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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Handspiegel und studierte nachdenklich ihr Gesicht. Sie war nicht erstaunt, daß sie sich bei soviel Kosmetik kaum selbst wiedererkannte. Die Kohleumrandung ihrer Augen, die ihr ein exotisches Aussehen verlieh, war etwas, an das sie sich nur langsam gewöhnen würde.
    »Es sieht so aus, als hätte mir jemand mit den Fäusten auf beide Augen geschlagen.«
    Adamma kicherte. »Stimmt, nicht wahr? Sie sind einfach zu hell. Ich denke, Sie brauchen nur eine ganz dünne Linie, ja, gerade genug für eine Betonung.«
    Chantelle wollte am liebsten gar keine Schminke. »Was soll die Malerei?«
    »Sie wollen doch schön sein, oder?«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Aber jede Frau will schön sein.«
    »Ich bin nicht ›jede Frau‹, Adamma«, erklärte Chantelle geduldig.
    »Ah, ich verstehe. Sie möchten anders aussehen, um hervorzustechen …«
    »Nein«, unterbrach Chantelle sie schnell, denn das war das letzte, was sie wollte. »Mach weiter, und mach es so schlecht, wie du kannst.«
    Adamma lächelte befriedigt und dachte, sie hätte ihren Standpunkt dargelegt. Chantelle ließ sie denken, was sie mochte. Sie hatte schon festgestellt, daß es nicht leicht war, mit Adamma zu streiten. Das Mädchen war einfach zu fröhlich und unbekümmert. Nichts beunruhigte dieses heitere Gemüt.
    Adamma war ihr heute morgen zugeteilt worden, vor der unglücklichen Szene in den Bädern. Die junge Schwarze hatte ein Talent, Schminke aufzulegen – das behauptete sie jedenfalls von sich. Ihre Mutter war eine nigerianische Sklavin, die in der Küche arbeitete. Ihr Vater war einer der Palastwächter, aber weder sie noch ihre Mutter wußten genau, welcher. Daß das dem Mädchen nichts ausmachte, erschien nicht verwunderlich in dieser seltsamen Welt. Es gehörte zu den vielen Unterschieden der Ansichten, an die man sich gewöhnen mußte.
    Die Kleine war hübsch mit ihren exotischen Farben und den feinen Gesichtszügen. Sie mochte ihren Vater nicht kennen, doch er mußte ziemlich hellhäutig gewesen sein, um der Afrikanerin den Goldton und die hellen Bernsteinaugen vererbt zu haben. Und sie war lieb, bemüht zu gefallen und entzückt von ihrer neuen Position. Chantelle hatte sie sofort in ihr Herz geschlossen.
    Vorher hatte Adamma mehr oder weniger als Dienstmagd im Hammam gearbeitet. Sie war hin-und hergerannt, um den Konkubinen, die den ganzen Tag in den Bädern herumlagen, Erfrischungen aus den Küchen zu bringen. Vielleicht erklärte das, warum ihr junger Körper im Alter von sechzehn Jahren noch so fohlenhaft dünn war und ihr eine gewisse Unbeholfenheit verlieh. Chantelle würde sie nicht durch die Gegend jagen, aber das war nicht der einzige Grund, warum Adamma sich glücklich pries, nun ihr zu gehören. Die persönliche Sklavin einer Konkubine zu werden, wurde von den Mädchen angestrebt, die nicht das Glück gehabt hatten, für das Bett des Meisters gekauft worden zu sein.
    Das alles hatte Adamma fröhlich hervorgesprudelt, während sie ihrer Herrin das Make-up auflegte. Chantelle fand, daß das Mädchen mehr Glück hatte, das Bett des Herrschers nicht teilen zu müssen, aber sie behielt das für sich. Daß sie selbst lieber eine einfache Dienerin wie Adamma gewesen wäre, konnte sie niemandem begreiflich machen, also gab es keinen Grund zu versuchen, es zu erklären.
    Adamma hatte gerade das meiste des schwarzen Kohlestiftes von Chantelles Augen entfernt, als ein zweites junges Mädchen den Raum betrat. Die Kleider und Juwelen der jungen Person zeigten jedoch an, daß es sich hier um keine Dienerin handelte. Chantelle ärgerte sich sofort, daß die Frau einfach hereingekommen war, ohne um Erlaubnis zu fragen.
    »Ich bin hier, um Ihnen den Sex zu erklären.«
    »Sie scherzen wohl«, sagte Chantelle trocken, denn das Mädchen sah mehrere Jahre jünger aus als sie selbst.
    »Das ist normal, Lalla « , ließ Adamma sich vernehmen. »Sie wird Ihnen alles erklären, was mit Sex zusammenhängt.«
    Chantelle sah mit Mißfallen, wie Adamma sich niederließ und begierig auf den Anfang der Instruktionen wartete. Sie, Chantelle, mußte sich diese skandalöse Information wohl anhören, nicht aber eine sechzehnjährige Jungfrau.
    »Du sollst hinausgehen, Adamma.«
    »Aber …«
    »Geh!«
    Sofort bedauerte Chantelle ihren Ton, denn Adamma schoß so schnell aus dem Raum, daß die junge Engländerin ihr nicht mehr erklären konnte, sie sei nicht verärgert über sie, sondern über diese Lektion, die sie ertragen mußte. Später wollte sie sich

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