Sklavin des Herzens
eifersüchtig!«
»Nein … bin … ich … nicht! Sie kann ihn haben. Alle können ihn haben. Er ist genauso, wie ich ihn am Anfang eingeschätzt habe, und noch schlimmer. Ich hasse ihn!«
Rahine schürzte die Lippen. »Sie sind also noch bestürzt wegen Mara? Ich habe versucht, Ihnen zu erklären, daß mehr dahintersteckte, als sie Ihnen sagte.«
»Streiten Sie ab, was er ihr jedesmal antat, wenn er sie zu sich rief?«
»Nein.«
»Was können Sie mir dann sonst noch berichten? Er brauchte ein Ventil für seine schlechte Laune. Andere Männer schlagen mit der Faust an die Wände.«
Rahine verschluckte sich fast an einem unterdrückten Lachen. Chantelle sah es und machte ein böses Gesicht. »Lachen Sie doch! Es ist doch sehr komisch, daß diese Frau bis zum bitteren Ende gequält wurde.«
Rahine wurde ernst. »Nein, das ist nicht komisch. Es ist tragisch. Aber Jamil hat keine Schuld.«
»Er …« – »Haar!« unterbrach Rahine sie scharf. »Sie hören mir diesmal zu, ob Sie wollen oder nicht. Jamil wurde provoziert. Mara zwang ihn, sie jedesmal zu strafen, wenn er sie rief. Hat sie Ihnen das erzählt?«
»Nein, aber ich sehe nicht ein, warum ihn das von aller Verantwortung befreit. Er hätte merken müssen, daß mit ihr etwas nicht stimmte, und sie in Ruhe lassen sollen. Statt dessen ließ er sie immer häufiger holen und benutzte sie als Schandpfahl. Wissen Sie, wie abstoßend das ist?«
»Ich merke, daß kein Argument Sie erreicht.« Rahine seufzte. »Macht es keinen Unterschied, daß Sie den Eindruck erweckte, sich das Auspeitschen zu wünschen? Es gibt Frauen, die so etwas genießen.«
»Hinterher haßte sie es.«
»Dann hätte sie es sagen müssen.«
Hier konnte Chantelle nicht widersprechen. Sie hatte Mara dasselbe gesagt. Aber sie wollte Jamils Standpunkt nicht einnehmen, vor allem jetzt nicht. Nach Maras Tod hatte er sie fünf Tage hintereinander zu sich gerufen, doch sie hatte sich immer abgewendet. Er hätte ihr erzählen können, was Rahine eben berichtet hatte, doch die Mühe hatte er sich nicht gemacht. Er war einfach nur ärgerlich geworden, als sie nicht mit ihm reden wollte. Und dann war er zu Sheelah gegangen. Gut, fein. Wunderbar. Sollte er doch weiterhin zu Sheelah gehen. Chantelle wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Sie drehte sich um und murmelte: »Warum nimmt er nicht Sheelah auf diese Reise mit?«
»Gewöhnlich nimmt er sie jedesmal mit, wenn er Barka verläßt.
Diesmal wünscht er Ihre Gesellschaft. Es ist Ihre Chance, sich mit ihm auszusöhnen, Haar«, meinte Rahine zögernd.
»Und wenn ich nicht will?«
»Vermutlich kommt deshalb auch Jamila mit«, sagte Rahine mit Absicht.
Chantelle wirbelte herum. Ihre Augen verengten sich und schossen lila Blitze. »Er kann …«
»Genug jetzt, Haar! Ich habe wirklich keine Zeit mehr, mit Ihnen zu streiten. Jamil hat nach mir geschickt, und ich bin spät dran. Packen Sie Ihre Sachen. Seien Sie heute abend für die Abreise fertig. Und wenn ich Sie vorher nicht mehr sehe …« Rahine trat vor und umarmte Chantelle. »Allah möge mit Ihnen gehen, und hoffentlich hilft er Ihnen, zur Vernunft zu kommen.«
Rahine mußte sich nun beeilen, Jamils Appartement zu erreichen, aber sie hatte Haar persönlich über die Reise unterrichten wollen. Sie hatte gehofft, es würde die junge Engländerin erfreuen, doch das war offensichtlich nicht der Fall. Wenigstens hatte Haar diesmal bei dem Thema Mara zugehört. Sie war intelligent. Sie würde Jamil die Schuld an Maras Krankheit nicht mehr zuschreiben. Aber sie war auch störrisch. Während einer zu langen Zeit war sie die eine und einzige Favoritin gewesen. Die Eifersucht, die sie hatte leugnen wollen, würde eine Weile schwelen.
Wenn Jamil ungeduldig wird und Jamila auf dem Schiff benützt, wird sich diese Eifersucht verstärken, dachte Rahine.
Sie sollte das Jamil gegenüber erwähnen. Sie dachte noch darüber nach, als sie eintraf und ihn allein im Zimmer fand. Das war ungewöhnlich. Normalerweise umgab ihn ein halbes Dutzend Diener. Er hatte Rahine seit Jahren nicht in seine Räume gerufen. Ein Grund dafür, daß er es jetzt tat, fiel ihr nicht ein.
Sie begann sofort mit der Nachricht, die ihn interessieren würde. »Ich komme gerade von Haar. Ich habe sie über die Reise informiert.«
»Wie nahm sie die Nachricht auf?«
»Sie weiß, daß Jamila auch mitkommt.«
Derek lachte. »Dann hat sie die Neuigkeit nicht gut aufgenommen. Das macht nichts, Mutter. Auf dem Schiff wird es genug
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