Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Eltern die Mittel für so was gehabt hätten?«
    Verblüfft hielt er die Hände in die Höhe. »Okay, okay. War nur so ’n Gedanke. Die Rimstaaten haben einen Ruf für so Zeugs, weißt du.«
    Sie hörte nicht zu. Sie zeigte mit einer gespreizten Hand auf sich selbst, eine angesichts ihres Gesichtsausdrucks jeglicher Sinnlichkeit beraubte Geste. »Was ich habe, damit bin ich entweder geboren oder habe es mir aufgebaut. Ich bin die Leiter rauf. Ich habe acht Jahre für den Detective gebraucht, und ich habe unterwegs keinerlei genetische Abkürzungen verwendet. Ich habe nicht…«
    »Ich habe gesagt okay, Detective.«
    Das ließ sie innehalten. Sie sank auf das Sofa zurück, hockte zusammengekauert auf der Kante, die Arme auf den Oberschenkeln, die Hände in dem Spalt dazwischen baumelnd. Sie hob ihm den Kopf entgegen, und auf ihrem Gesicht lag etwas Gehetztes.
    »’tschuldigung«, brummte sie. »Wir alle hier sind die Asia Badawis und die Nicholson-Veränderungen schlichtweg müde.«
    »Badawi ist New Yorker Sudanesin«, gab er zu bedenken.
    »Ja? Du solltest mal das Haus sehen, das sie an der Küste besitzt. Verdammt viel Gelände für ’ne Ausländerin. Wie dem auch sei, das ist nicht das, was ich gemeint habe.«
    »Nein?« Auf einmal war die postkoitale Intimität zu eng, wie eine Fessel um seine Gliedmaßen und ein Film über seinem Gesicht. Rovayo war jäh die Fremde, die sie stets gewesen war, jedoch nackt und viel zu nahe. Er verspürte ungewollt eine instinktive Woge der Wehmut beim Gedanken an Sex mit Sevgi Ertekin. »Dann bist du also im Allgemeinen kein großer Fan von Erweiterungen?«
    Sie schnaubte. »Meinst du etwa, irgendwer ist ein großer Fan von Erweiterungen, die er nicht hat?«
    »Ich ja«, erwiderte er grimmig. Aber ihm war klar, dass er sie im Grunde nur provozieren wollte. »Glaubst du etwa, ich wäre in diesem verdammten Schlamassel drin, wenn sie vor vierzig Jahren keine künstliche Chromosomentechnologie beim Menschen angewandt hätten? Glaubst du etwa, wir würden hier rumlaufen und nach einem pensionierten, zum verfluchten Kannibalen mutierten Supersoldaten suchen, wenn die Neigung zum Dreizehner aufgeladen und je nach Notwendigkeit an- und abgeschaltet werden könnte? Sieh mich genau an, Rovayo. Ich bin die wandelnde Verkörperung eines genetischen Fehlstarts des vergangenen Jahrhunderts. Vor diesen Erweiterungen.«
    »Weiß ich.«
    »Das möchte ich ernsthaft bezweifeln.« Carl strich sich mit den Fingerspitzen über die Wangenknochen. »Siehst du das? Wenn du eine Variante bist, sehen sich die Leute das nicht an. Sie gehen direkt durch die Haut, und alles, was sie sehen, ist das, was in deine Doppelhelix eingeschrieben ist.«
    Die Rimpolizistin zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hättest du es lieber, wenn sie an der Haut aufhören würden. Was ich so von den alten Tagen höre, haben wir beide die falsche Hautfarbe, als dass sie eine bessere Alternative für uns gewesen wäre. Wäre es dir wirklich lieber, wenn alles so wäre wie damals? Eine Dosis guter alter Rassenhass?«
    »Na ja, davon habe ich bereits meinen Anteil abgekriegt. Vergiss nicht, man hat mich gut vier Monate in einem Knast in Jesusland eingelocht.«
    Ihre Augen wurden groß. Wodurch sie erschreckend jung wirkte. Ertekin, dachte er, hätte bloß fragend eine Braue gehoben.
    »Du hast vier Monate da abgesessen? Ich habe gedacht…«
    »Ja, ist ’ne lange Geschichte. Der Punkt ist, du redest zu leichtfertig über diesen Scheiß, Rovayo. So lange du nicht mit einem verschlossenen und modifizierten Gencode lebst, kannst du nicht wissen, wie das ist. Du kannst nicht wissen, wie glücklich du wärest, wenn du einen Knopf zum An- und Abschalten deiner besonderen Eigenschaften hättest.«
    »Ich habe also keine Ahnung?« Rovayo beugte sich vor und schaufelte mit einem Arm ihre weggeworfene Bluse vom Fußboden neben dem Sofa hoch und streifte sie sich über. Die ganze Zeit über ließ sie ihn nicht aus den Augen, die ganze Zeit über. Auf einmal kam er sich wie ein Verdächtiger vor, ein Eindringling in ihr Heim. Sie drückte den statischen Saum des Kleidungsstücks bis zur Hälfte zu, genügend weit, um sie über die Brüste zu ziehen und diese zu verbergen. »Was weißt du denn wirklich von mir, Marsalis? Ich meine, wirklich?«
    Er schmeckte die klugscheißerische scharfe Antwort auf der Zunge und schluckte sie unausgesprochen hinab. Vielleicht sah sie das.
    »Ja, ich weiß, wir haben gebumst. Bitte sag mir doch, dass das

Weitere Kostenlose Bücher