Sklavin des Herzens
natürlich nicht wissen, aber er hatte seine Rolle nicht gut gespielt, seit sie den Raum betreten hatte.
Jamil hätte nie so lange gewartet, ehe er sie in sein Bett getragen hätte. Er wäre seinem Drang sofort gefolgt, und Derek hatte den Drang schon vor Chantelles Eintreffen verspürt. Aber er hatte ihm nicht nachgegeben, nicht völlig. Er konnte es nicht über sich bringen, Chantelle bei ihrem ersten Sexualerlebnis zu überrumpeln. Ihre Unschuld forderte mehr Rücksichtnahme von ihm. Und dennoch zog er nicht in Betracht, noch einen weiteren Tag zu warten. Er konnte nicht so weit von Jamils Charakter abweichen -das nahm er sich jedenfalls vor.
Er hatte sich auch selbst eingeredet, er tue das für das Mädchen. Es stimmte, daß er aus ihrer Notlage den Nutzen zog, aber das würde ihm keine schlaflosen Nächte bereiten, denn auch sie würde, auf die Dauer gesehen, profitieren. Er hatte in der ersten Nacht, nachdem er Chantelle gesehen hatte, lange und konzentriert darüber nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, daß, wenn er sie sich nicht nahm, Jamil sie nehmen würde. Dann würde sie eine von vielen sein, ein Zustand, von dem er wußte, daß ihn jede stolze Engländerin unerträglich und grauenhaft finden würde. Außerdem war Jamils Herz schon vergeben. Derek konnte sich einfach nicht vorstellen, daß so eine außerordentliche Schönheit bei irgend jemand den zweiten Platz einnehmen sollte. Sie verdiente, geliebt und verwöhnt zu werden, und deshalb würde man ihr einen eigenen Ehemann besorgen. Derek konnte darauf bestehen, daß es ein Mann ohne andere Frauen sein mußte. Soviel wollte er für sie tun.
Doch das betraf die Zukunft. Jetzt im Augenblick hatte er sie wahrscheinlich zu Tode erschreckt, und er wünschte sich nur das eine: ihr zu erklären, daß es nicht absichtlich geschehen war, daß er nur die Kontrolle über seine Leidenschaft verloren hatte. Aber Jamil würde seine Handlungen nicht erklären, besonders nicht einer Frau gegenüber. Doch Derek konnte den Schaden auf andere Art wiedergutmachen.
Er seufzte und neigte ihr die Stirn zu. Chantelles Atem hatte sich beruhigt, aber sie hing steif in seinen Armen.
»Sollen wir das wieder versuchen?«
Sie straffte sich sofort gegen ihn. »Nein, bitte,..«
»Shh, kleiner Mond. Ich kann auch sanft und zart sein. Leg deine Arme um meinen Hals, dann zeige ich es dir.«
»Ich will nicht.«
»Tu es, Haar.«
Er bedauerte den Ton, der sie zum Gehorsam zwang, aber Gott, das war eine Quälerei, sich so lange selbst zu verleugnen. Noch eine Weile länger, und er würde seine guten Absichten vergessen. Er mußte zu ihr vordringen. Er mußte sie soweit bringen, ihn zu begehren, jetzt, ehe seine natürliche Begierde die Oberhand gewann.
Chantelle machte sich stark für einen neuen Angriff, als sein Mund sich ihr wieder näherte. Sie spürte seinen Atem, dann seine Zunge, wie sie hauchzart über ihre Oberlippe strich, dann über die Unterlippe, um das wunde Gefühl, das der vorangegangene Kuß verursacht hatte, zu besänftigen. Eine Hand hielt wieder ihren Kopf, doch die andere wärmte ihre Wange.
Er lehnte sich zurück, und sie erhaschte die volle Kraft seiner smaragdgrünen Augen. Aus irgendeinem Grund bewirkten sie diesmal ein seltsames Gefühl in ihr, beinahe, als preßte sich sein Mund noch auf ihren Bauch und riefe das innerliche Zittern hervor.
Dann verfolgte sein Zeigefinger den gleichen Weg, den seine Zunge vorher gegangen war. »Öffne den Mund, Haar. Ich möchte, daß du spürst, wie es ist, wenn ein Teil von mir in dich eindringt.«
»Aber …«
Sein Finger glitt in ihren Mund, als sie diesen zum Protestieren öffnete. Als natürliche Reaktion umschlossen ihre Lippen den Finger, und ihre Zunge versuchte, ihn herauszustoßen.
»Halt still.« Seine Lippen ruhten auf ihrem Mundwinkel. Sein Finger berührte ihre Zunge und ließ sie seinen salzigen Geschmack kennenlernen. »Ich möchte, daß du daran saugst … Nein, Haar, stelle meine Motive nicht in Frage. Vergiß, was du bei der Schulung gelernt hast. Es ist meine Zunge, die du in deinem Mund akzeptieren sollst, nichts sonst. Aber du mußt wissen, was du damit machst, wenn sie da ist.« Er lächelte über ihr Stöhnen. »Bisher hat dich niemand über das Küssen unterrichtet, nicht wahr? Ich vermute, man hat immer nur über eine Sache geredet. Aber das Küssen kommt zuerst, Haar. Oder wäre es dir lieber, wir würden gleich das praktizieren, was du gelernt hast?«
Sie begann sofort an seinem
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