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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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könnte ihr treu sein. Was war es also, das sie immer wieder zweifeln ließ?
    Gewiß nur die Nervosität einer Braut! Sie hatte diesen Nervenkitzel schon zweimal erlebt, als das Hochzeitsdatum nähergerückt war, und das hatte seine Gründe. Entscheidungen fielen ihr schwer, da sie kaum welche treffen mußte. Sie besaß nicht das Selbstvertrauen, ihrer eigenen Wahl sicher zu sein. Das war schon immer so gewesen. Eine von Dereks Eigenschaften, die ihr so anziehend erschien, war die, daß er von sich selbst etwas abgab, von seinem Selbstvertrauen, seiner Kraft. Wenn er mit jemandem Freundschaft schloß, war es für ein ganzes Leben, als ob diese Person ihm gehöre. Vielleicht lag hier der Fehler. Caroline spürte, daß sie ihm immer schon gehört hatte. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Hatte sie deshalb ja gesagt – um seine Freundschaft niemals verlieren zu müssen?
    Nein, sie liebte ihn, hatte ihn immer geliebt. Halt – nicht immer. Sie hatte sich erst an ihn gewöhnen müssen, als er nach England gekommen war. Sie war erst sechs Jahre alt gewesen, er beinahe elf. Er sprach Französisch und benahm sich seltsam. Sie hatte noch kein Französisch gelernt, deshalb war die Verständigung zwischen ihnen beiden begrenzt, doch nur für eine kurze Zeit, denn er beherrschte das Englische erstaunlich schnell. Er war in irgendeinem Land des Nahen Ostens aufgewachsen, wo sein Vater den Posten eines Botschafters bekleidet hatte. Die Tochter des alten Marquis, Melanie, hatte den Diplomaten im Ausland geheiratet und war in all den Jahren nie mehr nach England zurückgekehrt. Als Derek zehn Jahre alt war, starben seine Eltern, und er kam zu seinem Großvater, der dem Enkel als dem einzigen männlichen Erben sofort den Namen Sinclair übertragen hatte.
    Caroline erinnerte sich an Dereks gönnerhaftes Wesen in diesem Jahr nach seiner Ankunft, an seine Überheblichkeit. Er hatte sich aufgeführt, als sei er ein König, und jeder habe sich seinen Wünschen zu fügen. Gott, wie hatte sie ihn am Anfang gehaßt! Doch er hatte nicht lange gebraucht, um sich neu zu orientieren und ihr Herz zu gewinnen. Er besaß eine Art, mit weiblichen Wesen umzugehen, die unwiderstehlich war. Bald betete sie ihn an, und es machte ihr nichts aus, daß ihr bester Freund männlich anstatt weiblich war. Nun, nach beinahe neunzehn Jahren, hatte sich an diesem Zustand nichts geändert, obwohl sie wußte, daß er auch noch andere Freunde hatte, Männer, die ihm ebenso nahestanden.
    Lord Fielding war einer von ihnen, dieser Halunke, der Derek zum Zeitvertreib in die Spionageszene eingeführt hatte. Für Derek war es tatsächlich nur ein Zeitvertreib, ein Spaß oder kleines Abenteuer. Er dachte nie an die Gefahr, während der Marquis und sie selbst jedesmal, wenn Derek nach Frankreich reiste, vor Angst vergingen und befürchteten, er würde gefangengenommen und hingerichtet werden. Schließlich hatte der Marquis seinen Enkel überredet, sein Leben nicht weiterhin zu riskieren. Der arme alte Herr hegte zu Recht die Furcht, daß Derek nicht lange genug leben würde, um den Titel weiterzugeben. Deshalb drängte er auf eine Heirat, und Dereks Wahl war ganz natürlich auf sie, Caroline, gefallen. Sie fühlte sich unbeschreiblich geschmeichelt. Er kannte so viele Frauen, und er hatte sie ausgesucht, um mit ihr eine Familie zu gründen.
    »Träumst du vor dich hin, Caro?«
    Er war abgestiegen und streckte die Arme nach ihr aus. Sie blickte lächelnd auf ihn herab, legte die Hände auf seine Schultern und spürte seinen festen Griff um ihre Taille, die Wärme seiner Finger. Er ließ Caroline nicht sofort los, als ihre Füße den Boden berührten. Wie selten ein Mann besaß er die Gabe, seine Zuneigung auf sinnlichem Wege zu übermitteln. Das war eine betörende Eigenschaft, denn sie war ihm nicht bewußt – die Berührung einer Schulter, der Taille, eines Armes, das sanfte Gleiten der Finger über Haut.
    Er ahnte nicht, was diese unschuldigen Kontakte bei einer Frau bewirken konnten. Oder vielleicht wußte er es doch. Es war ein Teil seiner zwingenden Sinnlichkeit.
    Sie lachte statt einer Antwort, denn er sollte nicht erfahren, wie sehr er ihre Gedanken beherrschte. Dann meinte sie leichthin: »Ich dachte an meinen Garten, an das Versetzen der Rosenbüsche …«
    Er zog sie näher zu sich heran. »Du kleine Lügnerin.«
    Sie lächelte zu ihm auf, und das Lächeln hatte einen weiten Weg zurückzulegen, denn sie war eine sehr zierliche Frau, und er

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