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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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entschuldigen. Adamma sollte nicht in Furcht vor ihrer Herrin leben, wie viele andere Dienerinnen im Palast. Nachdem es bei Ungehorsam die Todesstrafe gab, war diese Furcht verständlich.
    Chantelle wandte ihre Aufmerksamkeit dem Mädchen zu, das sich auf ein Kissen neben den niederen Tisch gesetzt hatte. Armreifen klirrten an den Handgelenken der jungen Frau, als sie nach dem Konfekt griff, das Adamma vorher bereitgestellt hatte. Sie wirkte überlegen und herablassend, und ihr weicher Mund zeigte einen Zug von Verdrossenheit. Sie war üppig, bei all ihrer Jugendlichkeit. Sie besaß eine rundliche Figur, die man auch als dick hätte bezeichnen können, mit schweren Brüsten, gepolsterten Schenkeln und Hüften und einer umfangreichen Taille. Daß so eine Figur hier als begehrenswert erschien, amüsierte Chantelle. Safiye hatte ihr schon erklärt, daß sie nicht hoffen könne, vom Herrscher gerufen zu werden, wenn sie nicht zunähme.
    Verständlicherweise hatte Chantelle keine einzige der Süßigkeiten angerührt, die Adamma ihr immer wieder angeboten hatte. Sie wußte, daß sie seit ihrer Gefangennahme beachtlich an Gewicht verloren hatte, und sie beabsichtigte, es zurückzugewinnen, aber kein Gramm mehr. Leibesübungen waren die Lösung -sie würde jeden Abend Gymnastik treiben, wenn sie endlich allein war. Sollten die anderen sich doch wundern, warum die reichhaltige Diät, die man ihr verordnete, nicht anschlug. Sie würde ihre Leibesübungen geheimhalten.
    »Sie haben mich doch erwartet, oder?«
    »Vermutlich«, erwiderte Chantelle mit einem Seufzer. Je schneller das vorbei war, desto besser.
    »Ich heiße Vashti«, sagte das Mädchen und fügte hochmütig hinzu: »Das bedeutet ›die Schöne.‹«
    Vashti war wirklich schön, das mußte Chantelle zugeben, doch das Auftreten des Mädchens ging ihr auf die Nerven. »Wie nett.«
    Vashti zuckte die Schultern und hielt den Spott für ein Kompliment, doch keine noch so reizende Schmeichelei hätte ihr die Engländerin sympathisch machen können. Sie verabscheute diese bereits, denn Jamil hatte das blonde Gift persönlich gekauft, während Vashti von seiner Mutter erworben worden war und sein Bett nur einmal in den acht Monaten ihrer Zugehörigkeit zu seinem Harem geteilt hatte. Sie war eifersüchtig auf seine Ehefrauen, eifersüchtig auf seine Favoritinnen, weil sie nicht zu ihnen zählte, und eifersüchtig auf diesen Neuankömmling, der soviel Aufregung und Spekulationen verursachte.
    Die Aufgabe widerstrebte ihr zutiefst, eine Jungfrau darüber zu informieren, was sie im Bett ihres Meisters zu erwarten hatte. Sie selbst hätte Aufklärung benötigt, denn offenbar hatte sie Jamil nicht genügend erfreut, um wieder in sein Schlafzimmer gerufen Zu werden. War das Safiye nicht aufgefallen? Nein. Sie hatte Vashti nur angefaucht, sie solle dem englischen Weib das Drum und Dran erklären. Sehr gut, das würde sie tun, und sie hoffte, daß die Blondine sich in Erwartung der Vorkommnisse halb zu Tode ängstigte, so, wie es Vashti ergangen war, nachdem diese gehässige Yasmeen, ihre eigene Informantin, Sex als etwas Gräßliches hingestellt hatte.
    Bei diesen Gedanken lächelte Vashti selbstgefällig. Sie wußte nicht, daß Safiye sie wegen ihres Mangels an Erfahrung für diese Instruktion ausgesucht hatte. Nach dem, was im Hammam geschehen war, und der folgenden Schelte von Rahine war Safiye wütend auf Haar. Hätte sie ihr Adamma nicht schon gegeben, hatte sie die faulste und untauglichste Sklavin des ganzen Harems für Haar ausgewählt. Vashti war ebenfalls eine gute Entscheidung, denn die Eifersucht und Boshaftigkeit des Mädchens waren wohlbekannt.

22

    Als Derek sein neues Schlafzimmer betrat, entledigte er sich sofort des Turbans und des gewichtig mit Juwelen besetzten Kaftans. Omar, der ihm folgte, lächelte. Es amüsierte ihn, wie Derek die ungewohnte Kleidung ablegte, die zu der nun einmal übernommenen Rolle gehörte.
    »Es war ein erfolgreiches Ablenkungsmanöver, finden Sie nicht auch?« meinte Omar.
    »Oh, ho«, brummte Derek. »Für jemand, der so laut und so lange dagegen redete wie Sie, klingt das ja reichlich begeistert.«
    Das Ablenkungsmanöver war Dereks Idee gewesen, und Jamil hatte sie gutgeheißen, Omar nicht. Es hatte jedoch hervorragend geklappt. Derek war als Jamil im äußeren Hof erschienen, vorgeblich, um seine neuen Vollblüter zu besichtigen. Er tat das so lange und ausgiebig, daß jeder Anwesende es bemerkte und Jamil inzwischen in Dereks

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