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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollen worauf hinaus?«
    »Dass jeder mit dem Geschick und der Kraft, die dieser Mann gezeigt hat, auf eine Qualpro-Tour gegangen wäre, soll heißen, einen Vertrag von drei bis fünf Jahren unterschrieben hätte, ohne ihn unbedingt verlängern zu müssen. Er hätte abwarten, unter der Kryokappe heimkehren können und wäre sehr wohlhabend gewesen.« Sevgi sah einen nach dem anderen an. »Warum hat er das nicht getan?«
    Rovayo zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er es nicht ausgehalten. Drei Jahre sind eine lange Zeit, wenn man sie von der Startlinie aus betrachtet. Fragen Sie die Neulinge oben in Folsom oder Quentin Two, und das ist bloß Knastzeit hier auf der Erde. Vielleicht ist dieser Typ in Bradbury aus dem Shuttle gestiegen, hat einen Blick auf diese ganzen roten Felsbrocken geworden und begriffen, dass er einen großen Fehler begangen hat, dass er es einfach nicht bis zum Ende durchhalten kann.«
    »Das passt nicht zu der Willensstärke, die er für das alles gebraucht hätte«, sagte Norton düster.
    »Nein, allerdings nicht«, stimmte Sevgi zu. »Und wie dem auch sei, er hätte die Rettungsschiffe herbeirufen können, sobald er den Unterstützungsbereich des Mars hinter sich gelassen hatte. Er hat es nicht…«
    »Unterstützungsbereich?« Rovayo sah Norton stirnrunzelnd an. »Was ist das denn?«
    Norton nickte. »Funktioniert folgendermaßen: Wenn man einen COLIN-Transporter vom Mars zur Erde schickt, und es geht etwas schief, etwas, das eine Rettung erfordert, dann ist es nur bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll, dass die Leute vom Mars herauskommen. Nach diesem Punkt ist der Transporter so weit die Flugbahn hinab, dass es sinnvoller wäre, Hilfe von der Erde aus zu schicken. Jeder, der heimkehren will, müsste mindestens bis zum Umkipppunkt warten, ansonsten wäre alles für die Katz’. Die Marsrettung bringt dich zurück, und du steckst nach wie vor dort fest, und obendrein noch mit der Strafe, die COLIN dir auferlegt. Du brauchst die Rettung von der Erde, weil du es zumindest heim geschafft hast, was dir auch sonst geschehen mag. Sie werden die Frachtkosten nicht dafür verschwenden, dich aus lauter Gehässigkeit zurückzuschicken.«
    »Nur so aus Neugier«, meinte Coyle. »Worin bestehen diese Strafen, von denen Sie sprechen? Was macht COLIN mit Ihnen, wenn Sie auf dem Mars aus der Reihe tanzen?«
    Norton schoss Sevgi einen weiteren Blick zu. Sie zuckte mit den Achseln.
    »Funktioniert genauso wie überall«, erwiderte Norton mit eingeübter Vorsicht. Sie waren allesamt auf eine akzeptable Präsentation auch dieser heiklen Frage gedrillt. »Es gibt eine Reihe von Sanktionen, die man Vertragsbeschränkungen nennt, aber es ist das, was man erwartet, das Übliche also. Bußgelder auf Ihren Vertrag, in einigen schweren Fällen Inhaftierung. Bei kurzer Aufenthaltsdauer addiert sich Ihre Zeit im Gefängnis zur Länge des Vertrags, ohne Kompensation. Wenn Sie also heimwehkrank sind, rechnet es sich nicht, Ärger zu machen.«
    »O. K.« Rovayo hob eine Braue. »Und wenn man’s zur Erde zurückgeschafft hat? Unerlaubt, meine ich.«
    Norton zögerte. Sevgi antwortete für ihn.
    »Das ist noch nie zuvor geschehen.«
    Und sie fragte sich vage, weshalb sie dabei lächelte. Ein kaltes, hartes kleines Lächeln. In ihrer Erinnerung stand Ethan vor ihr und grinste zurück.
    »Oho!«, meinte Coyle.
    »Was, nie?« Wieder Rovayo. »In dreißig Jahren ist das nie zuvor passiert?«
    »Zweiunddreißig Jahre«, entgegnete Norton. »Mehr als doppelt so lang, wenn man die ursprünglichen Gewächshaus-Besatzungen von damals mitzählt, bevor das Nanoforming wirklich Fuß gefasst hat. Wie Sevgi sagt, ist es ein geschlossenes System. Sehr schwer zu knacken.«
    Coyle schüttelte den Kopf. »Ich kapier’s immer noch nicht. Er hätte ein Rettungsschiff von der Erde anfordern können. Okay, das hätte vielleicht ’ne Weile gebraucht, aber, Gott verdammt noch mal, er musste die Zeit sowieso da draußen absitzen. Um wie viel schlimmer hätte ein White-Collar-Gefängnisaufenthalt schon sein können?«
    »Aber es wäre nicht nur das auf ihn zugekommen«, bemerkte Sevgi leise.
    »Sehen Sie mal.« Coyle hörte ihr gar nicht zu. Er war nach wie vor auf der Suche nach jemandem, an dem er seinen Ärger ablassen konnte. »Was ich immer noch nicht begreife, ist dies: Warum habt ihr Leute nicht routinemäßig ein Rettungsschiff losgeschickt, sobald der N-Dschinn den Geist aufgegeben hatte?«
    »Zu billig, verdammt«, brummelte

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