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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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dasselbe wie sie – Carl Marsalis, auf dem Fußboden abgestützt, einen großen Revolver in der Hand.
    Er wirbelte herum, und der Schuss ging weit daneben. Tiefes Gebell der schweren Waffe im Raum. Marsalis knurrte etwas, schwang herum und feuerte erneut. Die Tür schloss sich hinter dem anderen Mann.
    Sevgi schnappte sich ihre Waffe.
    »Du bist okay?«
    Grimmiges Nicken. Er kam unsicher auf die Beine. Sie warf ihm ein knappes Grinsen zu und ging zur Tür. Schob sie einen Spalt breit auf und spähte hinaus. Der Tropfen, dem sie vom Hotel aus mit dem Taxi gefolgt war, stand immer noch auf der anderen Seite der verlassenen, heruntergekommenen Straße. Der verletzte dritte Mann fummelte an der Tür herum, bekam sie auf. Keine Zeit. Sie rannte hinaus und stellte sich erneut zum Feuern hin, diesmal auf den Bürgersteig. Eintausend Erinnerungen an die Straßen und Gassen von Queens und Manhattan, elf Jahre der Verfolgungsjagden und Verhaftungen – es durchpulste sie, verankerte sie, beruhigte ihre Hände.
    »Polizei! Hände an den Kopf! Legen Sie sich auf die Straße!«
    Er schien an der geöffneten Wagentür zu knien. Sie trabte näher heran.
    »Ich habe gesagt, Hände an…«
    Er fuhr herum, riss von irgendwoher eine Waffe heraus. Kam feuernd hoch. Sie schoss zurück. Einstellung auf drei – sie sah ihn von der auf Hochglanz polierten Flanke des Tropfens zurückfahren, wusste jedoch gleichzeitig, dass sie zu hoch gezielt hatte. Spürte, wie etwas sie in die linke Schulter traf, stolperte und fiel zurück gegen die Mauer der Bar. Ein Bein schoss unter ihr hervor, sie schlug mit den Armen um sich, um nicht ganz zu stürzen. Gegen die Mauer gedrückt, sah sie ihn vom Wagen zurücktänzeln, verschmiertes Blut zurücklassend, das auf der Karosserie matt glänzte, sah ihn stolpern und im Innern des Fahrzeugs zusammenbrechen. Sie kämpfte sich wieder hoch, er lehnte sich hinaus, um die Tür hinter sich zuzuziehen, und sie wusste, dass sie zu spät käme. Sie hob die Beretta einhändig und schoss einmal. Der dreifache Rückstoß war zu heftig, um die Waffe unten zu halten, die Kugeln prallten von dem Tropfen ab, auch nicht annähernd am Ziel. Die Tür schwang in ihren Angeln und knallte zu, dass sie es auf ihrer Seite der Straße hörte. Sofort sprang der Motor jaulend an. Sie stolperte vorwärts, versuchte, sich aufzurichten, versuchte, gegen das taube Gefühl in ihrer Schulter einen sauberen Schuss auf den Tropfen anzubringen, als er davonsauste.
    Dreimal konnte sie den Hahn betätigen. Neun Schüsse, jedes Mal ein heftiger, pulsierender Schlag in der verwundeten Schulter, als sie mit beiden Händen feuerte. Der Tropfen schleuderte hin und her, richtete sich dann aus, erreichte eine Ecke, nahm sie mit Höchstgeschwindigkeit und verschwand mit einem Quietschen der missbrauchten Reifen. Sie ließ die Arme sinken, stieß angewidert die Luft aus und stand einen Moment lang einfach nur da.
    »Scheiße«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme tönte laut in der plötzlich stillen Straße. »Zwei von drei, hat da jemand ein Problem mit?«
    Anscheinend niemand.
    Sie wandte sich zur Bar um, schob die Tür auf, lehnte dort auf der Schwelle im Rahmen und überblickte den Schlamassel. Marsalis war mittendrin wieder auf die Beine gekommen und hielt den Revolver in der Hand. Er fuhr zusammen, als sie hereinkam, stand danach nur da und sah sie an. Ein schwaches Lächeln zupfte an ihren Lippen.
    »Wenn ich es recht verstehe, ist also niemand drüben auf dem Klo.«
    »Richtig.«
    »Gut. Ich bin müde.« Sie steckte die Beretta in ihr Schulterholster und zuckte ein wenig bei dem Schmerz zusammen, den die Bewegung ihr bereitete.
    »Du bist okay?«
    Sie sah auf ihre linke Schulter hinab, wo das Geschoss durchgegangen war. Blut tröpfelte langsam den Arm ihrer ruinierten Jacke herab. Das taube Gefühl wich jetzt einem handfesten, hämmernden Schmerz. Sie spannte die linke Hand, hob sie hoch und verzog ein wenig das Gesicht.
    »Ja, er hat mich erwischt. Fleischwunde, ich werd’s überleben.«
    »Soll ich einen Blick drauf werfen?«
    »Nein, du sollst keinen verdammten Blick drauf werfen.« Sie zögerte und vollführte eine Geste, vielleicht als Entschuldigung gemeint. Ihre Stimme wurde weicher. »RimSich ist unterwegs. Ich warte.«
    »Ich habe den Wagen gehört. Ist er weg?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ja. Hab ihn einige Male getroffen, aber nicht schwer genug, um ihn umzunieten. Dreizehner, hu!«
    »Tja, wir sind zähe Burschen, wie du

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