Sklavin des Herzens
Entschuldigungen zu schützen, Kadar, nicht mir gegenüber, aber ich bin froh, daß Sie es versuchen. Ich werde es zu Ihrer jetzigen Aufgabe machen, sie zu beschützen.«
»Ich verstehe nicht, mein Lord.«
»Ich glaube, ich kann Haji überreden, Sie an Haar abzugeben. Würden Sie sich darüber freuen?«
»Der kleinen Engländerin zu dienen?« Kadar strahlte. »Es wäre mir das größte Vergnügen, Lord. Vielen Dank!«
»Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht bedanken. Ich bezweifle, daß es eine leichte Aufgabe sein wird, so einem widerspenstigen weiblichen Wesen zu dienen. Das hatte ich auch nicht im Sinn. Es sind andere da, die das machen. Nein, Ihre Funktion wird es sein, sie vor allem zu beschützen, damit ihr kein Leid geschieht, wenn sie nicht bei mir ist.«
Und wenn sie bei Ihnen ist? hätte Kadar gern gefragt, doch er wagte es nicht. »Ich werde sie mit meinem Leben schützen«, sagte er statt dessen.
»Mehr kann ich nicht verlangen. Aber sorgen Sie dafür, daß Sie sie auch vor sich selbst behüten.«
»Mein Lord?«
»Heute abend geriet sie in Panik. Ich möchte nicht, daß das noch einmal passiert. Je eher sie mich akzeptiert, desto eher wird sie das Leben hier akzeptieren und einen Hauch von Glück finden. Verstehen wir einander?«
Kadar fürchtete, daß sie sich verstanden, obwohl er nicht wußte, wie er die kleine Engländerin dazu bringen sollte, ihren Meister zu bejahen, wenn das bisher keiner geschafft hatte, nicht einmal Jamil Reshid selbst.
28
Derek wurde langsam wach, weil ihn etwas an der Brust kitzelte und sich ein ungewohntes Gewicht gegen ihn lehnte. Momentan war er so schlaftrunken, daß er sich an nichts erinnerte, bis er den Kopf hob und die platinblonden Locken sah, die sich über seine Brust breiteten. Er ließ sich entspannt wieder zurücksinken, und eine seltsame Zufriedenheit ergriff von ihm Besitz.
Wenigstens im Schlaf haßte Haar ihn nicht. Sie schmiegte sich zwar nicht an ihn, aber sie benützte seine Brust als Kissen, hatte die Knie angezogen und gegen seine Hüften gestützt. Ihre eine Hand ruhte an seiner Seite, die andere unter seinem Rücken. Auch seine Hand lag an ihrer Seite, genau neben ihrem Busen. Er zog sie nicht weg und rührte sich auch sonst nicht, da er fürchtete, die junge Frau könnte erwachen und von ihm abrücken.
Er hatte nicht beabsichtigt, sie in seinem Bett schlafen zu lassen. Irgendwann während des Abends hatte er sie zugedeckt und nur vorher ihre Juwelen entfernt. Sie auszukleiden war nicht in Frage gekommen. Sie war nicht aufgewacht, und er hatte lange auf dem Bettrand gesessen und sie nur angeschaut. Dann hatte er sich daran erinnert, daß er nicht allein mit ihr war.
Die stets anwesenden Nubier standen in ihrer Wachtposition zu beiden Seiten des Bettes. Sie waren so still, daß Derek ihre Gegenwart vergessen hatte. Wenn sie nicht nur stumm, sondern vielleicht auch noch taub waren und seine Unterhaltung mit Haar wirklich nicht hören konnten, so hatten sie doch Augen im Kopf. Mit ihrer Gebärdensprache konnten sie sich jedem mitteilen, der diese Sprache beherrschte, und das waren alle, die im Palast groß geworden waren. Auch aus diesem Grund hatte er beschlossen, Haar bei sich zu behalten. Andernfalls hätte er sie in den Harem zurückschicken müssen, denn Jamil hätte sein Bett nie aufgegeben, auch nicht, wenn es von einer bewußtlosen Konkubine besetzt gewesen wäre. Und Derek hätte es gehaßt, wenn jemand Haar weggetragen hätte, ganz gleich, wie sehr ihre Gegenwart ihn störte.
Es hatte aber lange gedauert, bis er seinen Körper genügend unter Kontrolle hatte, genügend, um sich selbst zu trauen, neben dem Mädchen liegen zu können. Der Kanyak hatte nichts geholfen, deshalb hatte er ihn stehenlassen, immer noch nüchtern, nachdem die erste Flasche geleert war. Das bedeutete nun sein Glück, denn er spürte keine Nachwehen, aber letzte Nacht war es schlimm gewesen. Er hatte eine Ewigkeit gebraucht, um endlich einzuschlafen und seinen begierigen Körper zu beruhigen, der neben der schlafenden Schönheit in hellen Flammen stand.
Er spürte den Aufruhr erneut und stärker als je zuvor. Derek stöhnte und merkte nicht, daß er Chantelles Arm so preßte, daß sie aufwachte.
Sie war entsetzt über den Anblick nackter Haut unter ihrer Wange, und sie mußte nicht überlegen, wem diese Haut gehörte. Sie wußte es sofort. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, wie sie dahin geraten war.
»Bist du also wach?«
Hatte sie sich bewegt? Sie
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