Sklavin des Herzens
im Harem informiert hatte.
»Sie freuen sich nicht?« stellte Haji fest.
Chantelle machte eine ungeduldige Armbewegung. »Was zählt das jetzt, nachdem es zuvor nie jemanden interessiert hat, ob ich mich freue oder nicht? Ich möchte wissen, warum Sie mir Kadar geben.«
»Es war Jamils Wunsch«, erwiderte Haji einfach.
»Sein Wunsch? Oh, natürlich!« Chantelle betrachtete ihn höhnisch. »Wie dumm von mir zu vergessen, daß Ihr großer Meister alles verlangen kann, sogar, daß Sie Ihre eigenen Sklaven hergeben.«
»Ich wurde reichlich entschädigt.«
»Wie gut für Sie«, meinte Chantelle beißend.
Haji schüttelte den Kopf über dieses Benehmen. »Wenn Sie Kadar nicht wollen …«
Sie schnitt ihm das Wort ab. »Sie haben mir noch nicht gesagt, warum er mir gegeben wurde.«
»Jede Favoritin hat ihren eigenen Eunuchen. Das müßten Sie inzwischen wissen.« Das klang erstaunt.
Chantelle erstaunte ihn noch mehr. »Ich bin keine Favoritin, Haji.« Sie war so verärgert, daß sie versäumte, ihn gebührend anzureden. »Ich weiß, wie die Dinge hier gehandhabt werden, und ich weiß, daß keine Konkubine sich Favoritin nennen darf, ehe sie nicht …« Sie erstickte fast an ihrer Verlegenheit. »Es genügt wohl, wenn ich sage, daß ich die Kriterien noch nicht erfülle.«
»Dann haben Sie nicht …«
»Nein, ich habe nicht.«
»Heute morgen dachte ich natürlich …« Er schwieg, als sie heftig den Kopf schüttelte. »Das ist eine Überraschung«, fügte er ungläubig hinzu.
»Kaum«, zischte Chantelle. »Sie waren nur dreist in Ihrer Annahme.«
»Nicht ganz, Haar.«
Es gefiel ihr nicht, daß er offensichtliches Vergnügen darin fand, ihr zu widersprechen. »Ich sagte Ihnen …«
»Es ist nicht wichtig. Sie sind hier, weil Jamil mir befahl, Sie hier unterzubringen. Sie sind jetzt seine erste lkbal, ungeachtet dessen, daß Sie sein Bett erst noch mit ihm teilen müssen. Das ist gewiß ungewöhnlich, aber wir stellen die Wünsche des Herrschers nicht in Frage.«
»Und wenn ich nicht hierbleiben will? Nein, vergessen Sie, daß ich gefragt habe. Ich bin es so leid zu hören, daß ich keine Wahl habe.« Inmitten ihres Grolls kam ihr eine Idee. »Wenn Kadar mir gehört, kann ich ihn dann freilassen?«
Daß Haji und Kadar beide nein schrien, ließ sie zusammenzucken. »Oh, um Gottes willen, schon gut. Wie kam ich nur auf den lächerlichen Gedanken, ich könnte etwas tun, was ich wollte?«
»Lalla, wenn Sie mich nicht mögen, wird Haji Agha Ihnen einen anderen geben.«
Sie wandte sich Kadar zu und schämte sich, daß ihre Stimmung, die nichts mit ihm zu tun hatte, für ihn verletzend gewesen war. »Nein, Kadar. Wenn ich meinen eigenen Eunuchen haben muß, bin ich froh, daß Sie es sind, ehrlich, doch ich verstehe nicht, wieso Sie sich darüber freuen können.«
Er freute sich aber. Sein erneutes Grinsen zeigte ihr das. Und Haji schien nun auch zufrieden zu sein. Er ging mit entspannter Miene und dachte wohl, er habe diesen Sturm ohne allzugroßen Schaden hinter sich gebracht.
Chantelle versuchte ihren Unmut zu verbergen, als Adarnma darauf bestand, ihr alles zu zeigen, und vor Begeisterung übersprudelte. Chantelle war an ihrem neuen Appartement einfach nicht interessiert. Sie zog den Schluß, daß Jamil zu selbstbewußt war, daß er sie hierher umquartiert hatte, weil er es nur für eine Frage der Zeit hielt, bis sie sich ihm ergab. Hatte er ihr nicht gesagt, er habe die Herausforderung angenommen? Aber der Schuft spielte falsch. Er ließ den ganzen Harem glauben, ihre Defloration habe bereits stattgefunden, denn wer konnte annehmen, daß sie befördert würde, ehe sie mit ihm geschlafen hätte?
»Das einzige, was die Ehefrauen haben und Sie nicht, das sind noch ein oder zwei weitere Zimmer und ein eigener privater Garten«, erzählte Adamma vergnügt. »Das hier ist das beste Appartement im Rosa Hof. Mara besaß es vor Ihnen.«
»Und was ist mit Mara passiert?«
»Sie wurde zum Hof der Gozdes zurückgebracht. Und was für ein Theater sie gemacht hat!« Adamma kicherte. »Aber hier gibt es nur für sechs Favoritinnen Platz.«
»Dann war sie die unbedeutendste Favoritin und hatte die schönste Wohnung«, meinte Chantelle skeptisch.
»Mara hatte die Position erst kürzlich erlangt, aber weil sie einem Zweck diente, wurde sie besonders behandelt und bekam, was sie wollte.«
»Welchem Zweck?« fragte Chantelle. Adamma wandte sich ab und versuchte das Thema zu wechseln, aber das nützte ihr nichts.
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