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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht…«
    »Doch, er musste«, sagte Sevgi ungerührt in die Luft hinein. Zeit, die Sache zum Wohle aller durchzuziehen. »Er musste lautlos fliegen. Er konnte das Rettungsschiff nicht herbeirufen, und er konnte nicht in die Kryokappe zurück, vorausgesetzt, sie hätte das zugelassen, weil diese beiden Optionen seinem ganzen Sinn und Zweck zuwider gewesen wären.«
    Ein kurzfristiges Schweigen. Rovayo schoss einen verzweifelten Blick zu Coyle hinüber. Der große Polizist spreizte die Hände.
    »Und der wäre gewesen?«
    »Frei heimzukehren.«
    »Erscheint ein wenig extrem«, bemerkte Rovayo sarkastisch. »Meinen Sie nicht?«
    »Nein, ist nicht extrem.« Sevgi hörte sich reden, aber die Worte schienen ihr auf einmal gewichtig, schwer über die Lippen zu bekommen. Das Syn verließ sie, zog sich aus ihrem Sprachzentrum zurück, ließ sie mit dem erlöschenden Licht der Inspiration zurück, jedoch ohne deutlich erkennbaren Weg, sie hinüberzubringen. Sie stocherte nach Klarheit. »Sehen Sie mal, der Raumflug ist ein geschlossenes System. Man dockt im Orbit an, das bedeutet: Quarantänekontrolle, medizinische Postkryokappenkontrolle, Herunterladen der ID. Normalerweise eine Woche, bevor sie einen den Aufzug des Orbitalturms runterlassen. Wer dieser Typ auch war, er wollte das alles nicht durchmachen. Er konnte es sich nicht leisten, zusammen mit den anderen unter der Kryokappe heimzukehren, und er konnte es sich gewiss nicht leisten, gerettet zu werden. Diese beiden Optionen enden am Orbitalturm. Er musste ungesehen, unregistriert davonspazieren können. Und das war die einzige Möglichkeit dazu.«
    »Ja aber warum?«, wollte Coyle wissen. »Sechs oder sieben Monate des Kannibalismus, der Isolation, wahrscheinlich des Irrsinns. Das Risiko eines Absturzes ganz am Schluss. Dazu das Durchbrennen der Kryokappe, das ist doch mit einigem Risiko verbunden, nicht wahr? Ich meine, nun kommt schon! Wie dringend kann jemand frei nach Hause kommen wollen?«
    Ein sarkastisches Grinsen seitens Norton, aber er hielt den Mund. Nichts für die Öffentlichkeit. Sevgi nahm den diplomatischen Weg.
    »Das trifft doch gar nicht den Punkt. Es ist kein Geheimnis, dass es Leute auf dem Mars gibt, die sich wünschen, nie einen Vertrag unterschrieben zu haben, die liebend gern heimkehren würden. Aber das sind die Malocher am billigen Ende der Bemühungen um Kolonisierung. Dieser Mann war kein Malocher. Wir sprechen von jemandem, der mit Leichtigkeit medizinische und Kryodatensysteme manipulieren kann, der imstande ist, das Bordprotokoll für eine Notlandung zu bedienen…«
    »Das ist noch was, das ich nicht kapiere.« Rovayo runzelte die Stirn. »Während der ganzen Fahrt holt dieser Typ Passagiere aus den Kryokappen und bringt sie wieder zurück, um sich von ihnen zu ernähren. Warum tötet er nicht einfach einen von ihnen und steckt sich selbst an dessen Stelle in eins der Gefrierfächer?«
    »Bisschen schwierig zu erklären, wenn sie dich am anderen Ende wieder rausholen«, meinte Coyle trocken.
    Seine Partnerin zuckte mit den Achseln. »Na gut, dann stellst du die Kryokappe so ein, dass sie dich eine Woche vor der Heimkehr aufweckt. Dann…«
    Norton schüttelte den Kopf. »Geht leider nicht. Die Kryokappen sind auf Nanoebene individuell für jeden Passagier kodiert, und sie haben sehr strenge Programmparameter. Sie würden einen anderen Körper sofort zurückweisen. Man müsste ein Biotech-Spezialist sein, um das zu umgehen, und selbst dann könnte es einem mitten auf der Überfahrt nicht gelingen. So eine Kodierung wird durchgeführt, während das Schiff im Dock ist. Sie fahren dafür das gesamte System herunter. Und man könnte ein zu frühes Aufwachen auch nicht wieder neu kodieren, und zwar aus so ziemlich denselben Gründen. Die ganze Sache hier läuft darauf hinaus, dass alles innerhalb der existenten Parameter des automatisierten Systems stattgefunden hat. Es gibt eine Vorprogrammierung dafür, einen Passagier für medizinische Vorgänge vorübergehend aus dem Kälteschlaf zu holen. Es gibt keine Vorprogrammierung dafür, Passagiere zu vertauschen oder sie verfrüht aufwachen zu lassen.«
    »Und er war schlau oder geschickt genug, das zu wissen«, meinte Sevgi. »Denken Sie mal darüber nach! Er wusste genau, welche Systeme er gefahrlos untergraben konnte, und er tat es, ohne während dieses Vorgangs einen einzigen Alarm auszulösen.«
    »Ja, ja, und er hat ein böses Händchen für die alternative Küche«, knurrte Coyle. »Sie

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