haben, in denen sie den japanischen Soldaten zu dienen hatten. Im Mai desselben Jahres wurden weitere Dokumente aus dem Jahr 1944 entdeckt, in denen Angehörige des Militärs die Einrichtung von Lagern zur massiven sexuellen Ausbeutung von Frauen beschreiben.
Im Kino wird das Bild der Geishas und Trostfrauen jedoch extrem verzerrt dargestellt. Auf der Leinwand wird gern das Klischee von hübschen jungen Frauen verbreitet, die sich unsterblich in amerikanische oder europäische Soldaten verlieben und zu deren Geliebten werden. In Wirklichkeit lebten diese Frauen in Angst und Schrecken, sie hatten oft die Ermordung ihrer Eltern und Geschwister miterlebt und waren von Soldaten vergewaltigt worden. Hollywood und das Kino aus Fernost haben eine wichtige Rolle bei der Idealisierung der Zwangsprostitution in Kriegszeiten gespielt. In Wirklichkeit war Schanghai nichts anderes als das größte Prostitutionslager der japanischen Armee, und Thailand und die Philippinen übernahmen eine ähnliche Rolle für die nordamerikanischen und europäischen Streitkräfte. In Kinofilmen und Romanen werden meist edle Soldaten dargestellt, die mit hübschen asiatischen Mädchen tanzen und romantische Spaziergänge am Strand unternehmen. Die Überlebenden der Zwangsprostitution berichten dagegen von Massenvergewaltigungen durch bis zu 20 Männer. Dazu kamen unerwünschte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten, für die die Frauen isoliert und bestraft wurden, als seien sie daran schuld, dass die Soldaten keine Kondome verwendeten oder es keine gab. In den Lagern starben Tausende von Sklavinnen, ohne dass ihre Angehörigen von ihrem Tod erfuhren. Viele Romanautoren idealisieren die Zwangsprostitution dagegen und reduzieren ihre Geschichten auf persönliche Konflikte um Liebe und sexuelle Freiheit.
In Washington hielt man sich mit der moralischen Verurteilung der japanischen Praktiken zurück. Stattdessen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Japan mit amerikanischem Geld neue Lager der Zwangsprostitution eingerichtet, diesmal für die Besatzungsarmee. Im Jahr 1945 wurde die »Vereinigung zur Freizeitgestaltung und Unterhaltung« ins Leben gerufen – hinter dieser harmlosen Bezeichnung verbargen sich die Lager für Sexsklavinnen. Japaner und die amerikanischen Besatzer handelten die Einrichtung von Bordellen aus, die einerseits amerikanischen Ansprüchen genügten und andererseits den Zweck hatten, »die japanischen Frauen vor den sexuellen Bedürfnissen der Soldaten zu schützen, die Reinheit der japanischen Rasse zu wahren und zu verhindern, dass die Vergewaltigungen zu Schwangerschaften führten«, schreibt der Historiker Herbert Bix. [8]
Im Jahr 1946 gelang es Eleanore Roosevelt, der vormaligen First Lady der Vereinigten Staaten, eine Abschaffung der Trostfrauen zu erwirken. Aus historischen Dokumenten geht jedoch hervor, dass General Douglas MacArthur, der Oberkommandierende der Alliierten Streitkräfte, dieser Abschaffung vor allem deshalb zustimmte, weil mehr als die Hälfte
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