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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagen, was diese Pixel malen?«
    So weit war sie ihnen nicht voraus. Coyles Augenfarbe veränderte sich, als er verstand, der Ärger verblasste schließlich zu etwas anderem. Rovayo wurde sehr still. Norton – Sevgi drehte sich um, damit sie ihn ansehen konnte – wirkte einfach nur nachdenklich. Aber niemand sprach ein Wort. Merkwürdigerweise war es das Pathologie-’face, das die Herausforderung annahm. Es meinte, man habe ihm eine Frage gestellt.
    »Die Merkmale, die Sie beschreiben«, sagte die fabrizierte Frau präzise, »stimmen damit überein, dass der Täter ein Mann ist, eine re-engineerte Variante Dreizehn.«
    Sevgi nickte dem ’face dankend zu.
    »Ja. Nicht wahr?«
    Alle standen sie da, während die Information in sie einsank.
    »Klasse«, meinte Coyle schließlich. »Genau das, was wir brauchen. Einen verfluchten Verdrehten als Täter.«

 
6
     
     
    Irgendwann Freitagnacht gab die Bewässerungsschlinge auf Strang Sechzehn ihren Geist auf, und die Sicherungsschlinge sprang wieder einmal nicht an. Der Samstag begann recht nebelig, sodass es zunächst niemandem auffiel, als die Plattenabdeckungen weiterhin auf voller Transparenz blieben. Aber nachdem es der kalifornischen Sommersonne an jenem Nachmittag endlich gelungen war, den Nebel wegzubrennen, fiel ihr Licht ungehindert auf das Glas, und die reifenden Kulturen bekamen sie mit voller Gewalt ab. Am Kai heulten die Sirenen los. Scott und Ren röhrten mit Panikgeschwindigkeit im Speedboat hinaus, aber als sie ihre Taucheranzüge angelegt und ins Wasser gesprungen waren, hatten sie so gut wie alles von diesem Strang verloren. Sie paddelten ein bisschen umher, um sich zu vergewissern, schalteten dann das System ab und gaben die Einzelheiten per Telefon an Nocera weiter. Düster und in triefendem Schweigen fuhren sie zum Kai zurück. Scott musste nicht aussprechen, was ihnen beiden klar war. Strang Siebzehn war bis zu den Wurzeln vollgepackt – er trug etwa ein Viertel der monatlichen Ernte. Wenn Ward von seiner Überprüfung der Tiefseespaliere zurückkehrte und davon hörte, würde er einen Tobsuchtsanfall bekommen. Es war das dritte Mal in diesem Sommer.
    »Das passiert, wenn du deine Software im verdammten Texas kaufst«, bemerkte Nocera grinsend, die Füße auf der Konsole, während er und Scott dasaßen und auf irgendeinen telefonisch beorderten Mechaniker aus San Diego warteten, der den Fehler aufspüren und beheben sollte. »Das wird Ward nie lernen. Wenn du Rim-Qualität willst, musst du Rim-Preise bezahlen.«
    »Ist nicht die Software«, meinte Scott, hauptsächlich, weil er wusste, dass es eben so war, aber auch, weil er Noceras ständige Sticheleien müde wurde. »Sind die Seehunde.«
    »Ist die Software, verflucht! Ward hat billig und fröhlich bei einer Bande Stiesel aus Jesusland gekauft, die modifizierten Kohlenstoff für etwas halten, das man zum Grillen im Haus hernimmt. Diese Typen sind fünf Jahre hinter dem Zeug zurück, das heutzutage aus dem Valley kommt, mindestens!«
    »Mit der Software ist alles in Ordnung«, fauchte Scott. »Wir hatten denselben Scheiß im Mai, und das war vor dem verdammten Update.« Bevor du angeheuert hast, fügte er nicht hinzu. Und dann wurden ihm seine eigenen Worte bewusst, und er wurde rot vor Scham. Bevor er hier angefangen hatte zu arbeiten, hatte er nie so geflucht.
    »Yeah. Selbe Scheiße, selbe beschissene Software.« Nocera würde den Mund nicht halten, er war voll in Fahrt. Er gestikulierte im Computerraum umher. »Ward besorgt sich seine Updates genau dort, wo er auch das Originalsystem her hat. KuhTech, Kansas. Frisch aus dem Arsch eines Longhorn herausgeschissen.«
    »Vor einer Minute hast du Texas gesagt.«
    »Texas, Kansas?« Nocera vollführte eine wegwerfende Geste. »Am Ende ist das doch alles dasselbe. Es ist alles…«
    »Lass ihn in Ruhe, Emil. Wir müssen alle irgendwo geboren werden.«
    Ren stand auf der Schwelle zum Kontrollraum, einen unangezündeten Joint im Mundwinkel und die Hände in den Overalltaschen. Sie war ohne ein Wort davongestapft, gleich nachdem sie sich aus ihrem Taucheranzug geschält hatte. Scott wusste inzwischen, dass er ihr nicht nachgehen sollte, wenn sie in dieser Stimmung war. Zumindest nicht, bis sie sich mithilfe des Joints etwas abgeregt hatte.
    Nocera seufzte gewichtig. »Hör mal, Carm, so ist das nicht. Ich zieh nicht über Osborne her, nur weil er über den Zaun gehüpft ist. Viele Leute hier würden so was tun, aber ich nicht. Ich seh das so, dass ein

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