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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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dabei besser fühlen.«
    Sie stand einen Meter von ihm entfernt da, und er sah, wie sie ihren Ärger gewaltsam unterdrückte, ihn aus ihrer Körperhaltung herausholte und wegsteckte. Ein Zittern ungesuchter Begleitgefühle, als er dabei zuschaute. Wiederum stützte sie sich auf die Mauer, und ihre Worte kamen kühl und im Plauderton heraus.
    »Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, Marsalis, sich zu überlegen, weshalb Projekt Gesetzeshüter so spektakulär in die Hose gegangen ist? Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, dass es, wenn Sie genverstärkte männliche gewaltbereite Tendenzen in eine sowieso schon genverstärkte männliche Karosserie stecken, bedeuten könnte, dem Affen etwas zu viel Zucker zu geben?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Nein, der Gedanke ist mir noch nicht gekommen. Ich war dort, als das Projekt Gesetzeshüter in die Brüche ging. Was dort falsch lief, war, dass Dreizehner nicht gern tun, was man ihnen sagt, und sobald die normalen Schranken fallen, hören sie damit auf. Man kann aus Dreizehnern keine guten Soldaten formen. So einfach ist das.«
    »Ja, wie gesagt. Zu viel Zucker.«
    »Oder einfach das Konzept des Soldaten missverstehen.« Er brütete über der Silhouette der Landspitze von Marin vor dem Himmel, beobachtete den ordentlichen, pünktchenhaften Fluss rot getüpfelter Lichter, die von der Brücke herab in eine Falte der dunklen Berge strömten. »Apropos Soldaten, wenn Harbin Sie zusammengesetzt hat, Ihnen die Gene und das Ninjutsu gegeben hat, habe ich Grund zu der Annahme, dass Sie zur Abteilung Zwei gehören.«
    Er glaubte, sie vielleicht ein wenig zittern zu sehen. »Nicht mehr.«
    »Macht es Ihnen was aus, das zu erklären?«
    »He, Sie haben gefragt, wer ich sei. Niemand hat was von einem ganzen verdammten Lebenslauf getönt.«
    Er merkte, dass er in der Düsternis lächelte. »Umreißen Sie ihn einfach für mich! Bloß die Knochen, ausreichend, um mich zu überzeugen. Eines habe ich nämlich ganz bestimmt nicht vor, und das ist, Handlanger für den chinesischen Sicherheitsdienst zu sein.«
    »Sie machen mich allmählich stinksauer, Marsalis! Ich habe Ihnen gesagt, dass ich bei dem Scheiß nicht mehr dabei bin.«
    »Ja, aber ich bin von Natur aus ein misstrauisches Arschloch. Soll ich Ihren Boss für Sie umbringen? Entschuldigen Sie meine Neugier.«
    Zischend stieß sie den Atem zwischen den Zähnen aus.
    »Sechsundneunzig habe ich undercover mit daran gearbeitet, eine Operation der Triaden in Hongkong zu knacken. Es ging um Sexsklaven. Als wir schließlich zuschlugen, wurde es blutig.
    Abteilung Zwei gibt einen ziemlichen Scheißdreck um unschuldige Zuschauer.«
    »Ja, das hat man mir erzählt.«
    »Nun gut, inmitten dieses Bluts und Geschreis habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich in aller Stille verdrückt. Im Kreuzfeuer verschwunden, die Grenze überschritten. Mit Hilfe der Kontakte, die ich geknüpft hatte, habe ich eine Passage nach Kuala Lumpur gebucht und dann weiter nach Süden.« Eine merkwürdige Erschöpfung kroch in ihre Stimme. »Eine Weile lang war ich Gesetzeshüter in Jakarta, habe bei den Revierkämpfen gegen die Yakuza mitgespielt und mir einen Indonesien-weiten Ruf erworben. Bin wieder weiter nach Süden. Sydney und dann Auckland. Firmenkunden. Schließlich die Rimstaaten, weil da das richtige Geld steckt. Und da bin ich jetzt. Ist Ihre Neugier damit befriedigt?«
    Er nickte, wieder einmal überrascht vom Gefühl der Verwandtschaft, das er verspürte. »Ja, das tut’s erst mal in puncto Lebenslauf. Aber ich habe noch eine weitere Frage, eine allgemeine Information, die Sie mir liefern können.«
    Erschöpfter Seufzer. »Und die wäre?«
    »Warum geben Sie sich mit mir ab? Sie sind absolut tödlich, haben gute Verbindungen. Sind der RimSich immer einen Schritt voraus, und es sieht so aus, als ob es Ihnen leicht fiele. Warum nehmen Sie sich dieses untreue Arschloch nicht selbst vor? Ist doch nicht so, als wüssten Sie nicht, wo es steckt, oder?«
    Eine Weile lang schwieg sie.
    »Es ist eine einfache Frage, Ren.«
    »Ich glaube, ich habe Ihnen genug gesagt. Letztlich sind Sie ein Kopfgeldjäger der UNGLA. Wenn Sie mich zur Strecke bringen, sind Ihre nächsten Mahlzeiten gesichert.«
    »Ich weiß bereits, was Sie sind«, sagte er grob. »Sehen Sie mich nach einer Haag-Waffe greifen?« Die Stimme leicht schwankend bei diesen letzten drei Worten.
    Sie neigte den Kopf, als ob sie das Zittern bemerkt hätte, und musterte erneut ihre

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