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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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angemessen zu erledigen. Dieser Mann ist ein privater Berater von RimSich, und seine Verbindung besteht zu mir, nicht zu Ihnen. Ich habe Ihnen meine verdammte ID gezeigt, Strahlemann, und in etwa zehn Sekunden zeige ich Ihnen die Vorderseite einer Anordnung, Ihren Laden dichtzumachen. Jetzt werden Sie entweder meine Fragen beantworten, oder Sie holen jemanden aus dem Bett, der besser bezahlt ist und das für Sie erledigt. Mir ist beides recht – was soll’s also sein?«
    Der Mann hinter dem Schalter zuckte zurück, als hätte er eine Ohrfeige erhalten.
    »Ich seh einfach mal nach«, brummelte er und drückte weitere Knöpfe auf den Bildschirmen unter seinen Händen. »So nehmen Sie doch bitte, äh, Platz.«
    »Danke sehr«, sagte Rovayo, und die Worte trieften vor Ironie.
    Sie ließen sich in der Reihe zweckmäßiger Stühle gegenüber dem Schalter nieder. Der Rezeptionist setzte sich ein Headset auf und murmelte etwas hinein. Draußen, auf dem breiten Gang der Einkaufszeile, stöberte ein spärliches, jedoch endloses nächtliches Rinnsal von Käufern in den offenen Geschäften. Sie trugen helle Kleidung und wirkten uneilig und ziellos, wie Schlafwandler oder Opfer irgendeiner multiplen Hypnose. Carl saß da und versuchte, wie Sutherland es ihn gelehrt hatte, die übliche einsickernde Verachtung nicht wahrzunehmen. Es fiel nicht leicht.
    Auf dem Mars…
    Ja, verdammt.
    Auf dem Mars ist alles anders, weil es so sein muss. Schiefes Grinsen, als würde er ein Geheimnis weitererzählen, das er für sich behalten sollte. Aber das ist wirklich nur vorübergehend. Auf lange Sicht gesehen liegt nicht mehr Wahrheit darin als in all diesem Scheißdreck, den sie in der Qualpro-Werbung verkaufen. Tage werden kommen, da wird der Mars wie eine Heimat sein, lediglich mit geringerer Schwerkraft. Sie sind es, Carl. Die Menschen. Bring sie irgendwo hin und gib ihnen die Zeit, und sie werden sich ihre verdammte Spielwiese bauen, wie sie es schon immer getan haben. Und darauf musst du leben, ob es dir gefällt oder nicht.
    Eine schlanke, elegant gekleidete Frau trat aus einer Tür hinter der Rezeption. Taillierte Jacke und kurze Hosen in Olivgrün und Schwarz und über dem ganzen Ensemble lediglich die schicke Andeutung eines Arbeitsanzugs. Verblüffende Züge, stark basierend auf chinesischen Genen, jedoch gewürzt mit etwas anderem. Sie beugte sich zu dem Rezeptionisten herab, sagte unterdrückt etwas zu ihm und sah dann wieder auf. Carl begegnete ihrem Blick von der anderen Seite des Raumes und erkannte darin eine tiefe innere Ruhe, die ihm sagte, dass sie gerade eine ganze Etage weiter aufgestiegen waren. In der Erwiderung seines Blicks lag etwas, das eine gewisse Anerkennung sein mochte, dann richtete sich die Frau auf und trat um den Schalter herum zu ihnen. Ihr Gang war der einer Tänzerin, einer professionellen Ringerin.
    Automatisch erhob sich Carl, wie er es getan hätte, wenn jemand im Raum eine Waffe gezogen hätte.
    Die Frau sah es und lächelte ein wenig. Jetzt, im Nachhinein, im Kielwasser der Welle aus Achtsamkeit, überkam es ihn, dass sie sehr schön war, eben jene Mischung aus Rimstaaten und asiatischem Pazifik, die man bei den Filmstars aus Freeport und bedeutenden Politikerinnen entlang der gesamten Westküste sah. Sie streckte die Hand aus und bot sie Carl als Erstem an. Der Griff sowie der Ausdruck, der dahinter stand, waren kühl und abschätzend. Das Händeschütteln mit Rovayo war eine strikte Nebensächlichkeit, eine Formalität, die man erledigte und dann beiseite schob.
    »Guten Abend«, sagte sie. »Ich bin Carmen Ren, stellvertretende Managerin vom Dienst. Ich muss mich für die Art und Weise Ihres Empfangs entschuldigen. Wir alle sind nach wie vor etwas erschüttert von unserer Entdeckung bei Ward. Aber natürlich möchten wir völlig mit der Untersuchungsbehörde kooperieren. Kommen Sie bitte mit!«
    Sie führte sie durch die Tür zurück, die sie benutzt hatte, und weiter durch überfüllte Lagerräume, in denen sich Regale mit Unterwasserausrüstung sowie weniger deutlich erkennbaren Gegenständen aneinanderreihten. Auf der anderen Seite einer spärlich beladenen, freistehenden Einheit erhaschte Carl einen Blick auf zwei Türen für Frachtaufzüge, die in eine Seitenwand eingelassen waren. Eine schwache salzige Feuchtigkeit hing in der Luft, vom Meer. Im Hintergrund hatte der Vorratsraum eine weitere Tür, die sich in ein Büro öffnete. Carmen Ren winkte sie zu den beiden vorhandenen Stühlen und

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