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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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bioversiegelten Türen gebracht hatten. Vor der Morgendämmerung hatte er seine Lösung gehabt, und sie hatte ihm wie ein Totenschädel ins Gesicht gestarrt, hatte ihn aus den sauberen Gängen hinausgetrieben und hinab in die Gärten und ihr grau werdendes Licht. »Onbekend hat die Haag-Waffe für mich mitgebracht, weil er glaubte, er müsse mich aus dem Hotel entführen und mich irgendwohin bringen, wo sie meinen Selbstmord arrangieren könnten. Einen Mord konnten sie sich nicht leisten, also versuchten sie, alles geräuschlos über die Bühne zu bringen. Und Onbekend konnte es sich nicht leisten, mich zu betäuben, weil sich das bei einer Autopsie gezeigt hätte. Er versuchte, in meinen Rücken zu gelangen und mich bei vollem Bewusstsein herumzuschubsen, und das ist bei einem Dreizehner eine ziemlich kitzelige Angelegenheit. Wir lassen uns nicht leicht einschüchtern, und wir fürchten uns im Allgemeinen nicht vor dem Sterben. Aber es gibt solche und solche Wege zu sterben. Ich hätte mich vielleicht auf fast jede gewöhnliche Waffe gestürzt, ungeachtet aller Chancen. Aber nicht auf die Haag-Waffe.«
    »Das hat er Ihnen gesagt. Dass er plante, Ihren Selbstmord vorzutäuschen?«
    »Ja, das hat er mir gesagt.« Carl starrte in seine Erinnerungen zurück. »Über alles und jedes hinaus jedoch, wozu er angeheuert war, hat mich Onbekend gehasst. Daran bin ich bei anderen Dreizehnern gewöhnt, es ist üblich. Aber es war ein wenig mehr. Er wollte mich vor meinem Tod bis auf die Haut ausgezogen sehen. Wolke mich wissen lassen, wie dumm ich gewesen war, wie weit er über mir stand und mir voraus war. Wie erbärmlich ich aussähe, wenn ich mir irgendwo von eigener Hand das Gehirn herauspusten würde.«
    »Aber sie haben den Selbstmord zu den Akten gelegt.«
    »Ja.« Carl zog ein weiteres Mal heftig die Luft ein. Onbekends Verachtung schnitt wie ein Messer durch ihn. »Sie brauchten ihn nicht. Ich habe ein Bad in der Menge genommen, und der Plan hat sich geändert. Es wäre ausreichend gewesen, stattdessen einen Tod auf der Straße vorzutäuschen. Die Haag wurde als Drohung nicht gebraucht, und sie wäre sowieso die völlig falsche Waffe gewesen, um mich wirklich damit umzubringen. Onbekend ließ sie im Tropfen, hat sie gegen Sevgi nur abgefeuert, weil er nichts anderes zur Hand hatte.«
    Norton starrte ihn an. »Das wird bestimmt sehr tröstlich für sie sein.«
    Carl erwiderte müde seinen Blick. »Sie wollen mir dafür die Schuld in die Schuhe schieben, Norton? Brauchen ein Ziel für Ihre impotente männliche Wut? Machen Sie nur weiter, hassen Sie mich. Ich bin daran gewöhnt, mir wird das zusätzliche Gewicht gar nicht großartig auffallen. Strapazieren Sie Ihr Glück jedoch nicht! Ich bin nämlich müde und werde Sie in zwei Hälften zerreißen, wenn Sie die Grenze überschreiten.«
    »Wenn Sie nicht…«
    »Wenn ich nicht ausgegangen wäre, wäre alles anders gelaufen. Ich weiß. Sie hätten mich im Hotel erwischt, mich hinausgebracht, und Sevgi Ertekin wäre immer noch dort gewesen, als es geschah, weil, Norton, sie sowieso zu mir gekommen wäre. Vielleicht ist es das, was wirklich an Ihnen nagt, hm?«
    »Oh, hören Sie doch auf!« Aber die Worte klangen erschöpft, und er sah beiseite.
    »Sie wollen die Wahrheit wissen, Norton? Warum sie zu mir gekommen ist?«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Sie ist gekommen, um Ihren Namen reinzuwaschen.«
    Der COLIN-Angestellte warf ihm einen Blick zu, als hätte ihm Carl gerade eine Ohrfeige verpasst.
    »Was?«
    »Ich habe Ihnen nicht vertraut, Norton, nicht mehr als der Ansprache des Präsidenten von Jesusland. Diese Skater draußen vor Sevgis Wohnung – Sie waren der Einzige, der wusste, wo ich war. Ich hatte geglaubt, Sie hätten irgendeinen Plan, und der sähe vor, mich von der Landkarte zu wischen.«
    »Was? Ich habe Sie ursprünglich aus diesem verdammten Knast rausgeholt, Marsalis! Es war mein Anruf, meine Initiative. Warum, zum Teufel, sollte ich…«
    »He, nennen Sie’s Dreizehner-Paranoia.« Carl seufzte. »Wie dem auch sei, anscheinend hat Sevgi gestern Abend einen Anruf vom NYPD bekommen, dass sie den dritten Skater erwischt hätten und er gesungen hätte. Ich war nie das Ziel. Sondern Ortiz. Sevgi ist zu mir gekommen, um mir das zu sagen, weil sie die Vorstellung nicht ertrug, dass Ihr Namen beschmutzt wäre.«
    Norton schwieg.
    »Ist Ihnen jetzt besser?«
    »Nein.« Ein Flüstern.
    »Sie hat sowieso nie an diese Theorie geglaubt. Hat mich niedergeschlagen, als ich

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