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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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denken, wäre das sein sicherer Untergang gewesen. Die Klinge hätte ihr Ziel erreicht und wäre durch seinen Rücken direkt in sein Herz gedrungen. Sie war lang genug, daß sie auch noch Haar aufgespießt hätte.
    Aber er hörte nicht auf zu denken. Shahars Schrei hatte Todesangst signalisiert, nicht Empörung über eine zu erwartende Verführung, und Dereks Instinkte reagierten sofort.
    Er rollte sich mit Haar im Arm gegen die Beine des Angreifers. Der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel über das Paar. Der Dolch stach so scharf in die Kissen, daß sie durchbohrt wurden und die Spitze der Waffe auf dem Marmorboden abbrach.
    Doch auch ohne Spitze war das Mordwerkzeug nicht weniger gefährlich. Es besaß noch die tödliche Kraft, durch Fleisch und Knochen zu schneiden, und der Verbrecher schickte sich an, es wieder zum Einsatz zu bringen.
    Derek hatte nur soviel Zeit, Haar von sich wegzustoßen, denn der Mann über ihm war flink. Ob er weitere Helfershelfer hatte, konnte Derek momentan nicht feststellen. Jedenfalls war der Angreifer stark genug, keine zu benötigen, wie Derek schmerzhaft herausfand. Mit unendlichem Kraftaufwand brach er fast das Handgelenk des Mannes, bis dieser die Faust losbekam.
    Den zweiten Stich wehrte er mit seinem Unterarm ab, und das gab ihm die Chance, einen Fausthieb auf dem Kinn des Angreifers zu landen. Allerdings steckte bei seiner Position auf dem Boden nicht viel Kraft hinter dem Schlag. Nur Sekunden vergingen, ehe die Klinge sich nun gegen seinen Hals wendete. Die längere Reichweite seiner Arme und seine Hand auf dem Gesicht z6 5
    des Angreifers, so daß dieser sein Ziel nicht sehen konnte, retteten ihn.
    Die Schneide sauste dicht neben ihm herab, und es gelang Derek noch einmal, das Handgelenk des Verbrechers zu fassen. Diesmal nahm er sich vor, es auf keinen Fall loszulassen. Es war ganz einfach eine Frage der Kraft, und in diesem Zweikampf konnte es nur einen Überlebenden geben.
    Chantelle hockte auf dem Boden. Sie preßte die Hände gegen den Mund und beobachtete die tödliche Szene. Auf den Gedanken, Hilfe zu holen, kam sie nicht, und sie wunderte sich auch nicht darüber, daß nach ihrem durchdringenden Schrei kein Diener erschien. Ihr Instinkt befahl ihr, etwas zu tun, doch sie war wie gelähmt. Der Angreifer war ein Kerl wie ein Riese, mit einem massigen Körper, einem breiten Kreuz und klobigen Schultern. Wie konnte Jamil mit seiner weitaus schmäleren Figur diesen Brocken überwältigen?
    Sie mußte schnell etwas unternehmen, ehe ihre maßlose Angst sie noch regloser machte. Mühsam rappelte sie sich auf, und ihre Augen suchten krampfhaft nach einem Gegenstand, der als Waffe dienen konnte. Ihr Blick fiel auf den Tisch, wo das Messer lag, mit dem Jamil das Fleisch zerteilt hatte. Kein Sklave war hereingekommen, um das Geschirr zu holen. Aber konnte sie das Messer benutzen? War sie fähig, einen Mann zu töten? Was würde geschehen, wenn sie es nicht tat?
    Natürlich konnte Jamil sterben, und das gab ihr den Ansporn, zu dem Tisch zu rennen und das Messer zu ergreifen. Doch mit dem tödlichen Werkzeug in der Hand packte sie grenzenloses Entsetzen. Wie konnte sie zur Mörderin werden? Wie konnte sie Jamil im Stich lassen? Sie wollte doch nicht, daß er starb, oder? Oder?
    Die Antwort stieg aus ihrem Unterbewußtsein auf, während sie sich schon der wilden Kampfszene auf dem Boden näherte, und ehe sie die Frage von Recht oder Unrecht entscheiden konnte, hob sie das Messer, um es dem Verbrecher in den Rücken zu stoßen. Doch sie war zu nahe herangetreten. Ein Bein kam ihr in die Quere, sie strauchelte, und statt den breiten Rücken zu treffen, zielte ihre Klinge auf Jamils Kopf.
    Als Chantelle auf den Angreifer fiel, sah sie, wie das Messer Jamils Ohr streifte. Dann flog sie gegen die Wand. Sie hatte den Riesen so aus dem Gleichgewicht gebracht, daß Derek sich auf ihn wälzen konnte, und bei dieser Aktion wurde sie in die Ecke gestoßen.
    Die dort liegenden Kissen dämpften den Aufprall, so daß Chantelle keinen Schmerz verspürte. Doch das Messer war ihr aus der Hand gefallen. Und als sie aufblickte, rührten die beiden Kämpfer sich nicht mehr. Nein, o Gott, nein!
    »Jamil?«
    Er hob den Kopf, und Chantelle sank vor Erleichterung in die Kissen zurück. Jetzt auf einmal fühlte sie sich zerschlagen und mit den Nerven am Ende. Doch wie mußte es ihm ergehen?
    »Ist alles in Ordnung, Haar?«
    »Bei mir?« keuchte sie, und dann stockte ihr der Atem, als Jamil sich erhob.

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