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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie. »Wenn du die Akte konsultiert hättest, statt darauf zu bestehen, persönlich hier runterzukommen, wüsstest du vielleicht schon die Antwort.«
    »Ja, ich wüsste eine Antwort. Ich hätte die Lüge vor mir, die Daskeen Azul euch auftischen wollten. Die kann mir gestohlen bleiben.«
    Rovayo verdrehte die Augen. »Wie gesagt. Verdammt paranoid.«
    Der Autokopter entdeckte den ihm zugewiesenen Landeplatz, plauderte kurz elektronisch mit dem Verkehrsleitsystem und trieb dann mit charakteristischer, unmenschlicher Perfektion zum Landen hinab. Die Kabinenluke sprang auf, und Carl sprang hinaus. Rovayo folgte ihm, nach wie vor rebellisch gestimmt.
    »Mach nur nichts kaputt!«, ermahnte sie ihn.
     
    Daskeen Azul hatte irgendwo mittschiffs eine unauffällige Geschäftsfront für den direkten Kundenkontakt sowie ein paar Werkstätten unten in der Halle, die nur über Aufzüge zu erreichen waren und wo die technische Ausrüstung für das U-Boot aufbewahrt wurde. Sie hatten Landeplätze und Versorgung durch die Luft gemietet, unterhielten jedoch ihre eigenen Über- und Unterwasserfahrzeuge in einem Trockendock an Heck und Steuerbord. So viel konnte Rovayo ihm aus dem Kopf sagen. Es waren die Einzelheiten, die sie aus Donaldsons und Kodos Bericht behalten hatte. In der Akte stand noch mehr, und sie hätten sie theoretisch über das Datahead des Autokopters anfordern können, aber die Rimpolizistin schien wenig geneigt, die Maschinensysteme mehr zu nutzen, als sie sowieso schon genutzt wurden – sie bedauerte offenbar längst, den Transport mit ihrer Marke von der Spezialabteilung angefordert zu haben –, und Carl war es so oder so gleichgültig. Er hatte schon jetzt mehr als genug, um damit zu arbeiten.
    Also klebten sie ihren Geschäften an Bord der Bulgakov’s Cat schlicht das Etikett machfolgende Untersuchungen auf, was der Autokopter dem Datahead der schwimmenden Stadt mitteilte, und die Sicherheitsprotokolle des Rim erledigten den Rest. Technisch gesehen waren Fahrzeuge wie die Cat autonome Nationalstaaten, aber jeder Nationalstaat, der so grandios vom Nischeneintritt in die hyperdynamische Ökonomie der Rimstaaten lebte, musste sich mit den politischen Realitäten abfinden, die eine solche Beziehung zur Folge hatten. Bulgakov’s Cat kreuzte frei umher, verließ die Küstenjurisdiktion des Run und kehrte zurück; seine Bürger hatten das Recht, den Boden der Rimstaaten zu betreten, ihre Verträge waren legal am Gerichtshof der Rimstaaten durchzusetzen – aber alles hatte seinen gewaltigen, kolonialen Preis. Rovayo führte Carl völlig unbefangen über die Promenaden und Korridore des riesigen Floßes, ganz wie ein Besitzer und Bevollmächtigter, die geladene Waffe unter der Jacke. Mehr Anspannung hätte sie auch bei einem Spaziergang durch das Alcatratz-Revier nicht zeigen können. Sie hatten mit niemandem gesprochen, als sie an Bord gekommen waren, hatten niemanden benachrichtigt, keine Höflichkeitsvorkehrungen auf irgendeiner menschlichen Ebene getroffen. Irgendwo in den Wänden flüsterten die Maschinen einander etwas über sie in unverständlichen elektronischen Tönen zu, aber darüber hinaus fielen sie unangekündigt über Daskeen Azul her.
    »Zu dieser Nachtzeit«, beklagte sich der Mann von Daskeen Azul vorn am Schalter mit kaum verhüllter Gereiztheit, »ich meine, unsere üblichen Geschäftszeiten…«
    »Gehen mich nichts an«, sagte Rovayo kalt. »Wir sind wegen einer nachfolgenden Morduntersuchung seitens RimSich hier, und das Letzte, was ich von Bulgakov’s Cat gehört habe, war, dass es sich hier um eine Dienstleistungsgesellschaft handelt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Sie haben meine ID gesehen. Wie wäre es also, wenn Sie ein bisschen von diesem Vierundzwanzig-Stunden-Service ausrollen und meine Fragen beantworten würden?«
    Der Schalterangestellte richtete den Blick auf Carl. »Und er?«
    »Wird ungeduldig«, erwiderte Carl ungerührt.
    »Ich habe keine ID gesehen«, beharrte der Angestellte. Unter der glatten Oberfläche der Rezeption waren seine Hände damit beschäftigt, Knöpfe zu drücken. »Ich muss die ID von Ihnen beiden sehen.«
    Rovayo stützte sich auf die Rezeption.
    »Hat Ihre Mutter Ihnen diesen Job verschafft?«, fragte sie neugierig.
    Der Mann sah sie mit offenem Mund an. Er hatte ihn in verspätetem Ärger zu einer scharfen Erwiderung geöffnet, brachte diese aber nicht mehr schnell genug heraus.
    »Weil es anscheinend ein Job ist, den Sie sich nicht gedrängt fühlen,

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