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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beistelltisch. Zog ihn zurück, schlug ihn erneut auf den Tisch…
    Dann war Tom Norton dazwischen. Hände, die Carl zurückhielten, ihn fortschoben.
    »Das reicht«, sagte der COLIN-Angestellte.
    Carl nagelte ihn mit einem Blick fest. »Hände weg von mir!«
    »Ich habe gesagt, das reicht. Wir brauchen ihn bei Bewusstsein!«
    Ihnen zu Füßen schob sich Jeff von den Hieben weg, rollte sich wie ein Fötus auf dem Boden zwischen Beistelltisch und Sofa zusammen. Carl starrte Norton einen Augenblick länger an und nickte dann ruckartig. Er zog den Direktor von Human Cost zum Sofa zurück und ließ ihn darauf fallen. Beugte sich herab, dass er ihm ins Auge sehen konnte.
    »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen mich nicht raten lassen«, bemerkte er gleichmütig. »Was ist jetzt also mit dem Camp in Wyoming passiert, als Skorpion dicht gemacht wurde?«
    »Na gut.« Die Worte stürzten aus Jeff Norton hervor wie ein Damm, der brach. Seine Nase hatte wieder angefangen zu bluten, und das Blut tropfte ihm in die hohlen Hände. »Wir haben es abgefackelt, wir haben es abgefackelt, verdammt, ja! Skorpion ist rein, hat alle abgemurkst, die Objekte und das angeheuerte Personal. Dann hat es das Gelände vermint, in die Luft gejagt und alles bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur die Asche zurückgelassen.«
    Vor dem geistigen Auge sah Carl, wie es wohl gewesen war: das sporadische Knallen von Handfeuerwaffen, die schrille Panik und die abgeschnittenen Schreie, die zur Stille erstarben, und das Knistern der Flammen. Das reißleinenartige Wummern der Explosionen im ganzen Camp, als die ausgelegten Ladungen hochgingen. Und später, im Davongehen, das Feuer am dunklen Horizont in der Ferne, wenn man sich umdrehte und zurückschaute. Wie Ahwas, wie Taschkent, wie die Hotels in Dubai. Das uralte Zeichen. Das Tier ist von der Leine gelassen.
    »Und niemand hat was gesagt?«, fragte Tom Norton ungläubig.
    »Oh, mein Gott, Tom, hast du nicht zugehört, was ich gesagt habe?« Jeff stieß ein schluchzendes, vom Schleim verdicktes Gelächter aus. »Das ist die Republik, von der du redest. Kennst du das Guantanamo-Syndrom? Tu’s bloß weit genug weg, und niemanden interessiert’s einen Scheißdreck!«
    Carl ging zum Schreibtisch zurück und lehnte sich gegen die Kante. Eigentlich führte man so kein Verhör durch, er hätte die Nähe beibehalten, den Druck aufrechterhalten sollen. Aber in Reichweite von Jeff Norton traute er sich selbst nicht mehr über den Weg.
    »Okay«, sagte er grimmig. »Kommando Skorpion verbindet alle diese Leute miteinander, schenkt ihnen ein kleines, schmutziges Geheimnis, das sie bewahren müssen, und Kommando Skorpion vergräbt seine Details so, dass im Fluss keine Links mehr vorhanden sind. Nichts davon erklärt, warum sie jetzt alle umgebracht werden, vierzehn, fünfzehn Jahre später. Jemand säubert anscheinend wieder mal das Haus. Warum also jetzt?«
    Der Direktor von Human Cost hob das blutbeschmierte Gesicht und bleckte die Zähne zu einem fleckigen Grinsen. Er schien zu zittern, und etwas wollte sich offenbar von ihm losreißen, etwas, das fast ein Gelächter war.
    »Verdammte Karriereleiter«, erwiderte er bitter. »Ortiz.«

 
50
     
     
    Am folgenden Morgen erwischten sie in aller Herrgottsfrühe einen Cathay-Pazifik-Sprung nach New York. Carl wäre es lieber gewesen, er hätte nicht warten müssen, aber er brauchte die Zeit, um einige Anrufe zu tätigen und Pläne zu erstellen. Außerdem wollte er, dass Tom Norton freiwillig etwas schlief – falls er überhaupt schlafen konnte – und die ganze Angelegenheit im kalten Licht eines neuen Tages betrachten würde. Alles in allem hatte er jetzt ein besseres Blatt in der Hand als erwartet, aber Norton war nach wie vor eine unbekannte Größe, und das umso mehr angesichts der Ergebnisse bei der Human Cost Foundation.
    Am Flughafen brachte Nortons COLIN-Ausweis sie rasch und vor allen anderen Passagieren durch den Sicherheitscheck und an Bord. Carl saß auf einem bevorzugten Fensterplatz, wartete darauf, dass das Shuttle sich füllte, und starrte auf einen Evercrete-Vorplatz hinaus, über den ein heulender Wind heftige Regenschleier peitschte. Hinter den Umrissen der Terminalgebäude drang ein blasses, düsteres Licht zwischen dicken, eisengrauen Wolken aus dem Himmel. Das schlechte Wetter war über Nacht hereingekommen, und wie es aussah, würde es noch eine Weile hängen bleiben.
    Die Voraussagen für New York kündigten kaltes, trockenes und klares

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