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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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mit Ihnen essen wollte oder nicht.«
    Das hätte sie nicht sagen sollen. Beabsichtigte sie, ihn zu ärgern. Doch er blieb ganz ruhig. Er winkte den Dienern, sich zu entfernen, und füllte ihren Teller persönlich.
    »Stimmt«, sagte er nach einer kleinen Denkpause. »Die Frage bedeutete eine reine Höflichkeit Ihnen gegenüber.«
    »Und wenn ich es abgelehnt hätte?«
    »Dann hätte ich darauf bestanden.«
    »Ich verstehe.«
    Er sah sie an und lächelte über die Steifheit ihrer Miene. »Nein, ich glaube nicht, daß Sie verstehen. Ich kann als der Herrscher etwas verlangen, und keiner wagt es, mir die Stirn zu bieten. Ich kann aber auch als Mann, als Jamil, etwas verlangen und sehen, wie weit meine Überredungskunst reicht.«
    Sie hob skeptisch die Brauen. »Soll ich also glauben, ich hätte irgendeine Wahl? Man sagte mir, ich hätte keine.«
    »In manchen Dingen – vielleicht.«
    Sie konnte sich nicht überwinden zu fragen, ob in diesen »manchen Dingen« auch das Teilen seines Bettes enthalten war. Irgendwie bezweifelte sie das, und dieses Thema nun anzuschneiden, hätte ihr eine Magenverstimmung beschert.
    Es war ein ruhiges Mahl. Wenn Sie es nicht besser gewußt hätte, wäre sie auf die Idee verfallen, Jamil sei genauso nervös wie sie. Sie versuchte, ihn zu ignorieren und sich auf das Essen zu konzentrieren, das er vor sie hingestellt hatte.
    Der Hauptgang bestand aus geröstetem Kitz und Perlhuhn sowie Pideli Kebab, einem Stück Lamm, das in flaches ovales Brot gehüllt wird. Falls dies nicht verführerisch genug war, gab es noch Truthahn, gefüllt mit Reis, Leber, Korinthen und Pinienkernen. Die Nebengerichte waren ebenfalls so zahlreich – süße Pfefferschoten, gefüllt mit würzigem Reis und Fleisch, Artischockenherzen, Schafshirn, weiße Bohnen, Spargel und zwei verschiedene Salate.
    Chantelle konnte auch zwischen mehreren Getränken wählen: Kanyak, einer Kombination aus Brandy und Wein, dem einzigen Laster eines Moslems, Mandelmilch, gesüßtem Wasser oder Orangenblütenextrakt, dann einem süßen Cypernwein oder saurem Kirschsaft. Sie bemerkte, daß Jamil sich für die Mandelmilch entschied, was ihr zum erstenmal andeutete, daß er den strengen Regeln des Islams anhing, die das Trinken berauschender Getränke verboten. Sie selbst nahm den Kanyak, der ihr helfen sollte, den Rest dieser schweren Prüfung zu überstehen. Sie hätte die ganze Flasche ausgetrunken, aber Jamil gestattete ihr nur eineinhalb Gläser.
    Als die Desserts gebracht wurden, bediente Jamil sie wieder und legte von jedem eines auf ihren Teller. Es gab Pasteten, in Zuckersirup gerollt, Baklava, einen Blätterteig mit Walnüssen in Sirup, Helva, eine gemahlene Masse aus Sesam, Butter, Honig und Nüssen, und schließlich die gelierten Süßigkeiten, Rahat Lo kum genannt, was soviel bedeutete wie »dem Schlund Ruhe bringen«. Das taten sie wirklich! Dann wurde der türkische Kaffee serviert, der direkt am Tisch aufgebrüht wurde – süß, heiß, mit dickem Schaum auf der Oberfläche. Chantelle begann tatsächlich, Geschmack daran zu finden.
    Sie hatte bei diesem Mahl mehr gegessen als in den Wochen zuvor, und sie hätte auch noch weitere Gänge in sich hineingestopft, nur, um ihre Galgenfrist zu verlängern. Doch einmal war das Dinner zu Ende. Die Diener, die mit hochbeladenen Tabletts hereingeströmt waren, trugen nun alles hinaus.
    Jamils Huka wurde gebracht, doch er rührte sie nicht an. Er lehnte sich in mehrere Kissen zurück, stützte sich auf einen Ellenbogen und sah Chantelle an. Sein schwarzes Haar war von der leichten Brise zerzaust, die über die Mauern wehte, und eine Locke fiel ihm in die Stirn. Chantelle hatte nicht gedacht, daß sein Haar so dick und prächtig sein könnte, nachdem er doch ständig einen Turban tragen mußte. Sie wünschte, er trüge diesen Turban jetzt. Er sah bei weitem zu englisch aus.
    Als bewegten sich seine Gedanken auf derselben Wellenlänge, sagte er: »Ich möchte wissen, ob Ihr Haar so seidig ist, wie es aussieht. Wollen Sie näher kommen, Haar, und es mich fühlen lassen?«
    Es wäre kleinlich gewesen, nein zu sagen. So eine einfache Bitte konnte sie nicht ausschlagen. Sie kam auf den Kissen um den Tisch herum und hielt auf demjenigen an, das dem seinen am nächsten war.
    Seine rechte Hand griff sofort nach ihr und entfernte zuerst den juwelenbesetzten Stirnreif, der noch den längeren Schleier über ihrem losen Haar festgehalten hatte. Gleich darauf spürte sie, wie seine Finger über ihre

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