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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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weißt.«
    Und dann ging Marsalis die Luft aus, als hätte man ihn gerade gestochen. Er ging zur Bar und legte den Revolver sorgfältig auf das zerkratzte Holz.
    »Gottseidank, das ist vorbei«, sagte er mitfühlend. »Du möchtest doch bestimmt ’n Drink.«
    »Nein, ich möchte keinen verdammten Drink. Er ist weg.«
    Marsalis wandte sich um und überflog die Sammlung von Flaschen hinter ihm. Sein Blick fand sie im Spiegel.
    »Ja, aber betrachte es doch mal von der Schokoladenseite her! Keiner von uns beiden ist tot, was eine gewaltige Verbesserung zu dem Zustand ist, den ich vor zehn Minuten erwartet habe.«
    Sie zitterte ein wenig. Schüttelte es ab. Marsalis wählte eine Flasche aus den vielen sowie einige Gläser. Er stellte die Gläser auf die Theke und ließ bernsteinfarbene Flüssigkeit hineintröpfeln.
    »Sieh mal, sei doch nicht so ein Miesmacher! Das Mindeste, was ich dir dafür schulde, dass du mir eben das Leben gerettet hast, sind ein paar gestohlene Whiskys. Und du siehst aus, als könntest du sie brauchen.«
    »Oh, he, vielen Dank. Ich rette dir das verdammte Leben, und du erzählst mir, ich sähe beschissen aus?«
    Er vollführte eine Geste, wackelte mit der Hand hin und her. »Sagen wir, ein bisschen blass.«
    »Verpiss dich!« Sie nahm ein Glas.
    Er folgte ihr, und sie stießen sehr vorsichtig an. Sehr ruhig sagte er: »Ich bin dir was schuldig, Sevgi.«
    Sie nippte und schluckte. »Sagen wir, jetzt sind wir quitt wegen der Skater. Du bist mir gar nichts schuldig.«
    »Oh, aber klar. Diese Burschen in New York, die wollten mich und dich umbringen, das war Selbstverteidigung. Das hier ist was anderes. Prost!«
    Beide leerten ihr Glas. Sevgi lehnte sich auf die Bar ihm gegenüber und spürte die Wärme, die sich einen Weg in ihren Bauch bahnte. Er hob fragend die Flasche. Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie gesagt, RimSich sollte jede Minute hier sein«, sagte sie. »Ich habe sie etwa zu dem Zeitpunkt gerufen, als deine Freunde hier reingegangen sind. Wäre ein bisschen früher reingestürmt, aber ich hatte auf Unterstützung gehofft.«
    »Na ja.« Er betrachtete seine Hände, und sie sah, dass sie ein wenig zitterten. Der Anblick erregte ein unbestimmtes Gefühl in ihrer Magengrube. Er schaute wieder auf und grinste. »Trotzdem ziemlich gutes Timing. Wie, zum Teufel, bist du hergekommen?«
    »Ich habe dich das Hotel verlassen sehen. War gerade angekommen.« Sie nickte zu den Leichen auf dem Boden zwischen ihnen hinüber. »Sah den Tropfen mit diesen Burschen losfahren und deinem Taxi folgen. Habe ein paar Sekunden gebraucht, selbst eins ranzuwinken. Dann, als ich hier eingetroffen bin, habe ich sie draußen vor der Bar sitzen und warten sehen. Ich hab nicht gewusst, was hier los war, was du so weit entfernt von der City angestellt hast, ob diese Knaben auf deiner Seite waren oder nicht. Hab erst reingeschaut, als ich Schüsse gehört habe. Was mich daran erinnert: Was, zum Teufel, hast du hier getan?«
    Er sah beiseite, in eine Ecke. »Hab bloß nach ’ner Prügelei gesucht.«
    »Ja? Hast ja anscheinend ’ne gute gefunden.«
    Er schwieg.
    »Wer waren die also?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast ihn irgendwie genannt…« Eine jähe polizistenhafte Schärfe stach sie in die Gedanken, zerstörte den Augenblick mit ihren Einwänden. »Als er die Waffe an sich nehmen wollte. Ich hab dich gehört. On-irgendwas.«
    »Onbekend, ja. Sein Name. Er hat sich vorgestellt, während er dabei war, mich umzubringen.« Marsalis runzelte in sich gekehrt die Stirn. »Er war ein Dreizehner.«
    »Das hat er dir gesagt?«
    »Es hat sich im Verlauf des Gesprächs herausgestellt, ja.«
    Erneut zitterte sie. »Bisschen viel Zufall.«
    »Ganz und gar nicht. Apropos Zufall, warum hast du mich überhaupt beobachtet?«
    »Oh, ja. Das.« Sie nickte, ließ sich von der Befriedigung erwärmen, recht gehabt zu haben, und gestattete sich ein Lächeln. »Wollte dir eigentlich was erzählen. NYPD hat den dritten Skater erwischt und verhaftet. Er sagt, ihr Ziel sei die ganze Zeit über Ortiz gewesen. Nicht du.«
    Marsalis sah sie verblüfft an. »Ortiz?«
    »Ja. Anscheinend sind wir bloß ins Kreuzfeuer geraten. Dadurch ist Norton wohl aus der Schusslinie, nicht wahr? Abgesehen von Paranoia, meine ich.«
    »Bist du dir da ganz sicher? Ich meine, hat NYPD selbst nachgeprüft, ob…«
    »Marsalis, nun lass das Thema doch mal fallen, verdammt!« Ihre Erschöpfung schien stärker zu werden. Oder vielleicht war der Whisky keine so gute

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